Alex's Home
  Winds of Summer
 
Winds of Summer
  
 Die junge Frau lief leichtfüßig über die von der Sonne gebleichten Planken. Sie liebte das Rollen des Schiffes unter ihren Füßen, welches sie schon ein Leben lang kannte.
Stolz breitete sich in ihr aus, als der schlanke Rumpf des schnellen Schoners die Wellen durchschnitt und an Geschwindigkeit zunahm.
Elizabeth Anne Summers, genannt Buffy,  hatte ihr ganzes Leben auf diesem Schiff verbracht. Ihr Vater, der berüchtigte Piratenkapitän Hank Summers, hatte nach dem Tod seiner geliebten Frau seine fünfjährige Tochter einfach auf seinem schnellen Segler mitgenommen.
Damals hatte sich seine Crew lauthals über ein Kind, noch dazu ein Mädchen, an Bord beschwert. Und so war Buffy durch eine harte Schule gegangen, vor der auch ihr Vater sie nicht hatte bewahren können.
Aber sie war zäh und wissbegierig gewesen. Und sie hatte schnell gelernt, sich durchzusetzen. Viele Kämpfe hatte sie ausgefochten und eins ums andere Mal hätte sie fast verloren, wären nicht ihr Vater und Moharim gewesen.
Grinsend wandte Buffy sich nun an genau diesen. Groß, schwarz, muskelbepackt und mit Tätowierungen übersät, war er der Inbegriff des heidnischen Teufels. Nur wer ihn kannte, wusste, dass er das Herz eines Kindes und die Geduld eines Engels besaß. Wenn er nicht gereizt wurde.
Ihr Vater hatte ihn vor mehr als zehn Jahren von einem Sklavenschiff befreit. Dadurch konnte er sich der bedingungslosen Loyalität dieses schwarzen Riesen absolut sicher sein. Später hatte sich diese Ergebenheit auch auf die Tochter seines Captains ausgeweitet.
Sie war eine der Wenigen gewesen, die keinerlei Angst vor ihm gehabt hatte. Der kleine blonde Wirbelwind hatte sein Herz im Sturm erobert und er wich ihr auch nach dem Tode Hanks nicht von der Seite.
„Captain, in ein paar Minuten werden wir das Schiff eingeholt haben. Seid Ihr Euch sicher, dass der ‚Teufel’ uns diesmal nicht in die Quere kommen wird?“
Buffy lächelte grimmig bei dem panischen Unterton in der Stimme des normalerweise so furchteinflössenden Steuermanns.
Sie konzentrierte sich auf das immer größer werdende Segel des englischen Handelschiffes am Horizont. Zornig verengten sich ihre grünen Augen, als sie an die letzte Eskapade des ‚Teufels’ dachte.
Tagelang hatten sie der spanischen Galleone aufgelauert, nur um dann im heranbrechenden Morgen mit ansehen zu müssen, wie sich aus dem Nebel ein Schiff- sein Schiff- zwischen sie schob. Er hatte mit dem schweren, spanischen Schiff kurzen Prozess gemacht.
Wütend knurrte sie bei der Erinnerung an den Salutschuss, den der Captain des ‚Geisterschiffes’ abgefeuert hatte, bevor er mit der Beute ebenso schnell wieder im Nebel verschwand, wie er erschienen war. Mit ihrer Beute!
Ihr ärgster Feind hatte viele Namen, der ‚Teufel’ war nur einer von ihnen. Niemand kannte ihn, und diejenigen, die in sein Angesicht geschaut hatten, konnten davon nicht mehr berichten.
‚William the Bloody’, oder auch der ‚Spike’ wurde er hinter vorgehaltener Hand genannt, denn er hatte die Angewohnheit, seine Feinde und Opfer mit Nägeln zu quälen.
Buffy schauderte bei dem Gedanken. Natürlich war sie nicht zimperlich mit ihren Gefangenen, aber sie war auch nicht grausam.
Mühsam hatte sie sich den Respekt und die Loyalität ihrer Schiffsmannschaft verdienen müssen. Doch nun gab es keinen unter ihnen, welcher nicht für seinen Captain sein Leben gelassen hätte. Allen voran Moharim.
Ihr Vater hatte ihn von einem Sklavenschiff befreit, welches, außer seiner menschlichen Fracht, auch englisches Gold in den Golf von Mexiko brachte.
Für die damals Zehnjährige war es ein Schock gewesen, zu sehen, welche Zustände auf den Sklavenschiffen herrschten. Hunderte von Menschen eingepfercht im Bauch des Schiffes, nicht besser versorgt als Tiere. Viele waren an Durst, Hunger oder den seuchenähnlichen Krankheiten gestorben. Die Wenigen, die überlebt hatten, unter ihnen auch Moharim, waren von Hank Summers entweder auf dem Festland abgesetzt worden, oder hatten sich seiner Crew angeschlossen.
Wieder konzentrierte sie sich auf den Zweimaster vor ihnen. Diesmal würde ihnen der ‚Spike’ nicht zuvorkommen. Keine Wolke war am Himmel zu sehen und das Meer erstreckte sich ruhig und glatt vor ihnen.
Kein Nebel, aus dem er plötzlich erscheinen konnte. Diesmal würde sie die Menschen auf dem Schiff retten und zusätzlich noch reiche Beute machen.
„Ich bin mir sicher. Er hat das letzte Mal reiche Beute gemacht, er wird an diesem Schiff nicht interessiert sein. Niemand weiß, dass sich so viel Gold an Bord befindet... außer uns!“
Sie hoffte, dass sie damit Recht behalten würde. Bisher hatte der Kapitän der ‚Vengeance’ sich niemals gegen sie gewendet. Doch sie wusste, in einem Kampf mit dem schon zu Lebzeiten sagenumwobenen Kapitän, hätte sie nicht die geringste Chance.
Sie grinste den ersten Steuermann an und wandte sich dann an die Mannschaft: „Dann mal los Jungs. Diesmal ist uns ein großer Gewinn sicher und zudem noch die Befriedigung, den Engländern eins auswischen zu können. Macht euch gefechtsbereit und wartet auf meine Befehle!“ Alle nickten und niemandem wäre es auch nur im Traum eingefallen, den Befehlen ihres Captains nicht Folge zu leisten.
Buffy war zwar eine Frau, doch sie duldete keinen Ungehorsam. Moharim erinnerte sich noch gut daran, was mit dem letzten Matrosen passiert war, der sich geweigert hatte, den Befehlen einer Frau zu folgen. Er hatte das Kielholen nur knapp überlebt und war dann auf einer Insel zurückgeblieben.
Er löste seinen liebevollen Blick von der jungen, starken Frau an seiner Seite und brachte das Schiff scharf vor den Wind.
 
 
Spike sah aus zusammengekniffenen Augen, wie der schnelle, leichte Segler mit atemberaubender Schnelligkeit auf das englische Sklavenschiff zuschoss.
Er wusste, es würde keine Chance haben, gegen die brutalen und im Kampf geübten Piraten auf dem Schiff von Hank Summers.
Sein Körper versteifte sich bei dem Namen vor Wut. Es gab niemanden, den er mehr hasste.
Es hatte ihm große Genugtuung bereitet, die Sklaven auf der spanischen Galleone vor dem grausigen Schicksal bewahrt zu haben, das ihnen sicher gewesen wäre, hätte Hank Summers das Schiff in seine Gewalt gebracht.
Er bemerkte neben sich eine Bewegung und grüßte seinen Steuermann und langjährigen Freund mit einem stummen Kopfnicken. Sie verstanden sich auch ohne zu sprechen.
Nicht nur die langen Jahre zusammen auf seinem Schiff hatten aus ihnen enge Freunde gemacht, sondern auch der Hass auf jenen Mann, den Spike nun schon seit so vielen Jahren verfolgte.
Er hatte Soabi vor sieben Jahren an der Küste Afrikas aufgelesen. Krank, verwundet und halb verhungert, hatte er den schwarzen Riesen gesund gepflegt und dieser hatte es ihm mit inniger Freundschaft gedankt.
Als Spike erfahren hatte, dass Hank Summers Schuld an dem Zustand des Mannes hatte, hatte er Soabi einen Platz an seiner Seite und auf seinem Schiff angeboten.
Der Piratenkapitän Hank Summers hatte das Sklavenschiff angegriffen und in den Fluten versenkt, welches Soabi und seinen Bruder nach Amerika bringen sollte. Bis auf den halb ertrunkenen und zu Tode verängstigten Schwarzen, hatte keiner das Massaker überlebt.
Doch dies war nichts Neues für den Captain der ‚Vengeance’.
Ja, er hatte sein Schiff ‚Vengeance’ getauft, Rache. Die Rache, auf die er seit über 13 Jahren geduldig wartete. Und heute würde es soweit sein. Heute würde Hank Summers das letzte Mal die Sonne untergehen sehen. Nie wieder würde er einen Sonnenaufgang erleben, genauso wenig wie Joyce. Deren Mörder er bald gegenüber stehen würde.
Spikes Herz pochte dumpf, als sich das liebliche Gesicht seiner zehn Jahre älteren Schwester vor sein inneres Auge schob. Sie war sein Ein und Alles gewesen. Obwohl sie die Tochter aus der ersten Ehe seines Stiefvaters war, hatte er sie wie eine Blutsverwandte geliebt. Nachdem ihre Eltern an Lungenentzündung gestorben waren, war die schöne, blonde Frau zum Mittelpunkt seines Lebens geworden.
Bis Hank Summers in ihr Leben trat und sie von seiner Seite riss. Sie hatte diesen brutalen und grausamen Menschen bis zur Selbstaufgabe geliebt. Er hatte sie mitgenommen auf sein Schiff. Hatte den zehnjährigen William allein bei seinem lieblosen Onkel gelassen.
Das jedoch war nicht das Schlimmste gewesen. Fünf Jahre später war er wieder aufgetaucht, mit der Leiche seiner jungen Frau, die er in der Heimaterde begraben wollte. Und einer Tochter. Das hatte den jungen William am meisten verletzt. Seine Schwester war gestorben, in den Armen des Mannes, der für ihren Tod verantwortlich war. Sie hatte ihren Bruder verlassen und war nicht zurückgekehrt. Sie hatte ihm nichts hinterlassen, bis auf den Hass und den Neid auf den Mann, der nun etwas als Erinnerung hatte. Das genaue Ebenbild seiner Schwester, die gleichen seidigen, blonden Haare, die gleichen großen grünen Augen.
Er hatte sie damals angeschaut und sie gehasst. Neben sie tretend, hatte er am Grab seiner Schwester den leisen Schwur in ihr Ohr geflüstert.
„Ihr werdet dafür bezahlen, dass ihr sie von mir genommen habt!“ Erstaunt hatten sich grüne in seine blauen, vom Schmerz dunklen, Augen gesenkt.
„Aber wir haben sie doch geliebt!“, war alles, was sie erstickt geflüstert hatte.
Dann war sie zu ihrem Vater gelaufen und hatte sich an dessen große Hand geklammert.
Wie hatte er dieses Mädchen dafür gehasst, dass ihr jemand geblieben war, der sie tröstete und liebte.
Wieder verfolgte der blonde Mann ein weiteres Wendemanöver der ‚Summerwind’.
Neidvoll musste er zugeben, dass Hank Summers ein unglaublicher Seemann war.
Er hatte dies selber schon bei unzähligen Angriffen des wendigen Piratenschiffes auf spanische oder englische Handelsschiffe miterlebt.
Doch diesmal würde es für diesen Mann keinen Sieg geben. Hank Summers mochte ein berüchtigter, brutaler und grausamer Pirat sein, aber gegen den Jahrzehnte lang währenden Hass William the Bloodys würde er nicht bestehen können.
Er drehte sich zu seiner Mannschaft um und brüllte seine Befehle, die ohne zu Zögern von den kampfgewöhnten, durchtrainierten Männern befolgt wurden.
 
Der Kampf war kurz und die englische Besatzung wehrte sich nicht, als Buffy und ihre Männer das Gold und die Sklaven auf die ‚Summerwind’ brachten.
Wütend sahen sie vom Beiboot aus zu, wie ihr Schiff letztendlich in den Fluten verschwand und sich der stille Mantel der See wieder darüber legte.
Buffy gab ihren Männern den Befehl zum Wenden und kümmerte sich nicht weiter um die Zurückbleibenden.
Sie wusste, diese würden zu den nahgelegenen Inseln rudern, und kein Wort über den weiblichen Piratenkapitän würde jemals über ihre Lippen kommen. Dazu waren sie einfach zu gedemütigt. Niemand hatte je verraten, dass er von einer kleinen, blonden Frau besiegt worden war.
Als die Nacht herein brach, war die ‚Vengeance’ bis auf wenige Meilen an die ‚Summerwind’ heran gekommen.
Im Morgengrauen weckte Moharim seinen Captain leise.
„Buffy, die Vengeance greift uns an. Komm schon, du musst aufwachen, sonst holt uns der Teufel.“ Seine Stimme klang drängend und holte Buffy sofort aus dem Tiefschlaf.
Sie hatte nur zwei Wörter mitbekommen, aber die reichten, um selbst ihr ein Gänsehaut über den Rücken laufen zu lassen. ‚Vengeance’ und ‚Teufel’.
Mit einem Schlag war sie hellwach und griff zu ihrem Schwert. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Besatzung mochte sie die kurzen Krummsäbel nicht und war im Umgang mit dem langen Schwert auch viel geübter.
„Captain, ihr solltet zur Vorsicht eure Verkleidung anlegen. Wir werden ihm bestimmt nicht standhalten können.“ Obwohl sie um den Wahrheitsgehalt der Worte wusste, verdross sie es doch, dass Moharim so wenig Vertrauen in ihre Kampffähigkeiten hatte.
Sie entschloss sich jedoch, seinen Vorschlag anzunehmen und bald stand ein schmächtiger Schiffsjunge an der Seite des Schwarzen und brüllte seine Befehle über den Schoner.
Kanonendonner erschütterte das ganze Schiff und riss Buffy von den Füßen. Entsetzt sah sie den Schaden, den das andere Schiff angerichtet hatte. Es hatte sie den halben Mast gekostet und ihr Schiff dümpelte manövrierunfähig auf den Wellen. Buffy wusste, dass es nun für sie keine Chance mehr gab. Sie griff zum Schwert und riss es hoch über ihren Kopf.
 
Spike hörte den Kampfschrei von dem Schiff und grinste. Auch das würde ihnen jetzt nichts mehr bringen. Er hatte sich so leise an den Schoner heranschleichen können, dass ein einziger Kanonenschuss gereicht hatte, um das Schiff in die Knie zu zwingen.
Sein Segler ging längsseits und seine Männer stürzten sich auf die Crew der Summerwind.
Sie hielten sich gut, dass musste er ihnen zugestehen. Doch sie hatten keine Chance.
 
Buffy focht verzweifelt, doch bald musste sie einsehen, dass sie unterlegen waren. Nicht nur, dass es einfach zu viele Gegner waren, sie waren ihnen im Kampf auch haushoch überlegen. Der Captain sah, wie ihr Freund und Weggefährte von sechs Männern entwaffnet und festgehalten wurde und gab auf.
Sie wollte nicht riskieren, einen ihre tapferen Freunde in einem sinnlosen Kampf zu verlieren. Schwer atmend ließ sie das Schwert sinken, genau in dem Moment, wo sich eine große Hand um ihr Handgelenk legte und zudrückte.
Die tiefe raue Stimme ging ihr durch und durch und ächzend ließ sie das Schwert los.
„Ich würde euch raten, aufzugeben. Ihr könnt nicht gewinnen. Und ihr wollt doch nicht das Leben von Kindern sinnlos vergeuden, oder?“ Bei den letzten Worten hatte er Buffy noch fester gepackt. Hilflos musste sie mit ansehen, wie ihre Männer nach und nach entwaffnet und gefesselt wurden.
Als Moharim sich gegen die Seile stemmte, schlug ihn ein Seemann hart gegen den Kopf. Der Schwarze schwankte und unterließ jegliche Gegenwehr. Buffy hatte sich bei diesem heimtückischen Angriff wütend gegen den harten Griff um ihr Handgelenk gestemmt. Doch sie wurde nur noch härter gepackt und dachte, dass jeden Moment ihre Knochen unter dem schraubstockartigen Griff brechen müsste.
„Ich würde dir raten, hier nicht den Helden zu spielen. Wusstest du nicht, dass die meisten Helden viel zu früh sterben?“ Die ozeanblauen Augen durchbohrten sie und für einen Augenblick fühlte sich Buffy an einen anderen, längst vergessenen Ort zurück versetzt.
Sie schüttelte das Bild ab und gab mit ätzender Stimme zurück: „Deshalb lebt Ihr wohl auch noch, was?“ Im nächsten Moment bereute sie ihre Worte, denn der Griff wurde unglaublicherweise noch stärker und sie hörte ihre Knochen knacken. Fluchend hielt sie sich ihr nun unbrauchbares Handgelenk mit der anderen Hand. Tränen traten ihr in die Augen, doch sie blinzelte sie weg. Nein, niemand würde sie je weinen sehen. Sie hatte keine Tränen mehr vergossen seit dem Tod ihrer Mutter, nicht der Trauer und auch nicht des Schmerzes.
„Ich werde euch am Leben lassen. Mir ist nicht daran gelegen, fähige Männer zu töten. Ich will einzig und allein den Captain dieses Schiffes!“ Buffy hatte sich bei seinen Worten stolz aufgerichtet, doch der warnende Blick ihres Freundes hielt sie auf.
Moharim trat vor und beugte sich vor dem ‚Teufel’ nieder. Innerlich erzitterte er bei dem Gedanken, was geschehen würde, wenn dieser ‚Spike’ herausfand, wer der wahre Captain des Schiffes war.
„Ich habe dieses Schiff unter meiner Kontrolle, es...“ Weiter kam er nicht, denn der Faustschlag des blonden Mannes traf ihn hart am Kinn.
„Ich will keine Lügen hören. Ich weiß, dass Hank Summers der Kapitän dieses Schiffes ist. Wo versteckt sich der feige Hund?“ Suchend ließ er seinen Blick über das Schiff gleiten.
„Captain, ich weiß nicht, was ihr von unserem Kapitän wollt, aber er ist nicht an Bord!“ Spike war erstaunt, wie gebildet und ruhig der schwarze Riese vor ihm sprach.
„Ich werde das ganze Schiff auseinander nehmen, und ich werde ihn finden. Er wird durch meine Hand sterben.“
„Nein, das wird er nicht.“ Die Endgültigkeit in den Worten des alten Mannes, der vorgetreten war, ließ Spike aufhorchen.
„Hank ist vor drei Jahren zu den Fischen gegangen, Captain. Ihr kommt also zu spät zu eurer Rache.“ Hustend trat der Mann wieder zurück in die Reihe der Gefangenen.
In Spikes Kopf tobte ein elementarer Kampf. Hank Summers war tot. Nicht gestorben durch seine Hand, er war zu spät gekommen. Ein leiser Schmerzenslaut neben ihm, ließ ihn in die Wirklichkeit zurückfinden und er bemerkte, dass er den Nacken des Schiffsjungen so fest umklammerte, dass dieser aussah, wie ein Katzenjunges, welches von seiner Mutter im Genick gehalten wurde.
Überrascht ließ er ihn los und der Junge fiel zu seinen Füßen auf die schon sonnengewärmten Holzplanken. Spike wandte sich wieder dem Riesen zu.
„Dann bist also du derjenige, der hier das Sagen hat. Gut, ich werde es nur einmal sagen. Wer von euch auf meinem Schiff anheuern will, soll vortreten. Aber ich dulde keinen Ungehorsam und wer versucht, mich zu hintergehen, wird mich kennen lernen.
Wer von euch jedoch nicht bei mir bleiben will, den werde ich als Gefangenen behandeln und dann an Land absetzen!“
Buffy wusste noch im selben Augenblick, dass jeder ihrer Männer das Angebot des Kapitäns annehmen würde. Keiner von ihnen konnte ohne das Meer überleben, oder wollte sich als Gefangener an Land schleppen lassen. Ihre Augen bohrten sich in die ihres Steuermannes und sie versuchte zu ergründen, was er von ihr erwartete.
Gerade wollte der sich mit einem Zeichen verständlich machen, als sich eine schwere Hand auf seine Schulter legte.
„Moharim? Bist du es? Mein Bruder?“ Ungläubigkeit zeichnete sich auf den Gesichtern der beiden schwarzen Riesen ab, als sie sich anblickten. Dann schlossen sie sich tief bewegt in die Arme und drückten sich, dass bei jedem anderen Knochen gebrochen wären.
„Gott Soabi! Du bist es wirklich! Ich dachte du wärst gestorben, damals! Hank sagte mir, du wärest nicht an Bord des Sklavenschiffes gewesen.“ Moharim konnte es nicht fassen. Da stand sein Bruder vor ihm. Gesund und vor Kraft strotzend.
 
Buffy hatte sich wieder aufgerichtet und wollte nun auf die beiden Riesen zugehen. Doch der scharfe Ton in der befehlsgewohnten Stimme hinter ihr hielt sie zurück.
„Was ist mit dir Schiffsjunge? Ich kann noch einen gebrauchen, der die Planken schrubbt.“ Den Worten folgte dröhnendes Gelächter seiner Leute und Buffy stürzte sich mit einem wüsten Fluch auf den Mann, der alles zerstört hatte.
Sie kam gerade zwei Schritte weit, da packte sie die mächtige schwarze Hand und warf sie gut zehn Meter über die Planken gegen eines der Fässer, dass berstend zerbrach.
Sie hörte ihre Rippen knacken und es wurde kurz schwarz um sie.
 
Spike beobachtete erstaunt und nicht ohne Bewunderung, wie der schmächtige Junge sich unter deutlichen Schmerzen aufrichtete und mit katzengleichen Sätzen auf seinen Steuermann zuschoss. War der Kleine lebensmüde? Nur er selbst hatte keinerlei Angst vor seinem besten Freund und doch würde auch er es niemals wagen, ihn zu reizen.
Der Junge warf sich in die Luft und landete mit den Füßen voran gegen den Brustkorb des Riesen. Die Wucht des Trittes war gerade stark genug Soabi ins Schwanken zu bringen.
Der lächelte teuflisch, packte den Knaben am Nacken und warf ihn kurzerhand über Bord.
Man hörte ein lautes Platschen und dann ein Krachen, als die Faust Moharims das Kinn von seinem Bruder traf.
„Tu das nie wieder! Der Kleine steht unter meinem Schutz! Niemand wird ihn anfassen, oder er muss erst mich beseitigen. Und das dürfte ziemlich blutig für denjenigen ausgehen!“
Soabi schüttelte kurz wie betäubt den Kopf und warf dann den mächtigen Kopf in den Nacken. Sein Lachen dröhnte über das Schiff und er warf grinsend ein Seil über die Bordwand herab, damit der Junge daran emporklettern konnte.
Fluchend und prustend kam Buffy über die Bordwand geklettert. Moharim reichte ihr hilfreich die Hand und gab ihr mit einem Blick zu verstehen, ihre Rolle noch ein bisschen weiter zu spielen.
Sie warf dem anderen Riesen einen bösen Blick zu, blieb jedoch knapp hinter ihrem Freund stehen.
„Da das nun geklärt scheint, mache ich dir das Angebot, auf meinem Schiff mit zu reisen. Soabi wäre sicher froh, dich in seiner Nähe zu haben. Und die kleine Wasserratte kannst du auch an Bord bringen. Er wird sich bestimmt nützlich machen können.“ Spike ruckte mit dem Kopf in Richtung des durchtränkten Jungen.
Er erwartete jeden Moment einen weiteren unüberlegten Ausbruch, doch zu seinem Erstaunen senkte dieser nur den Kopf und schwieg.
 
Buffy fluchte innerlich, als sie ihrer Mannschaft auf die ‚Vengeance’ folgte. In Gedanken wünschte sie, sämtliche Wasserungeheuer, von denen sie je gehört hatte, mögen erscheinen und den Captain samt seiner teuflischen Crew verschlingen. Leider geschah jedoch nichts dergleichen und sie musste sich damit begnügen, sich vorzustellen, welche Vergeltungsmassnahmen sie an ihm vornehmen würde. Wenn sie erst einmal wieder frei war und ein Schiff hatte. Mit Trauer im Herzen, sah sie die Überreste ihres Schiffes in den Tiefen des Ozeans versinken. Dafür würde er büßen, oh ja. Dafür und für die Erniedrigung, die sie erleben musste, als er ihr ein Quartier zwischen all den anderen Mannschaftsmitgliedern zuwies.
Einzig Moharim durfte mit seinem Bruder in die Kapitänsräume ziehen. Wütend beobachtete sie, wie ihr Freund lachend mit Soabi hinter der Tür verschwand.
„So Kleiner, dann wollen wir mal die Regeln festlegen. Also, ich bin Angel und ich hab hier das Sagen. Und wenn ich sage spring, dann fragst du wie hoch... hast du das verstanden?“ Der große dunkelhaarige Mann baute sich vor ihr auf in der Annahme, sie würde einfach klein beigeben. Doch er kannte Buffy nicht.
Hochmütig sah sie ihn von oben bis unten an und stellte ihre Frage dann mit lauter, für alle vernehmbarer Stimme.
„Ach kannst du denn bis mehr zählen, als nur bis drei? Ich meine, so Meterangaben können jemanden wie dich doch arg ins Schwitzen bringen, oder?“ Sie grinste und duckte sich in dem Moment, wo der schwere Mann seine Faust auf sie niedersausen ließ.
Geschickt wich sie zur Seite aus und zog im selben Augenblick das Bein an, um dann mit einer schnellen Bewegung zuzutreten, die den Mann ein paar Meter weit gegen die Wand schleuderte.
„Wenn du dich mit mir anlegen willst, brauchst du schon mehr, als ein paar Boxstunden in ’ner Hafenkneipe.“ Der große Mann schaute wütend auf das Bürschchen vor sich und schwor sich innerlich, es ihm irgendwann heimzuzahlen.
Die anderen Matrosen –bis auf ihre eigenen Männer- beobachteten mit neu erwachtem Respekt, wie der allseits bekannte Schläger vor dem mageren Jungen zurückwich.
 
Die Tage bestanden für Buffy nur daraus, die niedersten Aufgaben auf dem Schiff zu übernehmen. Sie musste Planken schrubben und Tauen rollen. Ständig wurde sie geboxt, oder getreten, wenn etwas nicht zur Zufriedenheit der Crew lief.
Nur ihre Männer versuchten ein bisschen Rücksicht auf sie zu nehmen. Moharim und den Captain bekam sie nur von weitem zu sehen.
Moharim tat es in der Seele weh, seinen Captain so zu sehen, doch er wusste, wenn er zu viel Interesse an dem angeblichen Schiffsjungen zeigte, dann würde die Tarnung auffliegen. Und er mochte sich nicht vorstellen, was dann geschehen würde.
Also versuchte er so wenig Interesse wie möglich zu zeigen, hielt jedoch immer ein wachsames Auge auf Buffy. Dies entging Spikes Aufmerksamkeit durchaus nicht. Der große Mann war ihm in den vergangenen Tagen ebenso ans Herz gewachsen, wie schon vor etlichen Jahren der Bruder.
Und doch fragte er sich oftmals, ob da etwas zwischen dem großen, schwarzen Mann und dem kleinen, schmächtigen Jungen war. Ihm entging nicht, dass nicht nur Moharim, sondern auch die Mannschaft der ‚Windsummer’ den Knaben mit Samthandschuhen anfassten.
Um so mehr wurde der Junge jedoch von seinen Männern angetrieben. In gewisser Weise war das Spike sogar recht. Er duldete unter seinen Leuten keine Faulpelze, denn nur die Stärksten und Tüchtigsten überlebten das Meer und die Piraterie.
Trotz allem fiel ihm aber auf, dass Angel den Jungen mit geradezu sadistischem Vergnügen quälte. Er mochte den großen, klobigen Mann nicht besonders. Und er traute ihm nicht. Doch es hatte ihm ein Mann gefehlt und so war ihm der kräftige Liam, von allen nur Angel genannt, gerade passend erschienen.
Der Junge arbeitete gut, dass musste Spike zugeben. Er erledigte jede Arbeit, die ihm aufgetragen wurde, mit Schnelligkeit, Präzision und ohne zu murren. Aus ihm würde eines Tages sicher ein sehr guter Seemann werden. Wenn er nicht so schmächtig blieb.
Wenn Spike es sich recht überlegte, war der kleine Kerl in den letzten Tagen sogar noch dünner geworden.
Er wollte sich gerade bei ihm erkundigen, ob er genug zu Essen bekäme, da hörte er die Stimme seines Schiffskochs hinter sich.
„Die kleine Ratte hat mir doch tatsächlich den Apfel gestohlen! Das wirst du büßen! Aus meiner Küche klaut man nichts!“ Er stürzte mit erhobenem Beil auf den Jungen zu. Doch dieser duckte sich nur und wich geschickt zur Seite aus. Der Koch rannte ohne anhalten zu können gegen die Kajütentür. Benommen blieb er einige Sekunden still stehen, schüttelte dann den Kopf, wie ein Bär und drehte sich wutschnaubend um. Spike hielt es für angemessen einzuschreiten.
„Xander, was ist hier los? Was soll dieses Gebrüll auf meinem Schiff, verdammt noch mal?“ „Der Bengel hat mir ’nen Apfel geklaut.“ Xander atmete noch immer schwer vor Wut, konnte sich aber ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Jetzt würde das Bürschchen etwas erleben. Sein Captain duldete keinen Diebstahl auf seinem Schiff. Schadenfroh grinsend lehnte er sich gegen den Mast und wartete das Schauspiel ab.
Spike drehte sich zu dem Jungen um. Wie war noch sein Name? Moharim hatte ihn einige Male genannt, aber er war so ungewöhnlich, das Spike einige Sekunden brauchte um sich daran zu erinnern. Es war nur ein Buchstabe gewesen... ah ja, er erinnerte sich: B.
„Also, B. Hast du den Apfel gestohlen?“
„Mmh, was soll das heißen? Ich habe ihn mir nur genommen, ohne dafür zu bezahlen. In welchem verdrehten Wörterbuch wird das Klauen genannt?“ Buffy grinste ihn frech an. Doch bei dem Ausdruck auf dem Gesicht des blonden Mannes, wurde es ihr mulmig zu Mute. Das konnte er doch nicht ernst meinen? Sie hatte sich nur einen verdammten Apfel genommen. Sie bekam eh schon so gut wie nichts zu Essen, denn der saubere Kapitän hatte befohlen, dass der Schiffsjunge nur das bekam, was übrig blieb.
Und bei so vielen hungrigen Mäulern blieb nur sehr selten etwas übrig. Also hatte sie die letzten Tage mit einem ständigen Hungergefühl verbracht und heute die Gelegenheit genutzt und sich den Apfel aus der Kombüse genommen. Sie hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, ihn zu essen. Und so, wie der ‚Teufel’ sie anschaute, würde sie wohl auch nicht mehr dazu kommen.
Fluchend griff sie in ihre Tasche und holte den Apfel hervor. Mit einem eindeutigen Gefühl von Bedauern warf sie ihn dem Koch zu und murmelte noch ein paar Worte der Entschuldigung.
„Das nächste Mal ess ich ihn gleich, dann könnt ihr mich aufschneiden, um euer blödes Essen wieder zu bekommen!“ Sie hatte die Worte nur sehr leise in sich hinein gemurmelt, doch Spike hatte sie durchaus gehört.
„So... unser Essen ist dem Herrn also nicht fein genug, ja?“ Erschrocken hob sie den Kopf und sah in zwei spöttische, blaue Augen.
„Dann werden wir dir jetzt mal etwas Respekt vor unserem ‚blöden Essen’ beibringen!“ Böse grinste er sie an. Er würde dem Knaben eine Lektion erteilen, die der nicht so schnell vergessen würde.
Ehe Buffy sich versah, fand sie sich gefesselt am Stamm des Hauptmastes wieder. Was sollte das denn nun werden? Nach Auspeitschen jedenfalls sah das nicht aus, denn dann hätte man sie nicht mit dem Rücken an den Mast gebunden. Der ‚Teufel’ trat dicht an sie heran.
„So, wenn du dich entschieden hast, unser ‚blödes’ Essen zu genießen, brauchst du dich nur entschuldigen. Dann wirst du es bekommen. Solange jedoch, wirst du hier gefesselt bleiben und Essig trinken.“ Seine Mannschaft grölte vor Vergnügen, doch ihre Männer hielten entsetzt den Atem an. Sie wussten sehr wohl, wie stur ihr Captain sein konnte. Und sie sahen es an ihrem Gesicht, dass dies wieder so ein Moment war.
Buffy grinste Spike spöttisch an.
„Na dann bekomm ich wenigstens etwas Anständiges zu trinken und nicht dieses verfaulte Wasser!“ Die blauen Augen bohrten sich in einem stummen Zweikampf in ihre und wieder wähnte sie sich an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit. Es war, als hätte sie diese Augen schon einmal gesehen, doch sie wusste nicht, wann und wo. Verwirrt blinzelte sie und etwas von ihrer Selbstsicherheit ließ nach.
Auch Spike blinzelte verblüfft. Dieser kleine Knabe hatte mehr Mumm in den Knochen, als er ihm zugetraut hätte. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass B. sofort klein beigeben würde. Nun gut, ein Tag in der gleißenden Sonne am Mast, würde den Burschen schon zur Besinnung bringen. Denn länger würde die zarte Haut des Jungen das gar nicht aushalten. Spike richtete sich jäh auf.
Woher kamen solche Gedanken. Er hatte für kleine Jungen nichts übrig. Er war ein Mann und Männer trieben es mit Frauen. Und genau das war anscheinend das Problem: er hatte einfach viel zu lange keine Frau mehr unter sich gehabt.
Doch das würde sich im nächsten Hafen ändern, und dann würden auch solche Gedanken, wie die an die zarte Haut seines Schiffsjungen, verschwinden.
Zufrieden mit dieser Rechtfertigung, wendete er sich ab und erteilte seiner Mannschaft die entsprechenden Befehle. Schon sah er Moharim auf sich zueilen und wusste, es würde eine harte Diskussion werden.
„Er hat gestohlen und wird dafür bestraft werden!“ Noch bevor der Schwarze etwas sagen konnte, erklärte Spike ihm die Situation. Der Riese trat auf den Jungen zu und seine onyxfarbenen Augen bohrten sich in die des am Mast Gefesselten.
„Ist das wahr Bu... B.? Hast du gestohlen?“ Moharim sah, wie sein Captain schuldbewusst zusammenzuckte und den Kopf senkte.
„Ich hatte einfach so einen Hunger, ich... es war doch nur ein Apfel!“ Buffy versuchte erst gar nicht es abzustreiten und sie wusste, damit war ihr Schicksal besiegelt.
Buffy kochte vor Wut und genau dies hielt sie aufrecht... immerhin drei Stunden. Dann hatte sie kaum noch Kraft wütend zu sein. Sie brauchte ihre gesamte Konzentration um nicht nach Wasser zu betteln. Die Sonne brannte vom Himmel und ihr Schädel brummte, als würden darin Hunderte von Bienen summen. Die Augen taten ihr weh, denn sie starrte nun schon eine kleine Ewigkeit hinaus aufs gleißende Meer und stellte sich das kühle Nass auf ihrer Zunge vor.
Wie es langsam ihre Kehle hinunter fließen würde, sie erfrischte und ihre Lebensgeister wieder weckte. Ok, sie wusste, dass in Wirklichkeit der Salzgehalt des Meerwassers verhindern würde, es trinken zu können, aber sie wurde die Vorstellung einfach nicht los. Buffy schüttelte den Kopf um wenigstens einen Teil ihrer Willenstärke zurückzugewinnen. Nein, sie würde nicht aufgeben. Eher würde sie tot umfallen.
Sie hätte laut aufgelacht, wenn ihre Stimmbänder vor Trockenheit nicht versagt hätten. So kam nur ein krächzender Laut aus ihrem Mund, der erschreckend dem einer Möwe glich. Wenn sie nicht aufgab, würde sie tot umfallen, und zwar genau in dem Moment, in dem man sie vom Mast losschneiden würde. Bei der Vorstellung brach ein irres Kichern aus ihr heraus. Verflucht, die Sonne machte sie langsam aber sicher wahnsinnig.
Spike beobachtete jede Miene des Burschen aus dem Augenwinkel. Es passte ihm gar nicht, dass der Junge nicht weinte und winselnd um Gnade bat. Spike wusste aus eigener Erfahrung, wie es war in der Sonne zu braten. Er selbst hatte drei Tage durchgehalten, und war danach so geschwächt gewesen, dass er nicht einmal mehr hatte sprechen können. Eine ganze Woche hatte er gebraucht, um sich von den Strapazen zu erholen.
Er wusste selber nicht genau, welcher Teufel (bis auf seinen Eigenen) ihn geritten hatte, den Knaben wegen eines so geringen Verstoßes derart hart zu bestrafen. Die freche, aufmüpfige Art von B. Brachte irgendwie seine schlechteste Seite zu Vorschein. Selbst Angel hatte ihn erstaunt angestarrt, als er die Bestrafung befohlen hatte.
Doch nun konnte er nicht mehr zurück, wenn er nicht sein Gesicht vor seinen Männern verlieren wollte.
Er beobachtete, wie Angel sich dem Jungen näherte. Genüsslich nahm er die Kelle aus dem Fass mit Frischwasser und ließ das erfrischende Nass grinsend über seine Lippen in den Mund fließen. Dann stellte er sich direkt vor den Jungen und hielt ihm die Kelle unter die Nase.
Buffys Nasenflügel blähten sich. Jetzt verstand sie, dass Tiere Wasser riechen konnten. Auch sie roch es, und beinahe hätte sie gefleht. Doch dann sah sie das dämonische Funkeln in den Augen des großen Mannes. Er liebte es sie zu quälen, dass hatte selbst sie mittlerweile begriffen. Und so raffte sie ihren ganzen noch verbliebenen Stolz zusammen und drehte nur angewidert den Kopf beiseite.
„Ich will doch nicht an eine deiner Krankheiten sterben!“ Ihre Stimme war nur ein Krächzen, aber Angel hatte den Burschen deutlich verstanden. Wütend holte er aus und die schwere Kelle traf den Wangenknochen des Jungen.
Buffy stöhnte vor Schmerz auf, unterdrückte dann aber schnell den Ton und trat dem Mann vor sich mit aller Wucht vors Schienbein.
Höher kam sie leider nicht, denn die Taue hinderten sie daran ihm wirklich weh zu tun.
Zu ihrer tiefen Befriedigung heulte er laut auf. Doch die hielt nur kurz an, bis sie sah, wie sich sein Gesicht vor Schmerz und Wut verzog und er die Faust hob.
Sie sah schon, wie die Faust ihre Nase brach, doch plötzlich legte sich eine andere, kräftige Hand auf den Arm des Mannes und bremste diesen mitten im Schlag.
„Erklärst du mir bitte, warum du nicht wie alle anderen arbeitest? Und warum du einen kleinen, schmächtigen Jungen quälst, der auch noch gefesselt ist? Ich warte!“
Spike hielt noch immer die Faust des Anderen fest.
Dieser versuchte wütend die Hand des Captains abzuschütteln, hatte jedoch nicht mit dessen Kraft gerechnet.
„Du möchtest dich also mit dem Jungen anlegen, ja? Wie wäre es dann mit einem fairen Zweikampf?“ Spikes Augenbraue schoss in die Höhe und er sah Angel herausfordernd an. Buffy glaubte sich verhört zu haben. Sie war kaum kräftig genug, sich auf den Beinen zu halten und sollte nun gegen so einen Brocken ankämpfen. Machte der Idiot etwa Witze?
Vehement schüttelte sie den Kopf, hielt jedoch sofort wieder still, als alles sich begann um sie zu drehen.
Spike hatte die Reaktion gemerkt, konnte nun jedoch nicht mehr zurück. Er fand die Lösung aber immer noch besser, als wenn der Junge wehrlos den Schlägen Angels ausgesetzt war. Seine Mannschaft jubelte und stellte sich im Halbkreis auf, als der Captain befahl Buffy loszubinden.
Sie torkelte leicht, doch Moharim fing sie auf und flüsterte ihr ermutigende Worte ins Ohr.
„Komm schon Buffy, du schaffst das. Der ist nur ein dummer Schläger. Weich ihm aus und dann schlag zu. Ein gezielter Schlag und er kippt um. Denk an China.“ Buffy wusste was er meinte. Sie beide hatten auf ihrer Fahrt über die Weltmeere so einiges von den Völkern der verschiedenen Länder gelernt. So auch die spezielle Kampfkunst der Asiaten.
Noch immer leicht schwankend, richtete sie sich auf und atmete tief durch. Es galt nun ihre ganze Konzentration auf ihren Gegner zu zwingen. Angel holte aus und sie war einfach nicht schnell genug. Der Schlag schickte sie zu Boden und ein Raunen ging durch die Reihen der Mannschaft.
Spike hielt den Atem an, als er sah, wie der Junge über das Deck schlidderte. Angel hatte ihn hart am Kiefer getroffen. Dann jedoch richtete sich der Knabe auf. Mit denselben katzengleichen Bewegungen, wie bei ihrer ersten Begegnung sprang er auf Angel zu und trat ihm die Beine unter dem Leib weg. Der große, schwere Mann strauchelt und wäre beinahe gefallen, konnte sich jedoch noch rechtzeitig fangen. Er holte zum Schlag aus, doch B. blockte ab und nutzte den Schwung des Schlages, um Angel über seinen schmächtigen Rücken zu rollen und hart auf dem Boden landen zu lassen.
Spike blinzelte erstaunt. Das alles war so schnell gegangen, dass man es kaum gesehen hatte. Alles war eine einzige fließende Bewegung gewesen.
Angel sprang brüllend auf die Füße und rannte auf den Burschen zu, um ihn einfach über den Haufen zu rennen.
Buffy machte nur eine leichte Rechtsdrehung und Angels Schwung schickte ihn mit lautem Krachen gegen die Kajütenwand. Noch bevor er sich umdrehen konnte, hatte Buffy zu einem Rundtritt ausgeholt, der ihn mitten ins Kreuz traf und ihm jegliche Luft aus den Lungen entweichen ließ. Ächzend drehte er sich um. Wieder wollte er sich auf sie stürzen, doch sie duckte sich unter ihm weg und ihr Bein traf ihn hart am Kopf. Benommen taumelte er vorwärts und wäre über Bord gegangen, wenn nicht eine kleine, schmale Hand ihm am Kragen gepackt und zurück gezerrt hätte.
Er hörte die drohenden Worte aus dem Mund dieses kleinen Kindes und zum ersten Mal ihm Leben hatte er vor jemanden Respekt.
„Wenn du dich noch Mal mit mir anlegen willst, dann üb vorher ein bisschen. Oder ich werf dich den Fischen zum Frühstück vor, ist das in deinem verblödeten Hirn angekommen?“
Sie gab ihm einen Schubs und drehte sich dann zu Spike um.
„Also, wenn ich’s mir recht überlege, dann könnte ich jetzt einen Schluck von Eurem köstlichen Frischwasser gebrauchen.“ Fragend sah sie ihn an und er grinste breit. Als sie ihm die mit Wasser gefüllte Kelle abnahm und zum Mund führte, lächelte sie ihn freundlich an. Eigentlich war er ja gar nicht so schlecht, und er sah verdammt gut aus.
Sie sah wie sein Gesicht sich verfinsterte und er sich mit harschen Worten abwandte, um seine Leute Befehle zu zurufen.
 
Spike wusste nicht, was ihn mehr ärgerte. Das der Junge sich so erfolgreich aus der Bestrafung gewunden hatte, oder seine eigene Reaktion auf das Lächeln des Knaben. Er fluchte innerlich, als er die Tür zur Kapitänskabine öffnete. Es wurde wirklich
Zeit, dass er mal wieder weibliche Gesellschaft genoss.
Wütend ließ er sich in den Stuhl sinken und stützte den Kopf in die Hände. Er wurde allmählich müde. Müde zur See zu fahren, müde des ständigen Überlebenskampfes. Jetzt wo er kein Ziel mehr vor Augen hatte, dass ihn antrieb, wurde er sich zum ersten Mal bewusst, dass er nichts besaß, nichts hatte. Hank Summers hatte immerhin eine Familie gehabt. Und es war ihm eine Tochter geblieben.
Abrupt hob er den Kopf und starrte sinnend vor sich hin. Hank Summers hatte eine Tochter gehabt. Was war aus ihr geworden? Er seufzte und zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich hatte er sie irgendwo an Land zurückgelassen oder sie war ebenfalls bereits gestorben.
Er würde sich morgen bei Moharim erkundigen.
 
Buffy schwor sich innerlich, lieber zu verhungern, als noch einmal auch nur für ein paar Minuten an diesen Mast gefesselt zu werden.
Es dauerte fast zwei Tage, bis sie wieder an Deck gehen konnte, ohne das ihre Augen wegen des grellen Sonnenlichtes schmerzten. Sie musste nun nicht mehr nur die schlimmsten Aufgaben erledigen. Die andere Mannschaft begegnete ihr mit etwas mehr Respekt, soweit man sagen konnte, dass einem Schiffsjungen Respekt entgegen gebracht wurde.
Moharim hatte sich bei ihr erkundigt, ob alles in Ordnung sei und sie hatte ihn lachend beruhigt und gemeint, da müsste schon ein intelligenterer Mann kommen, um sie klein zu kriegen. Dies hatte ihr ein wütendes Schnauben vom in der Nähe stehenden Angel eingebracht und lautes Gelächter vom Schiffskoch. Mittlerweile hatten sie sich sogar schon ein bisschen angefreundet. Xander war sicherlich nicht der Schlauste der Mannschaft, aber er hatte ein gutes Herz und war ehrlich.
Nachdem er gesehen hatte, wie der schmale Junge den großen Angel quer über das Deck geprügelt hatte, war er sich sicher gewesen, dass aus diesem Jungen einmal ein prächtiger Seemann werden würde. Und somit war Buffy aufgestiegen. Xander hatte sie unter seine Fittiche genommen und dies hatte zumindest den Vorteil, dass sie keinen Hunger mehr leiden musste.
Auch jetzt saß sie wieder unter Deck in der Kombüse und schälte Kartoffeln. In den letzten Tagen war sie zu der Überzeugung gelangt, dass dieses Schiff außer Kartoffeln nichts anderes geladen hatte. Es kam ihr so vor, als hätten die letzten Tage nur daraus bestanden für die Mannschaft Kartoffeln zu schälen. Sie musste unbedingt daran denken sich beim alten Foley zu bedanken, für all die Jahre, die er ohne zu murren die Aufgabe des Kochs übernommen hatte.
Gespannt lauschte sie Xanders Erzählungen über die Abenteuer, die er mit seinem Captain schon erlebt hatte. Genau wie sie und ihre Mannschaft, hatte auch Spike schon die ganze Welt bereist. Sie kam sogar so langsam zu der Überzeugung, dass er oftmals genau die gleiche Route genommen hatte wie sie. Wenn er ihren Vater gesucht hatte, war das wahrscheinlich auch kein Wunder.
„Xander? Was hat der Captain eigentlich gegen meinen V.. Captain gehabt.“ Beinahe hätte sie sich verraten. Doch Xander war so ins Kochen vertieft, dass er den kleinen Patzer nicht mitbekam.
„Oh, Hank Summers hat seine Schwester getötet.“ Buffy atmete scharf ein. Nein, das konnte nicht sein. Ihr Vater hatte niemals, nie in seinem ganzen Leben, eine Frau getötet. Er hatte sie immer mit dem größtmöglichen Respekt behandelt. Und das hatte er auch von seinen Männern verlangt.
Doch sie schwieg und lauschte weiter Xanders Geplapper, versunken in ihre eigenen düsteren Gedanken.
„Sag mal, willst du von den Kartoffeln nichts übriglassen?“ Die belustigte Stimme des Kochs holte sie aus ihren Überlegungen und sie starrte überrascht auf den Berg vor sich. So wie es aussah, würde es die nächsten Tage morgens, mittags und abends nichts anderes als Kartoffeln geben, denn sie hatte fast den ganzen Berg geschält, ohne es zu merken.
Verlegen grinsend legte sie das Messer beiseite und stand auf.
„Dann schau ich mal, ob ich mich an Deck nützlich machen kann.“ Sie drehte sich zur Tür und prallte gegen einen harten, männlichen Körper. Erschrocken wich sie zurück und ihre Anspannung wuchs, als sie sah, gegen wen sie gerannt war.
Mit einer Entschuldigung auf den Lippen, wollte sie schon an Spike vorbei huschen, doch der hielt sie am Kragen fest und sah sie zornig an.
„Könntest du mir sagen, was genau du unter Deck tust, wenn die Mannschaft oben hart arbeitet? Und wieso du Xander von seiner Arbeit abhältst? Was zum...“
Spike hatte erstaunt den großen Berg Kartoffeln bemerkt. Er blickte zu Xander, der ihn mit einem Kopfnicken an den Jungen in seinem Griff verwies.
„Er hat mir in der Küche geholfen, Captain. Er hat gearbeitet und wollte gerade wieder hoch an Deck, um dort weiter zu arbeiten.“
Buffy wand sich in dem Griff von Spike. Sie konnte es sich nicht erklären, aber seine Hand in ihrem Nacken erzeugte bei ihr eine Gänsehaut auf dem Rücken. Unruhig trat sie von einem Bein aufs andere und versuchte sich aus dem Griff zu lösen.
Spike ließ den Jungen so plötzlich los, als ob er sich verbrannt hätte. Vorsichtshalber trat er noch zwei Schritte zurück und grinste B. Dann an.
„Woran hast du denn gedacht, als du diesen Berg geschält hast.“ Zu seiner Verwunderung wurde der Junge tatsächlich rot und Spike grinste noch ein bisschen breiter.
„Na, keine Sorge. Du wirst schon zu deinem Recht kommen, wenn wir in ein paar Tagen den Hafen erreichen. Da gibt es mehr als eine willige Frau.“ Er klopfte im Vorbeigehen dem Jungen kräftig auf die Schulter und verließ die Kombüse.
So sah er nicht, wie Buffy bei seinen Worten heftig zusammenzuckte und noch röter wurde.
Um nichts in der Welt, nicht mal vor sich selbst, hätte sie zugegeben, an was, oder besser wen sie gedacht hatte.
Dieser Mann brachte sie aus dem Gleichgewicht, aus der Ruhe, auf die sie immer so stolz gewesen war. Sie brauchte nur seine befehlsgewohnte, rauchige Stimme hören und kleine Schauer liefen ihr über den Rücken.
Verärgert sah sie, wie Xander sein Gesicht zu einem Lachen verzog und schüttelte die Gefühle ab. Schnell  verschwand sie an Deck und war froh, als Moharim sie nicht auf ihr hochrotes Gesicht ansprach.
Sie warf einen Blick in die Runde und schnaubte empört. Von wegen die Mannschaft arbeitete hart. Sollte das ein Witz sein? Es wehte nicht ein Lüftchen und die Männer vertrieben sich die Zeit entweder mit Wetten oder Kartenspielen. Wütend drehte Buffy sich um und ihr Blick fiel auf das große Segel, das nun schlaff im Wind hing.
Ihr Augen suchten und fanden die Spitze des Mastes. Ja, genau das brauchte sie jetzt.
Den ungestörten Blick über das ruhige Meer. Und zwar von ganz oben. Schon als Kind war ihr der Ausguck der liebste Platz gewesen. Mit einem Lächeln erinnerte sie sich an die Panik in den Augen der beiden Männer, die sie mehr als alles andere auf der Welt geliebt hatte.
Sie war gerade zehn geworden und die Augen aller hatten mit wachsender Unruhe zu dem Kind hochgeschaut, das ohne auch nur zu zögern in den Wanten herumkletterte und schlussendlich oben im Ausguck saß und ihren Vater und Moharim mit großen erstaunten Augen angesehen hatte, als diese voller Sorge hinter ihr her geklettert waren.
Und genau in diesem Moment war es das, was sie brauchte.
Sie überlegte nicht lange und schon nach kurzer Zeit hatte sie die Hälfte des Mastes hinter sich gelassen. Und so hörte sie auch nicht den entsetzten Ausruf  Xanders, als er den schmächtige Jungen in den Seilen hängen sah.
Spike hingegen hatte seinen Koch gehört und als sein Blick dem ausgestreckten Arm folgte, blieb ihm fast das Herz in der Brust stehen.
Niemand wusste besser als er, wie gefährlich es war in den Segeln herumzuklettern. Vor allem für einen unerfahrenen Schiffsjungen, der wahrscheinlich noch nie höher, als ein paar Meter über den Planken gewesen war.
Viel zu schnell konnte der Schwindel kommen und der Junge stürzte auf das harte Deck und brach sich das Genick. Um sein Rufen zu hören, war B. Schon längst viel zu hoch und so begann Spike kurz entschlossen, dem Jungen hinterher zu klettern.
Moharim wollte seinen Captain eigentlich zurückhalten und ihm erklären, dass er sich keinerlei Sorgen um Buffy machen musste. Doch noch ehe er reagieren konnte, war der wasserstoffblonde Mann bereits in den Segeln und kletterte behände hinter Buffy her.
Soabi war neben seinen Bruder getreten und legte ihm beruhigend die Hände auf die Schulter.
„Mach dir keine Sorgen Bruder, Spike wird ihn da schon heil wieder herunterholen.“ „Das macht mir eigentlich kaum Sorgen... ich mach mir eher um Spike Sorgen. Ich glaube nicht das ihr das gefallen wird... ihm!“ Moharim schielte zu seinem Bruder und sah ein feines Lächeln um dessen Mundwinkel erscheinen.
„Ja so was hab ich mir schon gedacht. Aber er sollte es nicht zu weit treiben.“ Grinsend betonte Soabi das Wort ‚er’ und wandte sich von seinem Bruder ab und zu Xander hin.
 
Buffy hörte nicht, dass jemand ihr folgte. Sicher und eifrig kletterte sie die Wanten hoch. Sie hatte den Ausguck beinahe erreicht, als sich eine Faust um ihre Fußfessel legte und sie vor Schreck fast die Seile losgelassen hätte. Nur ihrer schnellen Reaktion war es zu verdanken, dass sie nicht das Gleichgewicht verlor und mit gebrochenen Knochen unten auf die Planken stürzte.
Ihr Blick wanderte an ihrem Bein hinunter und sie sah in zwei strahlend blaue Augen, die in diesem Moment wütend zu ihr emporschauten.
„Ich rate dir sofort wieder hinunter zu klettern, wenn dir dein Leben lieb ist, Bursche!“ Spikes Stimme klang gepresst, aber eher vor Sorge denn vor Zorn.
Buffy fand das alles gar nicht witzig und die Hand an ihrem bloßen Bein sandte Schauer über Schauer durch ihren Körper.
Sie versuchte sie abzuschütteln, doch der Griff festigte sich nur noch mehr um ihr Gelenk.
„Könntet ihr mich vielleicht loslassen. Captain? Ich habe wirklich keine Lust da unten als blutige, undefinierbare Masse anzukommen, ja?!“
„Erst wenn du wieder auf dem Weg nach unten bist. Und schau nicht runter, sonst wird dir schwindelig!“ Spike konnte nicht umhin, die zarte Haut unter seinen Fingern zu registrieren und der Drang mit dem Daumen darüber zu streicheln, wurde übermächtig. Heftig einatmend ließ er den Jungen abrupt los und begann mit dem Abstieg.
Buffy grinste, als sie nicht mehr seine Finger spürte. Mit der Leichtigkeit, die sie schon als Kind besessen hatte, kletterte sie schnell weiter nach oben. Als sie einen Blick nach unten warf, hätte sie fast laut losgelacht. Spike war so mit dem Abstieg beschäftigt, dass er gar nicht bemerkte, dass ihm der Schiffsjunge nicht folgte.
Erst als er keine Bewegung mehr über sich spürte, wurde er gewahr, dass irgendetwas nicht stimmte. Er sah nach oben und konnte gerade noch einen Blick auf das Bein des Knaben erhaschen, der den Ausguck erreicht hatte und nun darin verschwand.
Wütend begann Spike erneut hinauf zu klettern und verfluchte den sturen Burschen mit allen Wörtern, die er im Laufe seines Piratendaseins gelernt hatte. Und seine Wut steigerte sich unglaublicher weise noch mehr, als er B. Entspannt im Korb sitzen sah. Frech grinste der ihn an.
„Na, etwa Angst vor dem Abstieg?“ Spike fluchte laut und kletterte ebenfalls in den Korb. Es beruhigte ihn auch nicht, dass B. Vor ihm zurückwich und schon fast über den Korbrand stürzte, bei dem Versuch seinem Captain nicht zu nahe zu kommen.
„Fang an. Los, klettere hinunter, oder ich helfe nach, so wahr mir Gott helfe!“ Er packte den Junge an der Kehle und drückte ihn noch ein Stück weiter über den Rand.
Buffy ruderte mit den Armen, um den plötzlichen Gleichgewichtsverlust auszugleichen. Sie sah in wütende blaue Augen und wie ein Blitz traf sie die Erkenntnis.
Er war es, er. Sie hatte seine Augen nie vergessen. Diese blauen, vor Schmerzen dunklen Augen, die sie damals so hasserfüllt angeschaut hatten.
‚Hank Summers hat seine Schwester getötet’. Die Worte hallten in ihrem Kopf wieder.  Ihre Mutter war seine Schwester gewesen. Gut nicht seine leibliche Schwester, denn ihr Vater war nur sein Stiefvater gewesen. Aber er hatte sie geliebt. Das wusste Buffy aus den Erzählungen ihrer Eltern und sie hatte es damals deutlich in seinen Augen gesehen. In genau jenen Augen, die sie jetzt so wütend anfunkelten.
„Es tut mir leid!“ Spike nickte, sich nicht bewusst, dass Buffy nicht ihre Kletteraktion meinte, sondern den Tod der Frau, die sie beide geliebt hatten.
Er schüttelte den Jungen ein wenig und schubste ihn dann in die Richtung des Korbausganges.
„Du wirst dein Strafe für deinen Ungehorsam schon bekommen, und jetzt sieh zu, dass du wieder hinunterkommst.“
Buffys Gedanken rasten, als sie den Abstieg begannen. Wenn Spike rausfand, wer sie war, würde ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert sein. Sie musste unbedingt verhindern, dass er je dahinter kam, dass sie Hanks Tochter war. Es schauderte sie allein bei dem Gedanken, was der Hass in ihm sich ausdenken mochte, um sie zu bestrafen.
Und dass er sie für diese Täuschung bestrafen würde, daran hatte sie keinerlei Zweifel. Nur allzu deutlich erinnerte sie sich an seinen hasserfüllten Schwur am Grab seiner Schwester.
Zitternd kam sie schließlich unten an und warf Moharim einen flehentlichen Blick zu.
Dieser wusste nicht so recht, wie er den Blick seines Captains deuten sollte. Doch als er in das wütende Gesicht von Spike sah, war ihm so ziemlich alles klar.
Spike schnaubte vor Wut. Diesmal würde die Bestrafung nicht so glimpflich für B. enden.
Der Bursche musste endlich Gehorsam lernen, und wenn er selber es sein sollte, der ihm diesen beibrachte, um so besser.
Er gab einem seiner Männer einen Befehl und packte dann B. am Kragen, denn dieser wollte sich gerade aus dem Staub machen und unter Deck verschwinden.
„Oh nein, du bleibst hier!“ Buffy sah in sein Gesicht und ihr war klar, dass sie diesmal nicht so einfach davonkommen würde.
 
Buffy strampelte ein wenig in Spikes festem Griff. Doch er ließ sie nicht los. Also gab sie es auf und harrte einfach der Strafe, von der sie wusste, dass sie kommen würde.
Als sie jedoch einen Matrosen mit einem langen Tau sah, war ihr gar nicht mehr so wohl zumute. Das würde doch der Captain nicht mit einem Schiffsjungen machen. Sie wusste, wozu solche Taue benutzt wurden. Auch sie selbst hatte sie schon öfter zur Bestrafung angewendet.
Aber nicht für solch ein geringes Vergehen.
Als man ihr die Hände zusammenband und sie in Richtung der Reling schob, zerstoben all ihre Hoffnungen zu nichts. Er würde es tatsächlich wagen?
Spike sah äußerlich gelassen zu, wie der Junge zur Bordwand bugsiert wurde. Er hatte es an seinem Gesichtsausdruck gesehen, dass B. Genau wusste, welche Strafe auf ihn zukam.
Er brauchte nur um Verzeihung bitten, und Spike würde ihm das alles ersparen. Doch der Junge sah stur an ihm vorbei und stand stolz aufgerichtet am Rand der Reling.
„Ich an deiner Stelle würde jetzt klein beigeben. Dann brauchst du das nicht machen!“ Er wartete auf B.s  Antwort, doch der Junge drehte nur leicht den Kopf und ein Grinsen erschien um seine Mundwinkel.
„Und, wollen wir wetten, wie lange ich die Luft anhalten kann?“ Spike knurrte wütend und ohne eine Warnung schubste er den Knaben über Bord.
Buffy konnte gerade noch einmal Luft holen, bevor sie das eiskalte Wasser umfing. Vor Schreck hätte sie beinahe die komplette Luft auf einmal entweichen lassen, konnte dies jedoch noch verhindern. Sie versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben, um nicht eventuelle Jäger des Meeres anzulocken. Ein kleine Ewigkeit, so schien es ihr, passierte gar nichts, außer dass sie tiefer tauchte, dann spürte sie den leichten, unaufhaltsamen Zug an ihrem Handgelenk. Ihr erster Impuls war, sich dagegen zu wehren. Doch noch bevor sie die erste entgegengesetzte Bewegung gemacht hatte, wurde ihr klar, dass das genau das Falsche war und sie gab dem Zug nach und tauchte noch tiefer. Es war nicht das erste Mal, dass sie ‚kielgeholt’ wurde. Selbst ihr Vater hatte bei ihr diese Bestrafung angewandt, jedoch für ein viel schlimmeres Vergehen.
Langsam wurde ihre Luft knapp und vorsichtig ließ sie etwas Luft entweichen. Dadurch schmerzten ihre Lungen nicht mehr ganz so stark. Innerlich verfluchte sie den Captain, denn der Zug am Tau verringerte sich immer mehr. Sie brauchte jedoch diesen Zug, da ihre Kraft selber zu tauchen, schwand.
Plötzlich spürte sie, wie am anderen Ende des Seiles ein Gegenzug begann. Dadurch konnte sie nicht mehr weiter unter dem Schiff hindurchgezogen werden.
Entsetzt wurde ihr klar, was das bedeutete. So lange würde ihre Luft nie und nimmer reichen.
Sie versuchte mit aller Kraft weiter zu tauchen, doch der Zug war einfach zu stark. Es ging nicht voran, aber sie konnte auch nicht zurück.
Sie ließ den letzten Rest Luft aus ihren Lungen entweichen und gab sich dem Unvermeidlichen hin. Ihr wurde schwindelig und dann versank alles um sie herum in den schwarzen Tiefen des Ozeans.
 
Spike fragte sich erstaunt, wie lange der Bursche unter Wasser den Atem anhalten konnte. Er kam einfach nicht an die Oberfläche. Spike drehte sich um und ihm wurde übel. Er sah, dass Angel das Tauende in der Hand hielt, jedoch nicht fierte, so dass auf der anderen Seite der Junge auch nicht gehievt werden konnte.
Gerade wollte er dem Mann den Tampen aus der Hand reißen, als Soabi Angel beiseite stieß und das Tau einfach über Bord warf. Moharim hievte an der anderen Seite den Jungen über Bord und wickelte ihn sofort in eine Decke.
Moharim war entsetzt, als er den wie leblosen Körper seines Captains in den Armen hielt. Und noch erschrockener war er, als er bemerkte, dass das Kopftuch nur noch einen kleinen Teil der goldenen Haarpracht Buffys verbarg. Schnell zog er die Decke darüber und ging mit großen Schritten auf seine Kabine zu.
Er achtete weder auf Spike, noch auf Soabi die ihm folgten und schloss die Tür hinter sich, bevor die beiden ebenfalls eintreten konnten. Vorsichtig legte er Buffy auf sein Bett und wickelte sie aus der Decke.  Er lauschte auf ihren leisen, holprigen Herzschlag und begann, sie abzureiben. Noch immer war sie nicht erwacht und ihr Atem kam abgehackt und röchelnd. Ohne sich um irgendwelche Benimmregeln zu kümmern, begann der schwarze Riese mit Tränen in den Augen ihre Brust abzureiben. Dabei verfluchte er in allen ihm bekannten Sprachen, den Mann, der hierfür verantwortlich war.
Buffy hustete und spuckte. Langsam kam sie wieder zu sich und fühlte ein schweres Gewicht auf ihrer Brust.  Sie schlug die Augen auf und starrte in die besorgt blickenden Augen ihres Steuermanns.
„Hey, Kleines. Alles wieder in Ordnung? Mensch, ich hab schon gedacht, es wäre aus mit dir.“ Buffy versuchte zu sprechen, doch Moharim hielt sie davon ab, indem er sie einfach in seine Arme zog. Schließlich gelang es ihr, ihn ein wenig von sich zu schieben.
„Wa... warum hat er das gemacht?“ Ihre Stimme wollte ihr noch immer nicht gehorchen.
Sie verstand das Ganze einfach nicht. Was hatte sie Schlimmes getan, dass Spike sie fast zu Tode gequält hatte?
„Es war nicht der Captain, Buffy, es war Angel. Er hat dem Matrosen das Tau aus der Hand genommen und einfach nicht weiter gefiert. Und dafür werde ich ihn vierteilen!“
Buffy richtete sich mühsam auf und bemerkte, dass ihre Verkleidung völlig nutzlos geworden war. Ihr Tuch, welches ihr Haare verbarg, war verschwunden und ihre nassen, langen Haare lagen schwer auf ihrem Rücken. Ihr Hemd war durchnässt und man konnte darunter deutlich den Verband aus altem Segeltuch erkennen, mit dem sie ihre Brüste flach abband. Erleichtert atmete sie auf, als sie den festen Verband nun löste. Sie hatte sich noch immer nicht an die Verkleidung gewöhnt und durch das Seewasser hatte sich das Segeltuch noch fester zusammengezogen.
Sie wickelte sich wieder in die Decke und sah ihren Freund misstrauisch an.
„Was meinst du damit, es wäre Angel gewesen? Nick hatte doch das Seil in den Händen!“ „Ja, du hast Recht, aber Angel hat es ihm aus der Hand genommen und kein Seil mehr nachgelassen.“ Moharims Wut kroch erneut an die Oberfläche. Wenn er den Mistkerl in die Finger bekam, würden Knochen brechen. Vorzugsweise die des sadistischen Schlägers.
Was er nicht ahnte, war, dass genau in diesem Moment, oben an Deck, die geballte Faust seines neuen Captains das Kinn des eben noch so Verfluchten traf.
Spike war außer sich vor Wut. Niemand aus seiner Mannschaft durfte es wagen, entgegen seiner Befehle zu handeln. Es wäre ein Wunder, würde der Junge überleben. Bei diesem Gedanken durchzog ein nie gekannter Schmerz sein Innerstes und ein weiteres Mal krachte die Faust auf das fleischige Kinn des Schuldigen.
Angel taumelte unter der Wucht des Hiebes und es blitzte böse in seinen Augen auf. Doch er unterdrückte den Impuls, sich rächen zu wollen, sofort. Seine Zeit würde schon noch kommen.
Er hob die Arme, um zu zeigen, dass er sich nicht wehren würde.
„Es tut mir leid. Ich habe nicht gewusst, wie schnell ich fieren muss. Ich wollte nicht, dass dem Burschen etwas passiert, ehrlich!“
Er verschluckte sich fast an seinen eigenen Worten. Einen Moment befürchtete er schon, dass Spike ihm seine Reue nicht abnehmen würde. Der schlanke Mann fixierte ihn einen Augenblick mit stahlblauen Augen. Sein Gesichtsausdruck war hart und konzentriert. Dann nickte er und Angel atmete innerlich erleichtert auf.
„Du wirst es bereuen, wenn du noch einmal gegen meinen Befehl handelst!“ Angel nahm diese Warnung ernst. Er würde den Captain nicht noch einmal unterschätzen. Und der Junge würde ihn auch noch kennen lernen. Er fand es langsam gar nicht mehr lustig, wie der Junge ihn vor allen anderen lächerlich machte.
So drehte er sich mit fest zusammen gebissenen Zähnen um und ging wieder an seine Arbeit. Er war sich aber der misstrauischen Blicke der anderen Besatzungsmitglieder bewusst.
 
Spike stieg die wenigen Stufen zu den Kapitänskabinen hinab. Er wollte sich nach dem Jungen erkundigen und diesmal würde Moharim ihm nicht die Tür vor der Nase zuschlagen. Er klopfte an und trat dann ohne auf Antwort zu warten ein.
Buffy hörte das Klopfen und drehte sich um. Sie hatte sich schon vor einer kleinen Weile wieder verkleidet und ihr Haar steckte unter dem Kopftuch, welches Moharim ihr gegeben hatte.
Der Captain trat ein und Buffys Herz begann so laut zu klopfen, dass sie befürchtete, er müsse es hören. Was hatte dieser Mann nur an sich, dass ihr in seiner bloßen Gegenwart schon Schauer über den Rücken jagten? Natürlich, er sah gut aus und hatte einen schlanken, muskulösen Körper, aber den hatten andere auch.
Er lächelte sie freundlich an und ließ anerkennend den Blick über sie wandern.
„Wie ich sehe lebst du noch. Schön, alles okay?“ Spike war verwundert, den Jungen so schnell wieder auf den Beinen zu sehen. Er musste wirklich hart im Nehmen sein, denn er stand stolz aufgerichtet vor ihm.
„Ja, alles bestens, Captain. Bin bereit, wieder an Bord zu kommen!“ B.s Stimme hatte vom Salzwasser noch immer einen rauchigen Klang, der Spike eine Gänsehaut bescherte und direkt zu seinen Lenden kroch. Zu seinem Entsetzen blieb die Wirkung auf ihn nicht aus und er wurde hart.
Buffy verstand nicht, warum Spike sich plötzlich fluchend umdrehte und ihr über die Schulter nur noch den Befehl gab, sofort an Deck zurück zu kehren.
‚Was zum Henker hatte sie jetzt schon wieder falsch gemacht?’ Buffy verstand die Reaktion des Captains einfach nicht. Sie sah kurz fragend zu Mohraim, doch da der nur mit den Schultern zuckte, ging sie wieder an Deck und wurde freudig von ihren Leuten begrüßt. Von Angel war weit und breit nichts zu sehen, doch sie würde sich von nun an vor dem hinterhältigen Mann in Acht nehmen.
Spike ließ die Tür zu seiner Kabine mit Wucht ins Schloss fallen und ließ sich wütend in seinen Stuhl fallen. Er ärgerte sich nicht nur über seine Reaktion auf B, sondern schämte sich auch deswegen. Er war sauer auf sich und ebenso auf B. Spike wusste jedoch, dass der Junge nichts dafür konnte. Er verstand es ja selber nicht. Noch nie in seinem Leben hatte er Interesse an Knaben gehabt, so was war etwas für dandyhafte Herren, die es liebten, mit den Menschen perverse Spielchen zu spielen. Er stand auf Frauen und das hatte er auch schon zur Genüge bewiesen. Verwirrt über seine eigenen Gedanken schüttelte er den Kopf und entschloss sich, so schnell wie möglich den nächsten Hafen anzusteuern. Wenn sie erst in Boston angelegt hatten, würde er sich eine der willigen Frauen bei Madame Veronique nehmen und sich jegliche Gedanken an die zarte Haut und die vollen Lippen seines Schiffsjungen aus dem Leib vögeln lassen. Zufrieden mit diesem männlichen Entschluss, wandte er seine Aufmerksamkeit den Karten zu und berechnete die Route und Zeit, die sie brauchen würden, um schneller als gewöhnlich in Boston anzukommen. Er hatte vor, dort wenigstens drei oder vier Tage zu bleiben, denn er wollte nicht nur die Ware löschen, die sicherlich einen hohen Gewinn versprach, sondern er wollte auch neue Ware aufnehmen.
In den letzten paar Tagen war ein völlig neuer Gedanke in ihm gereift. Er wollte nicht nur Ware stehlen, sondern mit ihr Handel betreiben. In Boston würde er das erste Mal seinen Schoner als Handelsschiff anpreisen und so auch Ware kaufen. Mit seinen Kenntnissen und seiner Mannschaft dürfte es kein Problem sein, die Ware unbeschadet zu ihrem Bestimmungsort zu bringen. Er grinste, als ihm der Gedanke kam, dass vielleicht ein anderes Piratenschiff ihn angreifen könnte. Niemand konnte es mit ihm aufnehmen und die Ware war bei ihm so sicher wie in Abrahams Schoss. Genüsslich lehnte er sich zurück. Oh ja, der Gedanke an solch ein Leben gewann immer mehr an Geschmack für ihn.
Es würde ein neues Leben bedeuten, und nicht weniger aufregend als das , welches er schon zu lange gelebt hatte. Auch seine Männer würden sich damit einverstanden erklären, das wusste er. Er spürte schon seit längerem den Widerwillen bei ihnen, wenn sie mal wieder zu einem Streifzug über die Meere aufbrachen. Und so war ihm die Idee schon beim letzten Anlegen gekommen. Denn dort hatte ihn ein Händler angesprochen, dem er die Stoffe aus seinem letzten Beutezug verkauft hatte.
Er schloss die Augen und malte sich sein neues geruhsameres Leben aus, als sich das zarte Gesicht eines jungen Schiffsjungen wieder vor sein inneres Auge schob. Fluchend nahm er das halbvolle Glas vom Tisch und warf es gegen die getäfelte Wand.
 
In den nächsten zwei Tagen gelang es Spike, B. aus dem Weg zu gehen. Das war auch nicht weiter schwierig, denn der Knabe schien ebenfalls seine Gesellschaft zu meiden. Trotz alledem konnte er es nicht vermeiden, dass sein Blick immer wieder nach der schmächtigen Gestalt Ausschau hielt und so lange suchend über das Deck glitt, bis er B. ausfindig gemacht hatte. Meist war er in Gesellschaft Moharims oder auch Soabis.
Es schien fast so, als würden die Beiden dem Jungen gar nicht mehr von der Seite weichen. Ständig war einer von ihnen in der Nähe und wenn Angel zu dicht an B. herankam, standen sie beide parat, um ihn zu schützen.
Auch Buffy hatte bereits gemerkt, dass die zwei Riesen sich aufführten, als wären sie ihre persönlichen Wachhunde. Grinsend sah sie, wie Soabi wieder einmal einen Blick zu Angel schweifen ließ, nur um sicher zu gehen, dass der auch weit genug entfernt war.
Sie waren jetzt kurz vor Boston angekommen und die letzten zwei Tage an der Küste entlang gesegelt. Buffy war schon oft in Boston gewesen. Hier war die beste Möglichkeit, die Ware zu löschen.
Doch sie hatte sich nach der ‚Bostoner Teeparty’ erst einmal von diesem Hafen ferngehalten. Schließlich hatte sie keine Lust, in die Politik zwischen England und Amerika hineingezogen zu werden. Wobei man das schon keine Politik mehr nennen konnte. Sie war vor drei Jahren dabei gewesen, als britische Seemänner, als Indianer verkleidet, die mit Tee beladenen Schiffe geentert und die wertvolle Ladung einfach über Bord geworfen hatten. Sie hatte an jenem Tag, der später als ‚Bostoner Teeparty’ in die Geschichte eingehen sollte, ebenfalls Tee an Bord gehabt und war den aufgebrachten Männern nur mit knapper Not entkommen.
Heute konnte sie darüber lachen, doch damals wäre der Verlust ihrer Ware einem Desaster gleich gekommen.
Buffy wurde durch den Ruf des Captains aus ihren Erinnerungen gerissen.
„Ok, wir legen in ein paar Stunden an und dann wird die Ware gelöscht. Das Wochenende will ich die meisten von euch nicht hier an Bord sehen!“ Er grinste breit.
„Wir werden ein paar Männer als Wechselwache an Bord lassen, aber ihr anderen könnt an Land gehen und tun, was auch immer ihr wollt.“ Sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter.
„Und diesmal werden wir nicht nur die Ware verkaufen, sondern wir werden auch welche an Bord nehmen.“ Die Köpfe seiner Männer ruckten hoch. Ungläubig starrten sie ihren Captain an.
„Ich habe mich entschlossen, der Piraterie den Rücken zu zukehren. Von jetzt an wird mit der ‚Vengeance’ Handel betrieben. Und ich bin mir sicher, dass wir damit ebenso viel Gewinn machen werden, wenn nicht noch mehr. Also, wer von euch bleiben will, soll bleiben, wer von euch gehen will, soll gehen. Ich kann verstehen, wenn einige von euch auf einem anderen Piratenschiff anheuern wollen.“
Keiner seiner Männer gab auch nur einen Ton von sich. Es war so still, dass man das Geschrei der Möwen, welche sie schon eine Weile begleiteten,  überdeutlich hören konnte.
Spike wartete auf eine Reaktion seiner Männer.
„Ich bleibe!“ Soabi war vorgetreten und stellte sich an die Seite seines Freundes.
„Ich auch!“ Xander tauchte neben Soabi auf und langsam stellten sich auch die übrigen Männer hinter ihrem Captain auf. Auch die Männer aus Buffys Mannschaft schlossen sich, nach einem fragenden Blick auf ihren ehemaligen Captain, an.
Zum Schluss standen nur noch Buffy, Moharim und Angel da. Moharim sah kurz auf seinen Captain hinunter und ging dann langsamen Schrittes hinüber, um sich an die Seite seines Bruders zu stellen.
Buffy warf einen kurzen Blick auf Angel und überbrückte dann ebenfalls die kurze Distanz zu Spike. Im selben Moment setzte auch Angel sich in Bewegung.
Spike konnte die tiefe Befriedigung nicht ganz unterdrücken, als er sah, dass auch B. sich ihm anschloss. Doch dass Angel sich ebenfalls seiner Mannschaft anschloss, gefiel ihm nicht besonders. Aber er hatte sein Angebot nun mal ausgesprochen und es galt für alle.
 
Ein paar Stunden später
 
Spike stand an Deck und ließ seine Augen suchend darüber schweifen. Er wollte den Jungen mit in den Hafenkontor nehmen und sich später dann mit dem Kunden treffen, von dem er die Ware übernehmen sollte. Er sah Soabi, Moharim und B. an Deck erscheinen und winkte die zwei großen Männer zu sich. Für sie hatte er eine ganz spezielle Aufgabe.
„Soabi, Moharim. Ich will, dass ihr Angel und seine beiden Freunde im Auge behaltet. Ich möchte keine unliebsame Überraschung erleben. Sollte irgendetwas sein, kommt einer von euch sofort zu mir und der andere behält ihn im Auge, verstanden?“
Die Brüder nickten einstimmig und als Spike das zufriedene Glitzern in den Augen Moharims sah, sprach er noch eine Warnung aus.
„Ihr rührt ihn nicht an! Das ist kein Rachefeldzug, klar?!“ Das Glitzern in den Augen der beiden Brüder verschwand und sie nickten enttäuscht.
Buffy war so mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, dass sie von all dem kaum etwas mitbekam. Sie hatte selber Pläne für ihren Landgang gemacht. Vor allem wollte sie sich ein neues Schiff besorgen. Das sollte nicht weiter schwierig sein, denn genügend Geldmittel waren vorhanden. Ihr Vater hatte auf Drängen seiner Frau hin, hier in Boston bei einer Bank viel Geld hinterlegt. Bis jetzt hatte Buffy dieses Geld nicht benötigt, doch nun war sie froh, dass ihre Mutter so hartnäckig darauf bestanden hatte. Noch gut konnte sie sich an den Streit ihrer Eltern erinnern. Die Zweifel ihres Vaters an der Ehrlichkeit der Bankleute und die letztendlich überzeugende Sturheit ihrer Mutter. Unwillkürlich schmunzelte sie. Dies verging ihr jedoch sofort wieder, als sie die Worte hörte, die der Captain nun an sie richtete.
„So, du und ich, mein Junge, wir werden uns nach dem Treffen mit Mr. Giles bei Madame de la Foi vergnügen. Ich wollte dich eigentlich mit zu Madame Veronique nehmen, aber ich denke meine alte Freundin ist besser geeignet. Schließlich sollst du mal ein Mann werden.“
Buffy verschluckte sich und fing an zu husten.
DAS konnte er nicht ernst gemeint haben. Nein, auf gar keinen Fall. Madame de la Foi oder besser Faith, war eine ihrer wenigen weiblichen Freundinnen. Sie kannte Faith schon so lange, wie sie zur See fuhr. Buffy hatte sie das erste Mal hier im Hafen von Boston getroffen. Große, braune Rehaugen hatten sie erstaunt angesehen, als sie an der Hand ihrer Mutter von Bord gegangen war. Sie hatten sich erst nicht wirklich gut verstanden, denn Faith war noch wilder als Buffy gewesen, fast schon aggressiv.
Doch in den darauffolgenden zwei Wochen hatten sie sich immer wieder getroffen. Dies war nicht zu vermeiden gewesen, denn Faiths Mutter war eine enge Freundin ihrer Eltern gewesen. So hatte Buffy sich auch nie von dem Gewerbe abgestoßen gefühlt, welchem die Frau nachging. Sie führte eines der exklusivsten Bordelle an der Ostküste. Bis weit über die Grenzen Massachusetts hinaus war sie bekannt.
Buffy hatte die Freundin ihrer Eltern immer geliebt und ehrlich getrauert, als sie vor ein paar Jahren von deren Tod erfahren musste. Auch war es für sie völlig normal gewesen, dass die hübschen und netten Mädchen in dem Etablissement den Männern zu Diensten waren. Oh, nicht ihrem Vater, dafür hatte er seine Frau zu sehr geliebt.
Doch die anderen Mannschaftsmitglieder, Moharim eingeschlossen, waren den Avancen der Mädchen nicht abgeneigt gewesen. Und so hatte sie oft ein paar Wochen im Jahr in dem Haus am Kai verbracht. Faith und sie waren in dieser Zeit unzertrennlich und die Freundschaft hielt bis zum heutigen Tag. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte die hübsche Brünette das Bordell übernommen und führte es ebenso erfolgreich wie ihre Vorgängerin.
Buffy sah entsetzt zu Moharim, doch der drehte den Kopf zur Seite und versuchte, sein Lachen hinter einem Hustenanfall zu verstecken. Er hatte durchaus verstanden, dass das für Buffy eine sehr unangenehme Situation war. Faith würde ihre Jugendfreundin sofort erkennen, egal in welcher Verkleidung.
Spike sah den entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen und sah seine Vermutung bestätigt, dass B. noch nie in einem Bordell gewesen war, geschweige denn bei einer Frau gelegen hatte. Doch dies gedachte der blonde Mann an diesem Abend zu ändern.
Also schlug er ihm kräftig auf die schmalen Schultern.
„Mach dir keine Gedanken, Bursche. Die Frauen freuen sich immer über einen Neuling!“ Er lachte laut und ging den Steg voran zum Kai.
Buffy fand das gar nicht so lustig. Faith würde sie sofort erkennen, ohne jeden Zweifel. Also musste sie irgendwie aus dieser Nummer rauskommen. Außerdem konnte sie sich nicht um ein neues Schiff kümmern, wenn der Captain ständig ein Auge auf sie hatte.
 
Spike erhob sich vom Tisch und gab Mr. Giles die Hand. Er mochte den Mann auf Anhieb. Schon damals hatte ihm die ehrliche und zugegebenermaßen sehr englische Art des älteren Mannes gefallen. Nun verabschiedete er sich von ihm und konnte sich sicher sein, die nächsten großen Aufträge in der Tasche zu haben. B. erhob sich ebenfalls. Der Junge war erstaunlich ruhig und interessiert gewesen. Gespannt hatte er den Verhandlungen gelauscht. Doch nun begann er neben Spike herumzuzappeln, als sie durch die frische Abendluft spazierten.
Buffy wurde mit jedem Schritt, mit dem sie sich Faiths Haus näherten unruhiger und nervöser. Wie sollte sie nur aus dieser Falle wieder rauskommen? Sie hatte es heute den ganzen Nachmittag schon mit leichten Andeutungen probiert, doch Spike war auf keine ihrer Bemerkungen eingegangen, sondern hatte nur trocken gemeint, sie würde Faith schon mögen, da diese eine tolle Frau wäre.
Buffy konnte dem nur zustimmen, hütete sich aber, es laut zu sagen. Und nun waren sie nur noch wenige Schritte von der ihr nur zu bekannten Eingangstür entfernt. Buffy konnte nur hoffen, dass irgend ein Wunder geschah, welches sie sofort hier weg zauberte. Doch leider geschah nichts dergleichen, außer das Spike seine Hand in ihren Rücken legte und sie durch die Tür in die gemütliche Eingangshalle schob.
Erstaunt sah Buffy sich um. Sie war schon lange nicht mehr hier gewesen und so hatte sie die Halle noch so in Erinnerung, wie sie zu Lebzeiten von Faith Mutter gewesen war. Damals hatten überall große schwere Sofas gestanden und die Wände waren mit teurem Stoff bespannt gewesen. An der linken Seite war der Tresen mit dem großen Buch, in welches sich jeder Gast hatte eintragen müssen. Dies war zur Sicherheit der Mädchen gewesen. Der Tresen stand auch heute noch dort, jedoch waren die Sofas verschwunden und an den Wänden hingen schöne, großzügige Landschaftsgemälde. Die Sofas waren kleinen, zierlichen Stühlen und Tischen gewichen und der Teppichboden war durch glattpoliertes Parkett ersetzt worden.
 
Hinten im Kontor hörte Faith aufgeregte Stimmen und Gekicher von ihren Mädchen. Erstaunt lauschte sie und konnte nur einzelne Gesprächsfetzen mitbekommen. Doch die aufgeregten Stimmen der Frauen in der Eingangshalle konnten eigentlich nur eins bedeuten. Spike und seine Männer waren zurück. Und schon hörte sie seine wohltönende Stimme auch schon, wie er die Mädchen einzeln begrüßte und sie alle bei ihren Namen nannte.
Ja, Faith lächelte, genau dies war der Grund, warum die Frauen ihn so sehr mochten und sich immer sehr freuten, wenn er im Hafen anlegte. Spike war nicht nur sehr großzügig, was die Bezahlung anging, sondern er brachte auch jedem Mädchen- ihr eingeschlossen- immer etwas von seinen Reisen mit. Wobei nur Faith wirklich wusste, woher die teuren Stoffe und Kleider stammten.
Spike und seine Crew waren vor zwei Jahren das erste Mal in ihrem Haus erschienen. Diese Begegnung war jedoch keinesfalls friedlich verlaufen. Ganz im Gegenteil. Faith grinste bei der Erinnerung daran. Spike war in ihr Haus gestürmt, weil seine Männer nicht zur besprochenen Zeit an Bord erschienen waren. Wie ein wildgewordener Teufel war er zur Tür herein gestürmt und hatte, ohne Rücksicht auf irgendjemanden, seine Männer aus den Zimmern der Mädchen gezerrt. Währenddessen hatte er ununterbrochen getobt und Faith und die Frauen mit den schlimmsten Schimpfnamen bedacht. Als er jedoch Faith als Tochter einer Hure beschimpft hatte, war diese böse geworden und hatte den blonden Mann an der Haustür mit einer geladenen Waffe aufgehalten.
Es war ihr egal, als was sie beschimpft wurde. Sie hatte schon schlimmere Klippen umsegelt, als einen wütenden Tyrannen. Doch ihr Eltern waren etwas anderes. Sie war ein legitimes Kind. Ihr Vater und ihre Mutter, eine Französin, hatten sich hier in Amerika ein neues Leben aufbauen wollen. Doch ihr Vater war bei einem Streit um Ranchland gestorben und so waren ihre Mutter und sie nach Boston gegangen. Sie hatten das Ranchland verkauft und aus dem Erlös hatte ihre Mutter das hübsche Haus am Hafen gekauft.
Und so stand sie vor Spike und hielt die geladene Pistole in den Händen. Als er lachte, hatte sie die Pistole gehoben und in die Decke direkt über seinem Kopf geschossen. Daraufhin war er sofort etwas vorsichtiger geworden und das Ende der Geschichte war, dass sie im Salon gesessen und Wein getrunken hatten. Dabei war Spike auch auf ihre Schiesskunst zu sprechen gekommen und sie hatte ihm kleinlaut gestehen müssen, dass sie eigentlich auf seine Füße gezielt hatte. Grinsend hatte er ihr angeboten, ihr Unterricht zu geben und sie hatte lachend angenommen. Und so war eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen entstanden.
Nun erhob sie sich und betrat die Eingangshalle, wo sich die kichernden Mädchen um Spike und einen jungen Burschen scharrten. Als sie Faith bemerkten, machten sie Platz und der braunhaarigen Frau blieben die Begrüßungsworte fast im Hals stecken. Der Bursche an der Seite ihres Freundes kam ihr seltsam vertraut vor. Sie versuchte das Gesicht des Jungen zu erkennen, doch der senkte seinen Kopf nur noch tiefer und sah angestrengt auf seine Fußspitzen.
Buffy hatte alle Mühe, nicht aus Angst davor, entdeckt zu werden, zu zittern. Noch immer spürte sie die Hand des Captains in ihrem Rücken und es schien kein Entkommen zu geben. Plötzlich ließ Spike sie los und machte ein paar Schritte auf Faith zu. Diese stürmte zu Buffys Erstaunen auf den Mann zu und warf sich in seine Arme. Buffy war noch mit dem plötzlichen Gefühl von Eifersucht beschäftigt, als ihr klar wurde, dass dies hier ihre einzige Chance war.
Sie drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus der Haustür in die mittlerweile dunkle Nacht hinaus. Sie lief die Strasse hinunter und warf einen Blick zurück. So sah sie auch nicht die große Hand, die sich um ihr Handgelenk legte und sie aus voller Fahrt heraus um die Häuserecke zog. Buffy japste nach Luft, denn sie hatte das Gefühl, als würde ihr Arm ausgekugelt. Als sie aufblickte, erkannte sie entsetzt, dass sie vom Regen in die Traufe geraten war. Bevor die Faust sie traf, hörte sie noch das böse Lachen von Angel und seinen beiden Spießgesellen.
 
Faith und Spike sahen erstaunt dem flüchtenden Jungen nach. Bei Faiths etwas verletztem Gesichtsausdruck lachte Spike laut auf und zog sie in eine feste Umarmung.
„Mach dir nix draus, Kleines, der ist noch grün hinter den Ohren. Aber die werd ich ihm nachher lang ziehen!“ Den letzten Satz hatte er mehr zu sich selbst gesagt.
Er wandte sich wieder seiner Freundin zu und ließ den Blick suchend über die Mädchen schweifen.
„Olga ist nicht da, du brauchst gar nicht suchen, sie ist zu ihrer Mutter gefahren und wird erst in ein paar Wochen zurück sein.“
Spike grummelte irgendetwas über alte Mütterchen, schnappe sich eine hübsche Schwarzhaarige und drehte sich noch einmal zu seiner Freundin um.
„Ich will das ganze Wochenende nicht gestört werden, selbst wenn Boston im Wasser versinkt!“ Damit drehte er sich um und schob das kichernde Mädchen vor sich her die Treppe rauf.
Moharim fluchte laut und kam schlitternd zum Stehen. Schwer atmend wandte er sich an seinen Bruder.
„Und nun, wohin bringen sie sie? Ihn! Ich meine..“ „Lass gut sein Bruder, ich weiß es doch schon längst. Du suchst Spike und ich werde sehen, ob ich ihnen folgen kann. Der Captain ist bei Madame..“ „La Foi, ich weiß, wir kennen Faith gut, ich werde ihn finden, selbst wenn ich ihn von...“ Leicht verlegen hörte Moharim mitten im Satz auf zu sprechen und grinste dann seinen Bruder an. Doch der hatte ich schon verstanden und nickte ihm nur noch kurz zu. Dann drehte er sich um und rannte in die Richtung, in der gerade noch Angel und seine Spießgesellen mit dem Mädchen verschwunden waren.
Moharim sah seinen Bruder nicht mehr um die nächste Ecke biegen, denn er selbst war schon auf dem Weg zu Faith. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was in der Zwischenzeit alles mit seinem Captain passieren konnte. Er hatte nur noch gesehen, wie Angel mit seinem Freunden die bewusstlose Frau davon geschleift hatten.
Er wollte gar nicht wissen, was Angel tun mochte, wenn er herausfand, dass der schmächtige Junge in Wirklichkeit eine schöne Frau war.
 
Spike stieß immer wieder in den willigen, warmen Körper unter sich. Die Frau stöhnte auf und bog sich ihm entgegen. Sie schlang ihre schlanken, langen Beine um seine Taille und sah ihn aus grünen, blitzenden Augen an. Spike schüttelte den Kopf um die Vision von zarter Haut und blondem Haar zu vertreiben. Wütend knurrte er und vergrub sich noch einmal tief in der Frau. Dann ließ er sich auf den Rücken fallen und stand schließlich wütend auf, ohne die Schwarzhaarige noch eines Blickes zu würdigen.
Mit ruckartigen Bewegungen zog er sich an und ging dann hinunter in die Eingangshalle.
Er zog sich seinen Mantel an und überlegte noch kurz, ob er Faith auf Wiedersehen sagen sollte. Er entschied sich dagegen und trat hinaus in die dunkle Nacht.
Er wandte sich in Richtung Hafen und hing seinen Gedanken nach. Und so sah er auch nicht, wie ein völlig atemloser Schwarzer bei Faith vor der Tür stand und laut dagegen hämmerte.
Er wurde verflucht noch mal das Bild des Jungen nicht los. Egal was er tat, immer wieder schob sich das Bild von blitzenden, grünen Augen und einem schönen Mund dazwischen.
Er ging mit weit ausholenden Schritten Richtung Schiff. Eigentlich verbrachte er immer mehrere Tage in dem Haus von Faith, doch heute wollte er auf dem Schiff übernachten. Er würde eine Wache übernehmen und der Mann konnte sich dann ein paar vergnügliche Stunden machen. Auf keinen Fall war der Grund ein kleiner, schmaler, grünäugiger Knabe.
Mit federnden Schritten ging er die Fallreep hinauf und betrat das Deck.
Was er dort sah, ließ seinen Magen rebellieren.
 
Buffy kam langsam wieder zu sich. Als sie begriff, was gerade passierte, ruckte ihr Kopf wütend hoch und sie bemerkte, dass sie wieder einmal an den Hauptmast gefesselt war. Doch diesmal war sie mit dem Gesicht zum Mast daran gebunden und das erste Mal seit sie auf diesem Schiff war, bekam sie wirklich Angst. Sie versuchte den Kopf zu drehen, um zu erkennen, was hinter ihr vor sich ging. Die Bewegung blieb nicht unbemerkt und Angel trat von hinten an sie heran. Sein Atem streifte ihr Ohr und ein Schauer der Angst rann durch ihren Körper.
„So, Kleiner, wir Zwei werden uns jetzt eine Weile amüsieren. Wusstest du, dass ich auf so kleine Jungs stehe?“ Er strich mit einer Hand ihren Rücken hinunter und Buffy keuchte erschrocken auf. Dann jedoch fauchte sie ihn wütend über die Schulter an.
„Dann geh zu einem anderen, ich lass mich von so einem Stück Dreck bestimmt nicht...“ Sie schrie vor Schmerz auf, als die Peitsche sie traf. Der große Mann und seine beiden Freunde lachten und Buffy biss sich sofort auf die Lippen. Trotzdem konnte sie ein leichtes Stöhnen nicht unterdrücken, als der nächste Schlag sie traf. Sie spürte, wie ihr Hemd und die darunter liegende Haut von der Peitsche durchschnitten wurden und wusste, dass sie nicht lange still sein konnte. Sie biss sich so fest auf die Lippe, dass sie den metallischen Geschmack des Blutes auf ihrer Zunge spürte.
Die nächsten Schläge kamen schnell hintereinander und Buffy glitt langsam, aber sicher in die Bewusstlosigkeit ab. Dann plötzlich hörten die Schläge auf. Sie hörte Schritte hinter sich und dann etwas, das ins Wasser geworfen wurde. Sie schrie vor Schmerz auf, als das eiskalte Salzwasser aus dem wieder hochgezogenen Eimer ihren wunden Rücken traf. Das Salz brannte in den Wunden und die Tränen liefen nun ungehindert ihre Wangen hinunter.
Angel trat wieder dicht hinter sie und streichelte fast schon zärtlich mit der Peitsche über ihren Rücken.
„Na, wie gefällt dir unser neues Haustier? Katzen haben Krallen, Kleiner. Und die von unserer...“ Er hob die neunschwänzige Katzenpeitsche in seiner Hand hoch.
„...wirst du jetzt mal richtig zu spüren bekommen.“ Buffy erschauerte, war jedoch zu geschwächt, um noch etwas zu erwidern. Sie zuckte nicht einmal mehr zusammen, als die Peitsche ein weiteres Mal ihren Rücken traf. Sie sank vornüber gegen das raue Holz des Mastes und der blutrote Vorhang der Bewusstlosigkeit senkte sich über sie.
Spike erstarrte mitten in der Bewegung und atmete entsetzt ein. Das Bild, welches sich ihm bot, war selbst für einen berüchtigten Piraten wie ihn grauenerregend. B. Hing bewusstlos in den Seilen, die ihn am Mast in aufrechter Stellung hielten. Das Hemd hing, ebenso wie die Haut, nur noch in blutigen Fetzen von seinem Rücken. Das Blut floss, verdünnt durch das Salzwasser, in Strömen am Rücken des Jungen herab und färbte die Planken zu seinen Füßen schwarz.
Gerade hob Angel mit einem bösartigen Lächeln auf dem Gesicht ein weiteres Mal die Peitsche. Er hatte noch nicht ganz ausgeholt, da schoss ein großer, schwarzer Schatten an Spike vorbei und packte den Mann am Hals. Angel erkannte, wessen Hand sich um sein Genick legte, doch er konnte den Namen des Mannes nicht mehr aussprechen. Noch bevor sein Körper auf die Planken fiel, war er bereits tot.
Soabi hatte ihm mit einer kleinen Drehung seiner Pranke das Genick gebrochen.
Nun kam auch in Spike wieder Bewegung, der dem ganzen Geschehen wie erstarrt zugesehen hatte. Er nahm das Messer in die Hand und schnitt die Stricke durch, die B. an den Mast fesselten. Er fing ihn auf und starrte gebannt auf die zarte Gestalt in  seinen Armen. Es war jedoch nicht der Körper, der ihn so faszinierte, sondern die blonde, lange Strähne, die unter dem Kopftuch hervorlugte und sich um seinen Arm wickelte.
Ein Bild entstand in seinem Kopf und er sah ein kleines Mädchen mit grünen Augen und weizenblonden Haaren vor sich, dass sich an die große Hand ihres Vaters klammerte.
Und dieser Vater war niemand anderer als Hank Summers gewesen! Spike blickte in das Gesicht seines ‚Schiffsjungen’ und so reagierte er auch nicht, als Moharim ihm den Knaben abnahm und in seine eigene Kajüte brachte.
Noch immer stand Spike an ein und der selben Stelle und starrte fassungslos vor sich hin. Erst Soabis Stimme brachte ihn wieder zurück in die Gegenwart.
„Er wird wieder gesund, macht dir keine Sorgen, Spike. Ich kümmere mich jetzt erst einmal um den da.“
Sein mächtiger Kopf ruckte in Richtung des Toten und Spike konzentrierte sich nun wieder auf Soabi.
„Ja tu das, lass ihn verschwinden, ist mir egal wie. Schmeiß ihn in irgendeine Gasse, und sorg dafür, dass die anderen beiden dicht halten. Ich hab wirklich keine Lust, ins Gefängnis zu wandern. Du findest mich in meiner Kajüte, wenn irgendetwas sein sollte.“ Abrupt drehte Spike sich um und verließ das Deck.
Soabi war erstaunt. Der Zustand des Jungen schien seinen Captain doch mehr mitgenommen zu haben, als er befürchtet hatte. Seufzend wandte er sich seiner Aufgabe zu und packte den Toten, um ihn von Bord zu tragen.
 
Spike zögerte kurz, als er an Moharims Kabine vorbeikam. Doch dann schüttelte er den Kopf, er brauchte erst einmal Zeit, um das alles zu verstehen. Schweratmend ließ er sich auf das große Bett in seiner Kajüte fallen und starrte an die hölzerne Decke über sich.
Wie lange hatte er dieses Bild verdrängt. Das kleine Mädchen, dass ihn ängstlich und verwirrt angeschaut hatte, als er seinen Schwur am Grab seiner Schwester gesprochen hatte. Der Anblick hatte sich damals tief in seiner Erinnerung eingegraben, war jedoch mit der Zeit immer blasser geworden. Er hatte seine Rache schon für verloren geglaubt, doch nun war sie wieder zum Greifen nahe gerückt. Wütend verengte er die Augen. Sie hatten ihn eiskalt zum Narren gehalten. Er hatte keinerlei Zweifel, dass die Kleine Hanks Tochter und der neue Kapitän der ‚Summerwind’ gewesen war.
Er hatte schon vorher Zweifel an dem Wahrheitsgehalt in den Worten Moharims gehabt, denn der Schwarze war zwar ein hervorragender Navigator und erster Steuermann, von Kartenberechnung und Mannschaftsführung jedoch hatte er keinerlei Ahnung.
Also lag es auf der Hand, dass nur die Tochter Hank Summers seine Nachfolgerin sein konnte. Er erinnerte sich wieder daran, wie sicher sie in den Wanten geklettert war und lachte bitter auf. Kein Wunder, dass sie ihn ausgelacht hatte. Was war er doch für ein Idiot gewesen.
Sie musste sich königlich amüsiert haben über ihn. Aber nun würde er doch noch seine Rache bekommen. Und er hatte auch schon eine sehr gute Idee, wie diese aussehen würde. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und schließlich erhob er sich, um nach seinem ‚Schiffsjungen’ zu schauen.
Er klopfte an die Kajütentür, wartete jedoch nicht ab, sondern trat sofort ein. B. lag auf dem Bett und Moharim versorgte gerade ihre Wunden. Spike blickte fragend zu dem großen Mann, doch der schüttelte nur den Kopf.
„Er ist bis jetzt noch nicht wieder zu sich gekommen. Nur ab und zu ein Schmerzenslaut.“ Spike trat näher an das Bett heran. Wie hatte er diese zierliche Gestalt je für einen Jungen halten können? Es war nur zu offensichtlich, dass die zarten Linien ihres Rückens und die seidenweiche Haut einer Frau gehörten. Allerdings sah der Rücken der Frau auf dem Bett im Moment wirklich nicht gut aus. Spike war entsetzt. Angel hatte ganze Arbeit geleistet und noch immer quoll Blut aus den Striemen. Sie stöhnte leise und schmerzvoll auf, als Moharim die Salbe auf die offenen Wunden auftrug.
Spike kämpfte das Mitleid hinunter und sah den Bruder seines Freundes ernst an.
„Kümmere dich um B. Ich will, dass die Wunden so schnell es geht wieder verheilen. Wir werden demnächst in See stechen und ich kann keinen Kranken an Bord gebrauchen. Wenn du hier fertig bist, komm nach oben an Deck und hilf deinem Bruder den ‚Dreck’ zu beseitigen.“ Ohne noch einen Blick auf den schönen Frauenkörper zu werfen, der sich immer noch nicht bewegt hatte, verließ Spike die Kajüte und machte sich auf die Suche nach Soabi. Er fand ihn damit beschäftigt, dass Blut wegzuwaschen, welches noch immer als dunkler Fleck auf den Planken zu sehen war.
Wieder überkam ihn eine unbändige Wut auf Angel, doch als sein Steuermann ihm sagen wollte, was er mit dem Leichnam gemacht hatte, winkte Spike ab und erkundigte sich nach den anderen beiden Männern. Doch Soabi konnte ihm nur sagen, dass er die beiden in einer der übelsten Gegenden der Stadt aus den Augen verloren hatte.
„Das macht nichts. Wir legen sowieso bald ab. Such die Männer zusammen und sorg dafür, dass niemand etwas über die Angelegenheit erfährt.“ Sein Freund nickte und machte sich auf den Weg.
 
Buffy öffnete stöhnend die Augen. Sie lag auf einem weichen Bett auf dem Bauch und ihr ganzer Rücken schmerzte. Langsam kam die Erinnerung wieder und sie stöhnte auf. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass Angel die Peitsche benutzt hatte und dann Salzwasser über ihren Rücken geschüttet hatte Langsam setzte sie sich auf. Sie war in einer schön möblierten  Kajüte. Die Wände waren mit Holz getäfelt und ein Schreibtisch stand in einer Ecke und das Bett in dem sie lag, war gelinde gesagt, riesig. Schwankend versuchte sie aufzustehen, doch ihr Rücken protestierte und sie ließ sich zurück auf das Bett sinken. Schnell setzte sie sich wieder auf, denn ihr Rücken tat nur noch mehr weh. Die Tür öffnete sich und Spike trat ein.
„Wie ich sehe, geht es dir schon etwas besser, Junge.“ Er kam bis in die Mitte des Raumes und Buffy zog die Decke so hoch wie irgend möglich.
„Wer hat mich verbunden?“ Ängstlich wartete sie auf seine Reaktion. Doch er sah sie nur gleichgültig an und drehte sich dann in Richtung des Schreibtisches.
„Du solltest etwas essen. Du wirst deine Kräfte noch brauchen.“ Erst jetzt bemerkte Buffy das Tablett auf dem Tisch. Ihr Magen knurrte.
„Wie lange war ich denn nicht zu gebrauchen?“ Sie blieb noch immer stocksteif liegen und tastete vorsichtig über ihr Kopftuch. Erleichtert atmete sie auf, als sie merkte, dass keine Locke darunter hervorlugte.
„Fast sechs Stunden... Moharim hat sich um dich gekümmert.“ Er drehte sich wieder zu ihr um und ging auf die Tür zu.
„Wenn du dich kräftig genug fühlst, will ich dich an Deck sehen. Wir haben etwas zu besprechen.“ Er öffnete die Tür und trat auf den Gang hinaus. Dort wandte er sich noch ein Mal um. Es schien, als wolle er etwas sagen, doch er sah sie nur von oben bis unten an und stieg dann die Stufen hoch und verschwand in der Luke zum Deck.
Kaum war er nicht mehr zu sehen, kam Leben in Buffy. Sie warf die Decke beiseite und stand trotz der enormen Schmerzen in ihrem Rücken auf. Erstaunt sah sie an sich hinunter, denn sie war vollständig angezogen, inklusive ihrer Verkleidung. Sie durfte nicht vergessen, sich später bei ihrem Freund zu bedanken.
Sie wankte unter Schmerzen zum Tisch und schob sich ein Stück des noch warmen, duftenden Brotes in den Mund. Dann tunkte sie es in die Kartoffelsuppe und kaum hatte sie den ersten Bissen gegessen, kehrte der Hunger mit aller Macht zurück. Danach trank sie das frische Wasser und fühlte sich schließlich gestärkt genug, der Mannschaft gegenüber zu treten.
Trotz aller guten Vorsätze schwitzte sie fürchterlich unter der Anstrengung und als sie endlich an Deck stand, wäre sie am liebsten sofort wieder ins Bett zurück gekrochen.
„Hey, B. Schön dich wieder unter den Lebenden zu sehen!“ Soabi kam auf sie zu und beobachtete sie scharf. Sie war jedoch zu sehr damit beschäftigt vor den anderen nicht in Ohnmacht zu fallen, als dass sie dies bemerkte.
Spike kam auf sie zu und packte sie hart am Arm.
„So, dir geht es also wieder gut, ja? Dann teile ich dir jetzt deine neue Aufgabe mit.“ Buffy schwankte vor Anstrengung, sich aufrecht zu halten und war das erste Mal froh, dass der Captain sie so fest am Arm hielt.
„Du wirst von jetzt an kein Schiffsjunge mehr sein. Ich will ein Auge auf dich haben und deshalb wirst du mein persönlicher Kajütenjunge werden.“ Er beobachtete, wie B. blass wurde und in seinem Griff schwankte. Spike grinste böse auf sie hinab.
„Du weißt, was deine Aufgaben  als mein Kajütenjunge sind?“ Er hörte noch ein erschrockenes Aufkeuchen und dann sackte der Körper neben ihm zusammen. Er fing ihn auf und trug ihn an Moharim und Soabi vorbei. Dann zögerte er und wandte sich an den ersteren.
„Bring ihn in meine Kajüte und sorg dafür, dass er sich in den nächsten Tagen gut genug erholt. Ich will schließlich, dass er kräftig genug ist für die Aufgaben, die vor ihm liegen.“ Er drückte ihm den Jungen in die Arme und Moharim brachte sie ihn die Kapitänskabine, die noch größer als seine Eigene war.
Er wusste nicht wieso, aber irgendetwas war anders an dem Verhalten des Captains. Er konnte nur hoffen, dass das alles gut ging.
 
Zwei Tage später
 
Spike erwartete halb, dass B. sich auf ihm stürzen würde, wenn er in die Kajüte trat. Doch was er vorfand, ließ ihn schmunzeln. Sie saß in der äußersten Ecke der Sitzbank vor dem Bullauge und starrte entsetzt auf das riesige Bett, welches an der Wand der Kajüte stand und- zugegebenermaßen – viel Raum einnahm. Spike konnte ihre Gedanken förmlich hören. Es war nicht unüblich, dass Kapitän und Schiffsjunge, da sie auf so engem Raum lebten, auch zusammen in einem Bett schliefen. So brauchte keine zusätzliche Hängematte aufgehängt werden, welche ohnehin nur Platz wegnahm.
Spike musste an sich halten, um nicht laut zu lachen, als B. bei seinem Anblick heftig zusammenzuckte und aussah, als würde sie jeden Moment durchs Bullauge kriechen wollen.
„Kennst du die Aufgaben eines Kajütenjungen?“ Als sie nickte, ging er zu seinem Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl. Mit dem Rücken zu ihr war es für ihn einerseits einfacher, bei ihrer verängstigten Miene nicht loszulachen, andererseits konnte er so seiner eigenen Erregung besser Herr werden. Seit er wusste, dass unter den Knabenkleidern eine Frau steckte, reagierte er nur noch heftiger auf sie. Was ihn wieder daran erinnerte, warum genau sie jetzt eigentlich in seiner Kajüte war.
„Gut, dann kannst du damit beginnen, mir ein anständiges Abendessen zu bringen.“ Seine Stimme klang angespannt. Erleichtert kletterte Buffy von ihrem Sitz am Bullauge und eilte zur Tür. Sie wusste, dass es wie Flucht aussah und wenn sie es zugeben würde- was sie nicht einmal vor sich selbst getan hätte- dann war es genau das.
Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Als sie das riesige Bett gesehen hatte, war sie wie erstarrt gewesen. Natürlich wusste sie, dass dies durchaus üblich war. Zwei Schlafstätten nahmen einfach zu viel Platz weg. Aber sie brauchte sich nur vorstellen, neben diesem Mann zu liegen und pure Panik- neben noch einem anderen Gefühl- machte sich in ihr breit. Dieses andere Gefühl wollte sie gar nicht näher analysieren. Doch allein bei dem Gedanken daran wurden ihre Handflächen feucht und ihr Atem ging stoßweise. Und wie zum Teufel sollte sie so ihr Geheimnis bewahren? Sie musste unbedingt mit Moharim darüber sprechen. Doch vorher musste sie dem Teufel sein Essen bringen. Sie lief förmlich in Xander hinein, als sie die Tür aufstieß und in die Kombüse stürmte.
„Hey B., langsam Kleiner. Haste den Geist von Black Jack gesehen, oder was?“ Doch Buffy hatte im Moment wirklich keine Lust, sich von Xander weitere Geistergeschichten über ‚Black Jack’ anzuhören.
„Bitte... Essen... Captain!“ Sie ließ sich schweratmend auf die Stufen der Treppe fallen. Xander grinste den Jungen an und machte dann das Essen für seinen Captain fertig. Er war stolz auf den Jungen, der so hart arbeitete und sich selbst durch diesen Widerling Angel nicht hatte unterkriegen lassen. Wobei Xander sehr froh war, dass Angel, aus welchem Grund auch immer, nicht wieder an Bord erschienen war.
Er stellte noch einen zweiten gefüllten Teller mit auf das Tablett, der für den Jungen gedacht war. Kaum reichte er dieses dem Jungen, riss B. es ihm aus der Hand und stolperte eilig nach draußen. Xander grinste in sich hinein. Der Kleine war ihm irgendwie ans Herz gewachsen.
Spike wartete ungeduldig auf B.s Rückkehr. Kaum war sie eingetreten, nahm er ihr das Tablett aus der Hand und brachte vor allem das Messer vor ihr in Sicherheit. Er wollte kein unnötiges Risiko eingehen, wenn sie erfuhr, wo sie schlafen sollte.
„Setz dich da hin und iss.“ Er selber goss sich ein Glas Whiskey ein und trank grinsend einen Schluck der teuren Flüssigkeit.
„Ich denke, es wäre am einfachsten, wenn du hier schläfst. Dann brauche ich nicht immer nach dir suchen, wenn ich deine Dienste in Anspruch nehmen will.“ Er ließ diesen Satz ganz nebenbei fallen und wartete gespannt auf ihre Reaktion. Die ließ nicht lange auf sich warten. B. sprang erschrocken auf, wobei sie ihren Teller umstieß, was sie jedoch nicht weiter interessierte. Entsetzt starrte sie ihren Captain an. Das konnte er nicht wirklich gesagt haben. Das erste Mal seit einer sehr langen Zeit wandte Buffy sich Gott zu und betete innerlich, dass sie aus einem Albtraum erwachen würde. Doch was auch immer sie schwor und ihm versprach, es machte Spikes Satz nicht ungeschehen. Und so starrte sie ihn nur stumm aus großen, grünen Augen an.
Eine ganze Weile war es still in dem kleinen Raum, bis Spike sich schließlich dem Schreibtisch zuwandte und begann, seine Seekarten zusammen zuräumen.
„Gut, damit wäre das abgemacht, bring das Tablett weg und sorg dafür, dass ich ein Bad bekomme.“ Das brachte in Buffy wieder Bewegung. Hektisch räumte sie Teller und Gläser zusammen und brachte sie in die Kombüse. Dann erkundigte sie sich bei Xander nach den Dingen, die benötigt wurden, um das Bad zu richten. Er zeigte ihr alles und sie schleppte unter Spikes wachsamen Augen nicht nur den großen Holzzuber in seine Kajüte, sondern auch Eimer um Eimer warmen Wassers.
Als schließlich alles fertig war, wollte sie sich gerade wieder der Tür zuwenden, als Spikes Stimme sie aufhielt.
„Wo willst du hin, wenn ich fragen darf?“ Sie drehte sich um und ihr Atem geriet ins Stocken. Spike hatte sich bereits sein Hemd ausgezogen und bewundernd glitt ihr Blick über die freigelegten Körperpartien.
Sie beobachtete fasziniert das Spiel seiner durchtrainierten Muskeln, als er langsam auf sie zukam. Kurz vor ihr blieb er stehen und sie erwischte sich dabei, wie sie daran dachte, wie es wohl wäre, diesen muskulösen Körper zu berühren.
Spike hatte durchaus bemerkt, dass B. ihn begutachtete und verschränkte die Arme vor der Brust. Dies lenkte Buffys Aufmerksamkeit tiefer. Ihr Blick fiel auf wohlgeformte Muskeln unter gebräunter Haut.
Spike war zwar recht groß, fast zwei Köpfe größer als sie selbst, aber nicht so breit und massig wie Angel es gewesen war. Er erinnerte sie eher an die drahtigen und eleganten Urwaldkatzen, die sie auf ihren Reisen gesehen hatte. Das Raubtierartige seiner Bewegungen ließ auf perfekte Körperbeherrschung schließen. Sie hatte diese nicht nur bei ihrem ersten Kampf gesehen, sondern auch, als er hinter ihr in die Wanten geklettert war. Eine Bewegung lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Mann vor ihr. Geschockt erkannte sie, dass Spike gerade im Begriff war, seine Hose aufzumachen.
Spike grinste, als  die Tür hinter B. zuschlug. Er hatte ihre vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen gesehen und sich nicht gewundert, als sie etwas von: ’ich hab was vergessen’ gestottert hatte und die Flucht ergriff. Eigentlich war er sogar froh darüber. Ihre intensive Musterung seines Körpers hatte ihn keinesfalls unberührt gelassen. So war er erleichtert, dass sie nun seine offensichtliche Erregung nicht sehen konnte und ließ sich schnell in die Wanne gleiten. Er saß mit dem Rücken zur Tür und hörte so nur, wie B. wieder eintrat.
Buffy war mehr als erleichtert, als sie sah, dass Spike schon in der Wanne war. So legte sie das Seifenstück schnell neben das Erste auf den Schemel neben der Wanne und wandte sich wieder zur Tür.
„Wo willst du wieder hin? Schrubb mir den Rücken, Bursche.“ Buffy drehte sich erschrocken hin und starrte auf die Rückseite des Mannes in der Wanne.
Ohne sich umzudrehen hielt der den Schwamm mit einer Hand in die Höhe. Buffy seufzte innerlich und überbrückte die kurze Distanz zum Waschzuber. Sie riss Spike den Schwamm aus der Hand und begann grob seinen Rücken abzuwaschen. Dieser drehte sich halb um und hielt ihr Handgelenk in einem eisernen Griff fest. Böse funkelten seine Augen.
„Willst du mir die Haut abschrubben? Etwas mehr Gefühl, wenn ich bitten darf!“ Ein Lächeln erschien um seine Mundwinkel.
„Oder muss ich dir erst zeigen, wie man jemandem den Rücken wäscht?“ Zu seiner eigenen Genugtuung wurde B. knallrot und versuchte verzweifelt, ihre Hand zu befreien.
„Ist ja schon gut. Ich werde aufpassen.“ Er konnte die gemurmelten Worte kaum verstehen, doch er ließ ihr Handgelenk los und sie begann nun sehr viel vorsichtiger, den Schwamm über seinen Rücken gleiten zu lassen. Buffy konnte nicht umhin, die ausgeprägten Muskeln unter der gebräunten Haut zu bewundern. Sie spürte jede Bewegung deutlich unter ihren Fingern und ihre Bewegungen wurden langsamer und sinnlicher.
Sie verlor sich völlig in dem Anblick ihrer kleinen Hände auf dem breiten Rücken des Mannes vor ihr. Fast zärtlich ließ sie den Schwamm über die glatte Haut gleiten, über die Schultern hin zu den Oberarmen mit den harten Muskeln und wieder zurück zu den Schulterblättern, die sich bei der Berührung kurz versteiften, dann jedoch entspannten.
Sie fuhr über den Rücken hinunter bis knapp über die Wasseroberfläche. Die Wassertropfen hinterließen glitzernde Bäche auf seiner Haut und unbewusst fuhr Buffy sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
Spike entspannte sich zusehends unter den zarten Berührungen der Frau hinter ihm. Allerdings erwachte bei den erregenden Vorstellungen in seinem Kopf ein anderer Teil seines Körpers zum Leben. Vor seinem inneren Auge sah er den schönen Körper der Frau auf seinem Bett liegen. Ihre grünen Augen glitzerten erregt und ihr blondes Haar breitete sich wie ein Fächer auf den Laken aus. Zitternd atmete er aus und versuchte, seiner Erregung irgendwie Herr zu werden.
Spike bemerkte, dass B. schon eine ganze Weile hinter ihm hockte, jedoch den Schwamm nicht mehr bewegte. Er sah über die Schulter und starrte gebannt auf ihr entrücktes Gesicht, das deutlich seine eigene Erregung widerspiegelte. Er sah, wie sie sich mit der Zungenspitze die Lippen befeuchtete und ein anderes, sehr erotisches Bild nahm in seinem Kopf Gestalt an.
Er stöhnte auf, als er sich vorstellte, wie sich diese Lippen um sein Glied schließen und ihm Erleichterung verschaffen würden.
Es war genau dieses Stöhnen, welches Buffy aus ihrer Erstarrung riss. Blitzschnell sprang sie auf die Füße und nahm das Handtuch vom Schemel.
Sie hielt es ihm mit abgewandtem Blick hin und kaum hatte er es genommen, begann sie eifrig, die übrigen Sachen zusammenzuräumen, ohne ihm auch nur einen einzigen Blick zuzuwerfen.
Spike stieg, sich das Handtuch um die Hüften schlingend, aus dem Zuber und zog sich seine sauberen Sachen an. Dabei ließ er B. nicht einen Moment aus den Augen. Sie wuselte in der Kabine herum, immer darauf bedacht, ihm nicht zu nahe zu kommen. Schließlich räumte sie die Sachen zusammen und öffnete die Tür.
Buffy atmete einmal tief ein, als sie endlich auf dem schmalen Gang vor der Kabine stand. Die erregende Präsenz des Mannes, hatte die Kabine immer kleiner werden lassen. Ihre Gedanken waren in eine Richtung gegangen, die sie geglaubt hatte, schon seit längeren hinter sich gelassen zu haben. Natürlich war sie keine unerfahrene Jungfrau mehr. Das war gar nicht möglich, wenn man unter Männern aufwuchs, die so frei mit den körperlichen Freuden der Liebe umgingen, wie ihre eigenen Männer. Doch trotz alledem hatten ihre Eltern ihr auch die moralischen Grundbegriffe beigebracht.
Aber bei dem Anblick des fast nackten Mannes hätte sie am liebsten alle Moral über Bord geworfen- wortwörtlich- und Spike einfach auf das breite Bett gezerrt. Sie errötete bei ihren eigenen Vorstellungen, die so sehr Faith Gedankengängen ähnelten, dass Buffy Angst und Bange wurde.
Sie raffte das letzte bisschen Stolz zusammen und straffte die Schultern. Doch bei dem nächsten Gedanken sackten diese wieder runter. Wie sollte sie nur die Nacht an der Seite des Captains verbringen, ohne dass dieser sofort merkte, dass sie eine Frau war.
Seufzend entschloss sie sich einfach der Dinge zu harren, die da kommen würden.
Den restlichen Abend verbrachte sie bei ihrer Mannschaft an der Seite Moharims. Dieser bemerkte, dass etwas mit seinem Schützling nicht stimmte, doch wann immer er sie darauf ansprach, zuckte sie nur mit den Schultern.
Er begriff erst, was sie beschäftigte, als er sah, wie sie heftig zusammenzuckte. Spike stand auf und schaute ihr direkt in die Augen.
„Bursche komm, ich bin müde.“ Nur dieser kurze Befehl reichte, um Buffy erst leichenblass und dann rot werden zu lassen. Hilfesuchend wandte sie sich an ihren Freund, stand dann aber auf und trottete hinter dem Kapitän her, als ginge es geradewegs über die Planke.
Moharim war im Begriff sie zurückzuhalten, doch sein Bruder packte ihn hart am Arm.
„Lass sie, dies ist allein deren Angelegenheit. Es wird Zeit, dass endlich alles geklärt wird.“ Seufzend setzte sich der große Mann wieder, aber er starrte noch eine ganze Weile auf die Stelle, wo Buffy mit dem Captain unter Deck verschwunden war.
Buffy fühlte sich, als würde man sie zum Schafott führen. Mit schweren Schritten folgte sie dem Captain und überlegte panisch, ob sie sich nicht einfach irgendwo verstecken sollte. Sie hatte sich gerade genau dazu entschlossen, als sich die Hand des Captains um ihren Oberarm schloss und er sie mit unergründlichem Blick ansah.
„Komm nicht auf falsche Gedanken, Junge. Ich habe keine Lust, dauernd nach dir suchen zu müssen. Und eine extra Matte hänge ich auch nicht auf.“ Damit war für ihn alles geklärt und Buffy ergab sich ihrem Schicksal.
In der Kajüte angekommen zog Spike sich umgehend sein Hemd aus und warf es über den Stuhl. Er legte sich aufs Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Abwartend blickte er Buffy an.
„Was ist, ich bin müde. Lösch die Kerzen und dann sieh zu, dass du dich schlafen legst!“ Buffy zitterte am ganzen Körper, als sie die Kerzen löschte und sich dann auf der äußersten Ecke des Bettes niederließ. Vorsichtig legte sie sich vollständig bekleidet hin und rutschte so weit von Spike weg, dass sie fast vom Rand des Bettes gefallen wäre.
Spike schmunzelte, als er die abgehackten Atemzüge von B. Hörte. Oh ja, das würde ihr eine Lehre sein, mit ihm zu spielen und ihn zu hintergehen. Trotzdem spürte er seine eigene Erregung wachsen, als sie sich unruhig hin und herwarf und sich bemühte, ihn auf keinen Fall zu berühren. Er seufzte auf und drehte sich auf die Seite, ihr den Rücken zuwendend.
Buffy konnte einfach nicht einschlafen. Zu groß war ihre Angst, entdeckt zu werden. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die ruhigen Atemzüge hörte, die darauf schließen ließen, dass der Mann neben ihr tief und fest schlief. Schließlich entspannte auch sie sich und fiel in einen unruhigen Schlaf.
 
Spike erwachte mit dem angenehmen Gefühl eines warmen, weiblichen Körpers an seiner Seite. Vorsichtig öffnete er die Augen und starrte direkt in das entspannte Gesicht seines ‚Schiffsjungen’. Im ersten Moment war er verwirrt, doch dann kamen die Erinnerungen an den vergangenen Abend wieder. Er grinste und beobachtete fasziniert, wie sich ihr Brustkorb sanft hob und senkte. Was hatte sie nur mit ihren Brüsten gemacht? Es war nichts zu sehen und wenn er sich vorstellte, dass sie diese abband, dann war er versucht, sie zu schütteln. Schlagartig war er völlig wach, als sie sich im Schlaf noch fester an ihn kuschelte und ein Bein zwischen seine schob. Ein Schauer durchlief seinen Körper und er drückte sie unbewusst enger an sich. Sie lag auf seinem Arm und ihr Körper berührte seinen der Länge nach. Ihr Kopftuch war, wie er schmunzelnd feststellte, verrutscht und ein paar seidige Strähnen ihres blonden Haares lugten darunter hervor. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, nahm er eine von ihnen zwischen die Finger und spielte gedankenverloren mit ihr. Sie fühlte sich genauso weich an, wie er es vermutet hatte.
Sie seufzte im Schlaf auf und ihre Hand wanderte von seiner Brust tiefer zu seinem Bauch. Er hielt für einen Moment die Luft an, denn die Berührung ihrer, für eine Frau recht rauen Finger kurz oberhalb seines Hosenbundes ging ihm durch und durch.
Buffy hatte einen wundervollen Traum. Harte Muskeln unter ihren Fingern schickten ein Kribbeln durch ihren Körper und sie wurde fest an einen männlichen Körper gepresst. Stahlblaue Augen musterten sie und wurden dunkel vor Erregung. Der Geruch nach Leder, Tabak, Whiskey und warmer Haut bewirkten, dass sie tief den Duft einsog und ihre Hand über die straffen Bauchmuskeln des Mannes neben ihr wanderten.
Mit einem sinnlichen Lächeln öffnete Buffy verschlafen die Augen.
 
Ihre Augen erblickten den leeren Platz neben sich und erschrocken setzte sie sich auf. Hatte sie das alles nur geträumt? Sie nahm noch immer den männlichen Geruch war, der in der Luft hing und sah sich suchend in der Kajüte um. Nur das hingeknüllte Handtuch auf der Stuhllehne zeugte davon, dass Spike da gewesen war. Fieberhaft überlegte Buffy, wie viel er nun wusste. Sie war sich nicht sicher, doch ihr Traum war so realistisch gewesen, dass es unmöglich nur ihrer Einbildung entsprungen sein konnte. Sie zog sich an und öffnete vorsichtig die Tür. Sie wollte dem Captain nicht über den Weg laufen. Zu sehr stand sie noch unter dem Eindruck ihrer Gefühle. Sie stieg an Deck und... prallte in genau den Körper, der eben noch ihre Gedanken beschäftigt hatte. Spike packte sie hart an den Armen und verhinderte so ihren Sturz auf die Planken.
„Hey, Bursche. Schau wo du hinläufst. Da du so lange geschlafen hast, wirst du wohl auf das Frühstück verzichten können. Geh an deine Arbeit. Soabi wird dir mitteilen, was du tun sollst.“ Spike war in einer sehr schlechten Stimmung. Die Gefühle, die dieses kleine Miststück in ihm wachrief, passten ihm gar nicht. Er sollte sie hassen und nicht begehren. Doch noch während er sich dies in Erinnerung rief, schickte die Berührung ihrer warmen Haut eine Gänsehaut über seinen Rücken. Schnell ließ er sie los und schubste sie in Richtung des Achterdecks. Buffy stolperte davon und war nur froh, dass er anscheinend keinerlei Verdacht schöpfte, was ihre Identität anbelangte. Soabi schaute sie mitleidig an, als sie sich bei ihm nach ihren Arbeiten erkundigte.
Ein paar Stunden später war Buffy völlig erledigt und Soabi hatte noch immer Aufgaben, die zu erledigen waren. Langsam fragte sie sich, ob das Absicht von Spike war und wenn sie seinen zufriedenen Gesichtsausdruck richtig deutete, dann war genau dies der Fall. Aber sie würde nicht klein beigeben. Sie würde jede Aufgabe meistern, egal welche es auch war. Buffy biss die Zähne zusammen und begann auf Knien das Deck zu schrubben. Dabei hatte sie wieder die Szene vom vergangenen Abend vor Augen und automatisch wurden ihre Bewegungen langsamer. Hitze breitete sich in ihr aus, erfuhr aber eine plötzliche Abkühlung, als sie die höhnische Stimme neben sich vernahm.
„Wenn du die Planken so schrubbst, wie du Rücken wäscht, dann wundert es mich nicht, dass alles so dreckig ist. Sieh zu, dass du hier fertig wirst, wenn du nicht die ganze Nacht das Schiff säubern willst. Und in zwei Stunden will ich mein Abendessen haben.“
Wütend sah Buffy dem davon stolzierenden Mann hinterher, nicht ohne zu bemerken, dass sie aus ihrer Position heraus einen hervorragenden Blick auf seine kräftige Beinmuskulatur hatte. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf und als sie nun begann, mit wütenden Bewegungen den Boden zu bürsten, stellte sie sich seinen Rücken vor.
Spike wartete fast schon ungeduldig auf B. Sie hätte eigentlich schon vor einer halben Stunde da sein sollen. Doch noch immer konnte er ihre leichten Schritte nicht hören. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und grübelte über die Seestrecke nach, die sie nehmen würden, um die  Passage zwischen Afrika und Spanien bestmöglich durchfahren zu können. Er wollte das spanische Festland umfahren, um dann in Cadiz anzulegen. Dort würde er die Ware von Mr. Giles in den Lagerhäusern unterbringen und dann weiter nach Frankreich segeln.
Spike wurde durch das Geräusch der sich öffnenden Tür in seinen Überlegungen unterbrochen.
Buffy trat ein und war froh, Spike noch vollständig bekleidet vorzufinden. Sie konnte nicht beschwören, nicht bei dem nochmaligen Anblick des halbnackten Mannes zu flüchten. Doch der beachtete sie gar nicht weiter, sondern nahm ihr nur den Teller ab und begann, in Ruhe zu essen. Buffys Magen knurrte lauthals, denn sie hatte durch all die Arbeit auch am Mittag nichts zu Essen bekommen.
Spike hörte, dass B.´s Magen knurrte und grinste hinter vorgehaltener Hand. Sie würde schon etwas sagen müssen, wenn sie essen wollte. Doch als sie auch eine halbe Stunde später noch keinen Ton gesagt hatte, nahm er den noch halbvollen Teller und hielt ihn ihr hin.
„Iß, ich will nicht, dass du vor Hunger krank wirst. Und dann mach hier Ordnung.“ Buffy schlang den Rest des Mahles hinunter und brachte dann das Geschirr zurück in die Kombüse.
Bevor sie zurück in die Kabine trat, atmete sie einmal tief durch und machte sich auf den Anblick eines unbekleideten Spikes gefasst. Vorsichtig öffnete sie die Tür, doch zu ihrer Überraschung war von dem Captain nichts zu sehen. Erleichtert wollte sie die restlichen Sachen zusammenräumen, als sie hinter sich eine Bewegung wahrnahm.
„Lass das liegen, ich bin müde und will ins Bett.“ Spike war von hinten an sie herangetreten und hatte seiner Stimme einen anzüglichen Klang verliehen. Buffy wollte sich umdrehen und zurückweichen, doch zwei starke Arme umschlangen sie und hielten sie eng an den Körper hinter sich gepresst.
„Oh nein, du wirst hier schlafen, in meinem Bett. Und diesmal als das, was du bist.“ Erschrocken hielt Buffy die Luft an, als er das Tuch von ihrem Kopf zog und ihre Haare sich über ihren Rücken ergossen. Sie hörte Spike scharf einatmen und spürte seine Erregung, die sich gegen ihre Kehrseite drückte.
Spike hatte endgültig genug von dem Versteckspiel, doch als er nun die Fülle ihres weichen Haares vor Augen hatte, verfluchte er sich in Gedanken selbst. Nun gut, sie würde sehen, was sie von dieser Farce hatte. Er packte sie hart am Arm und drehte sie zu sich um. Wut breitete sich in ihm aus, als er ihre erschrockenen Augen sah, die ihn unschuldig anschauten. Wie konnte sie es wagen, so zu tun, als sei das alles seine Schuld. Er schüttelte sie unsanft und vergrub seine rechte Hand schmerzhaft fest in ihrem vollen Haar.
Buffy traten bei dem plötzlichen Schmerz die Tränen in die Augen, doch sie konnte ihren Blick nicht von seinen vor Zorn sprühenden Augen lösen. Trotzdem versuchte sie, sich zu wehren, doch als Spike seine andere Hand unter ihr Kinn legte und leichten seitlichen Druck ausübte, hielt sie sofort still. Spike sah die Angst in ihren Augen und kurz meldete sich sein schlechtes Gewissen, doch er verdrängte dies sofort wieder und brachte sein Gesicht ganz nah vor ihres.
Buffy wurde mulmig zumute, als sein Gesicht näher kam und die blauen Augen sie intensiv musterten. Unwillkürlich wollte sie zurückweichen, doch der unangenehme Druck an ihrem Kinn verstärkte sich sofort.
„Hast du wirklich gedacht, du könntest mich täuschen? Hast du angenommen, ich könnte eine Frau nicht von einem Jungen unterscheiden? Oder ich würde nicht herausfinden, dass die Tochter meines schlimmsten Feindes auf meinem Schiff ist?“ Buffy versuchte etwas zu erwidern, doch Spike ließ sie nicht zu Wort kommen.
„Ich könnte allem jetzt ein schnelles Ende bereiten.“ Er verstärkte noch einmal den Druck seiner Hand an ihrem Kinn und Buffy konnte bereits ihr Genick knacken hören. Dann ließ er sie so plötzlich los, dass sie nach hinten stolperte.
„Aber dann wäre ja der Spaß viel zu schnell vorbei und meine Rache nur halb so süß!“ Diese Worte machten Buffy mehr Angst, als die Drohung, ihr das Genick zu brechen. Sie wich weiter zurück, doch der blonde Mann folgte ihr mit bedrohlichem Blick. Schließlich stieß sie mit dem Rücken gegen die Wand und spürte das Holz der Täfelung unter ihren Handflächen, die sie dagegen presste. Spike trat noch einen Schritt näher und drängte sie mit seinem Körper gegen die Schiffswand. Sie konnte nirgendwohin ausweichen, denn sie war zwischen Bett und Tisch gefangen. Er grinste süffisant und ließ seine Hand über ihre Vorderseite gleiten.
„Ich hab mich heute morgen schon gefragt, wie du deine Brüste versteckst. Es ist wohl jetzt der richtige Zeitpunkt, um das herauszufinden.“ Er riss ihr Hemd einfach auseinander und ignorierte ihre zittrigen Atemzüge. Erstaunt sah er auf die Bandage, die sie trug und begann dann lauthals loszulachen. Diese Gelächter weckte Buffy aus ihrer Starre und sie fuhr Spike wütend an.
„Das ist nicht lustig, du Idiot!“ Zu spät wurde sie des wütenden Funkelns in seinen Augen gewahr. Die Beleidigung war ihr vor lauter Angst und Zorn über ihre Entdeckung einfach herausgerutscht.
„So, ich bin also ein Idiot, ja? Lass mich kurz zusammenfassen. Du bist diejenige, die sich verkleidet auf mein Schiff geschlichen hat. Du bist diejenige, die fast von Angel getötet worden wäre. Du bist diejenige, die sich noch heute morgen wie eine rollige Katze an mich geschmiegt hat... du brauchst gar nicht rot werden... und, wenn ich es richtig sehe, bist du diejenige, die hier gerade mit dem Rücken, und nicht zu vergessen offenem Hemd, an der Wand steht. Vielleicht solltest du die Frage nach dem Idiot noch einmal überdenken?“ Buffy war bei seinen Worten immer unruhiger geworden. Sie wusste nicht, was Spike nun mit ihr vorhatte, sie wusste nur, dass es alles andere als angenehm für sie werden würde. Fieberhaft überlegt sie, wie sie aus dieser Falle wieder herauskam.
Spike strich abermals mit seiner Hand über ihren Brustkorb und löste die enge Bandage aus altem Segeltuch. Der Verband lockerte sich und fiel auf ihre Hüften herab. Spike hielt für einen Moment die Luft an, als er die schönen vollen Brüste sah. Sein Blick glitt zu ihren Augen und er erkannte pure Angst in ihnen. Trotzdem, oder gerade deshalb legte er seine Hand auf eine ihrer Brüste und reizte sie, sodass sich ihre Spitze erhärtete und ein leises Stöhnen ihren Lippen entschlüpfte. Dies lenkte seinen Blick abermals auf ihren Mund und er beugte sich hinunter und legte seine Lippen auf ihre. Buffy erschauerte bei dem Kontakt mit den warmen, festen Lippen und schloss unbewusst die Augen. Sie wusste, sie hätte sich eigentlich dagegen wehren sollen, doch sie konnte dem Geschmack auf den Lippen des Mannes einfach nicht widerstehen. Er schmeckte genauso, wie sie es sich in ihrem Traum heute morgen vorgestellt hatte. Spike hatte völlig vergessen, dass der Kuss eine Demütigung sein sollte. Er konnte an nichts anderes mehr denken, als an den weichen Körper vor sich und den zarten Lippen unter seinen. Sie schmeckte himmlisch und er strich sanft mit der Zungenspitze über ihre Lippen. Als sie diese öffnete, erkundete er sehnsüchtig ihren Mund und sie wurde weich und biegsam in seinem Griff. Buffy sammelte die Reste ihres Verstandes zusammen. Dies war die einzige Chance für sie, der Ausstrahlung dieses Mannes zu entkommen und sich noch ein bisschen Würde und Stolz zu bewahren. Sie genoss noch einmal kurz das Gefühl seiner Lippen auf ihren und der Hand, die nun zärtlich an ihrer Seite hinabstrich und sie dann enger an den starken Körper vor sich drängte. Fast wäre sie wieder schwach geworden, doch dann griff sie zu dem Gegenstand, der neben ihr auf dem Schreibtisch lag.
Spike war noch völlig in dem Gefühl ihrer zarten Haut unter seiner Hand gefangen und so reagierte er erst, als er das Messer an seiner empfindlichsten Stelle spürte. Er erstarrte mitten im Kuss und hob seinen Kopf, um ihr in die Augen zu sehen. Was er dort sah gefiel ihm gar nicht. Ihre Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt und er erkannte den Ernst in ihnen, als sie den Druck des Messers noch ein bisschen verstärkte.
Vorsichtig löste er sich von ihr und schaute sie abwartend an. Ohne das Messer zu senken, duckte sie sich unter seinem Arm hindurch und zwang ihn, sich ebenfalls umzudrehen. Vor Genugtuung glitzerten ihre grünen Augen und stolz warf sie den Kopf in den Nacken. Er schluckte schwer, denn trotz der unangenehmen Situation musste er sich vorstellen, wie es wäre, die Linie ihres Halses hinunter bis zu ihren Brüsten zu küssen.
„So, wer ist nun hier der Idiot? Wehe, du rührst dich von der Stelle.“ Langsam wich sie, das Messer noch immer abwehrend erhoben, zur Tür zurück und öffnete sie, ohne sich abzuwenden.
Bevor sie die Tür hinter sich schloss, warf sie das Messer mit einer eleganten Bewegung und es blieb federnd in den Planken zwischen seinen Füßen stecken. Noch bevor Spike reagieren konnte, hörte er wie sich der Schlüssel außen im Schloss herumdrehte. Wütend warf er sich gegen die Tür, doch sie gab nicht nach. Spike hieb mit der Faust dagegen und konnte draußen auf dem Gang Buffy lachen hören.
„Du wirst in diesem Raum schlafen, in meinem Bett!“ Wieder hörte er ihr Lachen, als sie seine wütend gebrüllten Worte durch die Tür hörte. Mit einem bösen Lächeln auf dem Gesicht drehte er sich um, ging zielstrebig zu seinem Schreibtisch und öffnete eine Schublade. Grinsend griff der blonde Mann hinein und holte einen schweren Messingschlüssel heraus.
Buffy wusste, sie hatte nur wenig Zeit. Denn dass Spike einfach so aufgab, daran glaubte sie nicht. Fieberhaft überlegte sie, wo sie sich verstecken konnte. Am Sichersten war es für sie bei ihrem Freund, doch sie wollte und konnte ihn nicht in diese Sache mit hineinziehen. Ihr Blick fiel auf den Ausguck, doch dann erinnerte sie sich an die Leichtigkeit, mit der Spike ihr gefolgt war. Sie sah sich suchend um, und ihr Blick blieb an der Ladeluke hängen. Schnell entschied sie, dass ihr dieses Versteck zumindest etwas Vorsprung verschaffen würde und kletterte in den dunklen Laderaum hinunter. Sie krabbelte in die hinterste Ecke und machte sich so klein wie möglich. Langsam begann sie, sich ihrer Situation bewusst zu werden und die Tränen begannen zu fließen. Sie wusste nicht mehr, was sie nun noch tun sollte. Niemand und wahrscheinlich nicht einmal Moharim würde sich gegen den Captain des Schiffes stellen. Und wenn die anderen erfuhren, dass sich eine Frau an Bord befand, standen ihr viele und harte Kämpfe bevor. Auch ihre Männer würden ihr nicht zur Seite stehen. Sicherlich würden sie versuchen, sie zu schützen, aber es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Bestrafung allein dem Captain überlassen wurde.
Verzweifelt schloss sie die Augen und driftete in einen unruhigen Schlaf. Und so bemerkte sie den zornigen Mann auch erst, als sich seine kräftige Hand um ihr Handgelenk legte und sie unsanft auf die Beine gezerrt wurde.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du in meinem Bett schlafen wirst. Du wirst schon noch begreifen, dass ich meine Versprechen immer halte!“
 
Buffy brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass es Spike war, der da wütend vor ihr stand. Doch dann begann sie zu kämpfen.
Spike war nicht darauf vorbereitet, dass die zierliche Person wie ein wildgewordener Derwisch auf ihn losging. Ihre Faust traf seine Rippen und er ließ sie mehr aus Verblüffung denn vor Schmerz los. Doch dieser Moment  reichte Buffy. Sie duckte sich unter seinem Arm durch und raste zur Luke. Aber Spike war schneller und unvermittelt wurde sie von hinten niedergerissen und unter seinem muskulösen Körper begraben. Es gelang ihr, sich umzudrehen, doch als Buffy in Spikes Gesicht sah, hielt sie mitten in der Bewegung inne. 
Es war nicht nur die maßlose Wut, die in seinen blauen Augen leuchtete, sondern vor allem die unterschwellige Erregung, welche sie mitten in der Abwehrbewegung erstarren ließ.
Spike war sich des kleinen, weiblichen Körpers unter sich nur allzu deutlich bewusst und sein Blick glitt unwillkürlich zu ihren, vor Schreck leicht geöffneten Lippen. Den Bruchteil einer Sekunde presste er seinen Mund fast brutal auf ihren, wich aber sofort zurück, als er ihr leises Wimmern vernahm.
Er sprang auf die Füße und zog sie in einer fließenden Bewegung mit sich hoch. Er umschlang Buffy mit stählernem Griff.
„Du hörst mir jetzt genau zu. Wir gehen jetzt gemeinsam hoch und ich will von dir nicht einen einzigen Mucks hören. Es sei denn, du möchtest, dass ich dich meiner Mannschaft zum Fraß vorwerfe. Und glaube mir, nach so langen Wochen auf See, sind sie nicht gerade wählerisch.“
Die Drohung bewirkte, dass Buffy eine Gänsehaut den Rücken hinunterlief. Doch sie wagte keine Gegenwehr, als sie vor dem Captain aus der Ladeluke kroch und ihm dann zu seiner Kajüte folgte.
Moharim vertrat ihr den Weg und sah abwechselnd von Spike zu seinem Captain. Er war hin und her gerissen zwischen der Loyalität zu der Tochter seines ehemaligen Captains und dem tiefen Respekt, den er für den jüngeren Mann empfand.
„Alles in Ordnung, Captain?“ Moharim sah dabei Spike an, doch der boxte Buffy unsanft in die Rippen.
„Antworte gefälligst deinem Steuermann, wenn er dich etwas fragt.“ Dabei fixierte er den großen Mann, der bei seinen Worten sichtbar zusammen gezuckt war und ihn nun misstrauisch abwartend ansah.
Was er jedoch in Spikes Augen sah, ließ ihn den Kopf neigen und dann einen Schritt zurücktreten, um sie beide passieren zu lassen.
Abermals bekam Buffy einen unsanften Stoß in die Rippen und sie warf ihrem Freund noch einen verzweifelten Blick zu, ehe sie die Stufen zur Kapitänskajüte hinunterstieg. Sie fühlte sich wie ein Opferlamm, das seinen letzten Gang zur Schlachtbank antrat. Sie mochte gar nicht daran denken, welche Strafe sie für ihren Ungehorsam erwartete. Zwar hatte sie den blonden Mann als fähigen und fairen Captain kennen gelernt, doch bei sich selbst war sie da nicht so sicher.
Nicht nur, dass sie ihn getäuscht hatte und ihn eingesperrt hatte, sie war vor allem und als erstes die Tochter seinen Todfeindes. Andere waren schon für weit geringere Verbrechen mit dem Tod bestraft worden. Wobei, wenn sie darüber nachdachte, war dies eigentlich das, was sie jetzt am Liebsten gehabt hätte. Kurz und schmerzlos.
Doch sie wusste tief in ihrem Inneren, dass Spike es ihr niemals so leicht machen würde.
Sie zuckte zusammen, als die schwere Tür der Kajüte hinter Spike ins Schloss fiel und ängstlich wich sie vor ihm zurück, weiter in den Raum hinein. Aus unergründlichen Augen beobachtete dieser den Rückzug der Frau. Ruhig begann er zu sprechen, doch es war genau diese Ruhe, die Buffy mehr als alles andere fürchtete.
„Ich sage das alles nur ein einziges Mal. Also hör mir besser genau zu. Wenn du nicht willst, dass ich dich einfach meiner Mannschaft überlasse, dann wirst du meinen Befehlen ohne Widerworte gehorchen. Du wirst mir für den Rest der Reise zur Hand gehen.“ Er erwähnte extra nicht genau, was er damit meinte, sollte sie ruhig ein bisschen grübeln. Er konnte deutlich sehen, dass sie ihn genau verstanden hatte. Ihr Gesicht leuchtete in einem dunklen Rot und sie schluckte krampfhaft.
„Sollte ich auch nur ein einziges Mal nicht mit dir zufrieden sein, binde ich dich diesmal nackt an den Mast und werfe dich vor der nächsten Insel einfach ins Meer. Ist das klar?“ Als sie nicht antwortete, trat er dicht vor sie und schüttelte sie, so dass ihre Zähne aufeinander schlugen.
„Ist das klar?“ Sie nickte zögernd und als er sie wieder schüttelte, antwortete sie mit einem „Ja!“.
„Ja, Captain!“ Abwartend sah er sie an und Buffy antwortete ihm trotzig.
„Ihr braucht mich nicht mit ‚Captain‘ ansprechen!“ Wütend knurrte er und setzte sich an seinen Schreibtisch.  Während er die Karten ordnete, warf er ihr noch einen bösen Blick zu.
„Dann mach hier Ordnung und leg dich schlafen.“ Bei seinen letzten Worten sah er, wie sie zusammenzuckte und die Stirn missbilligend runzelte.
„Und wage es ja nicht, dich davonzustehlen. Ich finde dich, glaube mir.“ Damit wandte er sich nun endgültig ab und vertiefte sich in die Seekarten.
Buffy stand einen Moment unschlüssig im Raum und starrte wütend auf den Rücken ihres Kerkermeisters. Sie konnte kaum dem Drang widerstehen, sich auf ihn zu stürzen. Allein die Drohung, sie unbekleidet an den Mast zu fesseln, hielt sie davon ab, genau dies zu tun. Schließlich seufzte sie und begann in der kleinen Kajüte Ordnung zu machen.
Sie versuchte dabei so viel Lärm zu produzieren, wie es ihr möglich war, doch zu ihrem eigenen Unbehagen, reagierte Spike nicht darauf. Hin und wieder warf sie seinem Rücken einen hasserfüllten Blick zu. Leider zeigte auch das keine Wirkung und sie gab auf und räumte noch die wenigen Bücher weg, die auf dem kleinen Tischchen neben dem Bett lagen. Neugierig warf sie einen Blick auf die Titel und war angenehm überrascht.
Anscheinend bevorzugte Spike die alten Klassiker der Antike. Platon und die Ilias waren nur eine der Überschriften, die sie entziffern konnte. Dies war nicht so einfach, denn die Bücher waren in ihrer Originalsprache verfasst. Verblüfft schaute sie einen Moment zu dem blonden Mann hinüber. Dann brachte sie die Bücher zu dem am Boden festgeschraubten Mahagoniregal. Sie stellte sie sorgfältig zurück und schloss sorgsam die Türen. Unsicher sah sie sich um und musste zu ihrem Schrecken feststellen, dass die Kabine vollständig aufgeräumt war und ihr nun nichts anderes mehr übrig blieb, als seinem letzten Befehl Folge zu leisten.
So leise es ihr möglich war, schlich sie zum Bett hinüber und setzte sich auf der Seite nieder, auf der sie schon einmal geschlafen hatte. Sie wollte gerade die Zudecke lüften, als seine Stimme sie aufhielt.
„Du willst dich doch wohl nicht wieder angezogen ins Bett legen, oder?“ Erschrocken blickte sie auf, doch er saß noch immer mit dem Rücken zu ihr. Sie bewegte sich nicht und wartete angespannt darauf, was nun folgen würde. Langsam drehte Spike sich um und fixierte die erstarrte Gestalt auf der Bettkante. Mit großen Augen schaute sie zu ihm herüber, die Decke noch immer in der Hand.
Er unterdrückte das aufsteigende Lachen und verlieh seiner Stimme einen fordernden Klang.
“Du wirst diesen grässlichen Verband ablegen und dich normal kleiden. Ich glaube nicht, dass du auf deinem Schiff so rumgelaufen bist.“ Auf ihr zögerliches Kopfschütteln reagierte er mit einem wissenden Nicken.
„Also brauchst du das jetzt hier auch nicht mehr. Und ich denke, du bist auch nicht vollständig angezogen ins Bett gegangen.“ Wieder schüttelte sie leicht den Kopf, während die Röte ihren Hals hoch kroch.
„Ok, dann wäre das geklärt. Und da ich auf sinnliche Frauen stehe, die noch ein bisschen Weiblichkeit an sich haben, brauchst du dir um deine Jungfräulichkeit keine Sorgen machen.“ Er zögerte kurz, als ihr Kopf entsetzt hoch ruckte.
„Falls du überhaupt noch eine bist!“ Die Röte vertiefte sich noch. Doch diesmal war es vor Wut über diesen gemeinen Seitenhieb, der sie aufkeuchen ließ. Wütend warf sie die Decke beiseite.
„Ich weiß zwar nicht was Euch das angeht, Captain, Sir, blabla. Aber ich hab noch immer genug Weiblichkeit an mir, dass Ihr mich gestern noch begrapscht habt. Und ich ziehe das an, was ich will zum Schlafen.“ Sie hatte nicht mit seiner Schnelligkeit gerechnet. Sie konnte auch nicht mehr zurückweichen, als er sie unter sich in die Kissen drückte.
„Du tust das, was ich dir sage. Hab ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?“ Er presste seine Lippen auf ihre.
Buffy versuchte ihn abzuwerfen, aber er ergriff ihre Hände und zog ihre Arme hoch über ihren Kopf. Er hielt sie mit einer Hand an Ort und Stelle und fuhr mit der anderen an ihrem Körper hinab.
„Ich stehe Euch gerne zu Diensten, Mylady.“ Er spuckte ihr das letzte Wort fast verächtlich entgegen. Spike riss ihr, sowieso schon sehr derangiertes Hemd völlig entzwei und schälte sie aus dem Stoff. Buffy wehrte sich unter ihm, so gut es ging, doch sie hatte keinerlei Chance. Er drückte sie noch fester auf das Bett und verfluchte sich innerlich für sein Temperament.
Ihre Bewegungen unter ihm blieben nicht ohne Wirkung. Wütend fauchte er sie an.
„Wenn du dich weiter so bewegst, werde ich dich nicht nur ausziehen.“ Buffy blieb stocksteif liegen und rührte sich auch nicht, als Spike nun den Verband um ihren Oberkörper löste. Deutlich spürte sie seine Erregung und ihr Atem kam flach und stoßweise.
Spike zerrte den Verband unter ihrem Körper hervor und sog scharf den Atem ein. Ihre Brüste waren perfekt. Weiche, seidige Haut schimmerte golden und ihre Brustspitzen reckten sich ihm hart entgegen. Er senkte seinen Kopf und umspielte mit der Zunge ihre Spitzen. Zart saugte er an einer und ihre Reaktion ließ ihn noch härter werden. Sie bog seufzend den Rücken durch und drängte sich noch enger an ihn. Ihre Augen schlossen sich und ein Schauer rann durch ihren Körper. Seine Hand streichelte ihre andere Brust und er folgte der Linie ihrer Seite hinab, bis zu ihrer Hose. Als er den Stoff unter seinen Fingern spürte, kam er wieder zu Bewusstsein und im Stillen schimpfte er sich selbst unbeherrscht.
Er hob den Kopf und beobachtete ihr verzücktes Gesicht. Noch immer waren ihre Augen geschlossen und die Lippen halb geöffnet. Er fuhr mit der Zungenspitze darüber und Hitze schoss in seine Lenden. Seine Hand wanderte am Rand ihrer Hose entlang und öffnete die ersten Knöpfe. Er hatte eigentlich mit Gegenwehr von ihr gerechnet, doch als er seine Zunge in die Vertiefung ihres Bauchnabels gleiten ließ, hob sie nur fordernd das Becken an
Buffy war völlig in den Empfindungen gefangen, die Spike mit der Berührung seiner Lippen und Zunge bei ihr auslöste. Zu gerne hätte sie ihre Hände auch über seinen Körper wandern lassen, doch erst als er ihr die Hose auszog und sie dafür losließ, war sie fähig, ihre Hände auf seine Schultern zu legen und ihr Becken seinen Lippen entgegen zu strecken.
Sie spürte, wie Spike seine Hände an den Innenseiten ihrer Schenkel entlang gleiten ließ und sich dann plötzlich aufsetzte. Noch immer in den Berührungen gefangen, fühlte sie den Verlust seiner Haut an ihrer fast schmerzlich.
Sie öffnete die Augen und registrierte erschrocken seinen höhnischen Gesichtsausdruck, als er sich nun aufrichtete und sich wieder zu seinem Schreibtisch begab.
„Siehst du, war doch gar nicht so schwer. Morgen bekommst du andere Kleidung und die Bandage wirst du auch nicht wieder anlegen. Und...“ Er wandte sich noch einmal zu ihr um.
„für mich hast du eindeutig zu wenig Weiblichkeit und Leidenschaft!“ Buffy war zu empört, um etwas zu erwidern und in sich hinein grummelnd zog sie die Decke bis zu ihrem Hals hoch. Egal wie sauer sie auch auf diesen unmöglichen und anmaßenden Mann sein mochte, die Gefühle, die er in ihr geweckt hatte, machten ihr Angst. Wenn es ihm möglich war, solche starken Gefühle in ihr zu wecken, war es ihm ebenfalls möglich, sie zutiefst zu verletzen. Sie wusste, sie war dadurch verwundbarer als je zuvor. Sie drehte dem Mann am Schreibtisch den Rücken zu und Tränen rannen ihre Wangen hinunter. Leise schluchzte sie auf und hoffe, Spike würde es nicht mitbekommen.
Spike hörte die leisen Schluchzer der zarten Frau und einen Moment regte sich das schlechte Gewissen in ihm. Schnell schob er es beiseite und rief sich ihren Verrat in Erinnerung. Doch egal, welche Argumente er auch vor sich selbst anbrachte, traf ihn doch ihr leises Weinen bis ins Innerste. Krampfhaft versuchte er, nicht daran zu denken, dass die schöne junge Frau weinend in seinem Bett lag, doch allein bei den Erinnerungen an den Duft ihrer Haut wurde er sofort wieder hart.
Fluchend sprang er auf und stürmte aus der Kajüte. Er würde erst wieder zurückkommen, wenn sie bereits schlief und wenn er die Nacht an Deck verbringen musste.
Sehr viel später betrat er die Kammer und legte sich neben die nun ruhig atmende Buffy.
‚Buffy’ nun endlich wusste er ihren vollen Namen, denn Moharim hatte keinen Grund mehr gehabt, seinen Captain zu belügen.
Spike stöhnte innerlich auf, als die zierliche Gestalt sich im Schlaf an ihn kuschelte und ihre kleine Hand auf seiner nackten Brust zu liegen kam. Er umschlang sie mit einem Arm und zog sie noch enger an sich. Er hatte weder Lust noch Kraft, ihr länger zu widerstehen. Und wieso sollte er ein schlechtes Gewissen haben? Sie war nichts weiter als eine Frau, die ihn versucht hatte, zu hintergehen.
Langsam ließ er seine Hand an ihrer Seite hinabgleiten und schob sich über sie, so dass sie halb unter ihm lag. Sie seufzte und er küsste den leisen Laut von ihren Lippen. Sie schmeckte unglaublich gut und sie roch noch besser. Unbewusst erwiderte sie seinen Kuss und öffnete die Lippen, um ihm Einlass zu gewähren.
Noch immer schlief sie und er erkundete zart das Innere ihres Mundes mit seiner Zunge.
Seine Finger streichelten sanft über ihre Brust und weiter hinunter. Spike folgte der schlanken Linie ihres Halses hinab, glitt tiefer und saugte an ihrer harten Spitzen. Sie bog sich ihm entgegen und ihre Hände schlangen sich um seinen Nacken. Spike schob seine Hand zwischen ihre Körper und fand das Zentrum ihrer Weiblichkeit. Sie war heiß, feucht und bereit für ihn Er stöhnte unwillkürlich auf, als sie die Beine weiter spreizte und ihm so besseren Zugang gewährte.
Als er einen Finger in sie schob, hob Buffy ihm ihr Becken entgegen und ihre Augen flatterten.
Köstliche Gefühle ließen Buffy innerlich erzittern. Sie spürte die Hitze, die von dem Körper über ihr ausging und wand sich in Ekstase, als Spike mit einem Finger in sie eindrang. Sie schob sich seiner Hand entgegen und stöhnte, als sie ihre Augen öffnete und in zwei blaue, vor Erregung dunkle sah. Spike starrte gebannt in die grünen Augen, die ihm deutlich die Erregung der Frau unter ihm zeigten. Er senkte den Kopf und verschloss ihre Lippen mit seinen. Seine Zunge eroberte ihren Mund und ahmte den Rhythmus seines Fingers nach. Buffy war völlig in den sie überwältigenden Gefühlen gefangen und wimmerte protestierend, als Spike den Kuss beendete.
Doch sie stöhnte gleich darauf tief auf, als sie seine Zunge an ihrem sensibelsten Punkt spürte.
Spike war berauscht von ihrem Duft und ihrem Geschmack. Er schob seine Hände unter ihren Po und hielt sie so an Ort und Stelle, als er von ihr kostete.
„Ja, zeig mir wie sehr du es willst. Komm schon, Kleine... oh Gott, du bist so...“ Seine Worte blieben bei Buffy nicht ohne Wirkung. Sie bäumte sich seiner Hand und seinem Mund entgegen und warf den Kopf unruhig hin und her. Ihr gestammelten Worte und Seufzer ließen ihn noch härter werden und als sie von dem Orgasmus überrollt wurde, war er fast soweit, sie sofort zu besitzen. Er schaute auf sie hinab und erschrak vor seinen eigenen Gefühlen für diese Frau, die die Tochter seines Todfeindes war.
Genau dieser Gedanke war es, der ihn wieder klar denken ließ. Noch immer kniete er zwischen ihren Beinen und das durch und durch weibliche Lächeln auf ihrem Gesicht hätte ihn beinahe alle Rachepläne vergessen lassen.
„Wenn dein Vater sehen könnte, wie du dich seinem ärgsten Feind unterwirfst, er würde sich in seinem nassen Grab umdrehen!“
Mit einem spitzen Schrei setzte sich Buffy auf und starrte den Mann an, der sie eben noch an den Rand der Ekstase und darüber hinaus gebracht hatte. Sie stand noch völlig unter den Eindrücken des eben Geschehenen und so rutschte ihr das Erstbeste heraus, was ihr in den Sinn kam.
„Du bist ja nur nicht Manns genug, es mir richtig zu besorgen!“ Im nächsten Moment bereute sie die Worte schon, denn Spike hatte sie aus dem Bett gezerrt und sie mit seiner Hand an ihrer Kehle gegen die Wand gedrückt. Er brachte sein Gesicht nah an ihres und sein Atem strich heiß über ihre Wange.
„Ich will mich nur nicht in die Reihe deiner anderen Liebhaber einreihen. Und ich habe einfach einen zu hohen Anspruch, als dass du ihn erfüllen könntest.“ Sein Blick glitt beleidigend über ihren Körper.
„Abgesehen von einem etwas weiblicheren Äußeren verlange ich von meinen Geliebten auch ein bisschen Intelligenz und Rückrat.“
 
Buffy wand sich unter seinem Griff und bekam kaum  noch Luft. Wütend ließ Spike sie los und Buffy rang keuchend nach Atem.
„Verschwinde aus meiner Kajüte und wag es nicht, vor morgen früh wieder zu kommen. Ist mir egal wo du schläfst, aber nicht hier. Verschwinde!“ Erschrocken  hetzte sie zur Tür und wollte gerade hinausrennen, als seine belustigte Stimme sie noch einmal aufhielt.
„Also, ich würde als Frau nicht unbedingt nackt rausrennen.“ Sie blickte an sich herunter und wurde knallrot. Hastig zog sie sich die Hose wieder an und sah dann zweifelnd auf die traurigen Überreste ihres Hemdes. Spike ging zu seiner Truhe am Fußende des Bettes und zog ein Hemd daraus hervor.
Dies warf er ihr zu, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Hastig zog sie es über und verließ dann die Kajüte. Sie blieb zögernd an Deck stehen und entschied sich dann, die Nacht im Ausguck zu verbringen. Buffy kletterte die Wanten hoch und ließ sich auf den Boden des Ausgucks gleiten. Der Duft von Spike, der dem Hemd noch immer anhaftete, umhüllte sie und sie ließ ihren Tränen endlich freien Lauf.
Langsam driftete sie in einen unruhigen Schlaf. Sie träumte von warmen Händen und leuchtenden blauen Augen.
Spike saß noch lange an seinem Schreibtisch und starrte vor sich auf die Karten, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Schließlich erhob er sich müde und schleppte sich zum Bett. Erschöpft ließ er sich in die Kissen fallen und merkte, dass noch immer Buffys Duft an ihnen haftete. Tief sog er den sinnlichen Geruch ein und spürte, wie sich einmal mehr Erregung in ihm ausbreitete.
Als er endlich einschlief, verfolgten ihn ihre grünen, vor Erregung dunklen Augen und ihr leise Stöhnen bis in seine Träume.
Buffy wurde am frühen Morgen durch schwere Regentropfen geweckt. Der Wind hatte sich in einen herannahenden Sturm verwandelt und die kalte, nasse Luft ließ sie frösteln. Als sie endlich unten ankam, war sie bereits vollständig durchnässt.
An Deck herrschte reges Treiben und ohne angeleitet zu werden, verrichtete Buffy die Arbeit, wo auch immer sie gebraucht wurde. Sie arbeitete Schulter an Schulter mit Moharim und Soabi. Der Sturm wurde immer stärker und die vorher schwarzen Wolken veränderten sich und der Himmel leuchtete in einem gespenstischen Grünviolett.
Sie alle wussten, was das bedeutete. Dies war nicht einfach nur ein kleines Unwetter, sondern ein starker Sturm. Das Schiff begann zu schlingern und Soabi brauchte die Hilfe seines Bruders, um es einigermaßen auf Kurs zu halten.
Buffy hielt sich an der Reling fest, als sie sich zum Bug des Schiffes vorarbeitete, um die Fässer zu vertäuen, die sich durch das Auf und Ab gelöst hatten. Spike war der Einzige, der breitbeinig und freihändig neben seinem Steuermann stand und stolz dem Schlingern des Schiffes trotzte.
Dieser sah, wie Buffy versuchte, die Fässer mit Tauen an der Reling zu befestigen. Und er war auch derjenige, der die Gefahr als erster sah. Er schrie ihr eine Warnung zu, doch durch den Sturm konnte er kaum seine eigene Stimme hören. Er sah wie in Zeitlupe, dass ein Fass zu schlingern begann und dann auf Buffy zurutschte. Da sie gerade damit beschäftigt war, ein anderes Fass zu vertäuen, erkannte sie jedoch nicht die Gefahr, in der sie schwebte.
Spike rannte los. Doch es war schon zu spät, dass Fass traf sie hart an der Seite, sie stürzte und rutschte Richtung Bordkante. Verzweifelt suchte sie nach Halt, als eine kräftige Hand sie packte und festhielt. Erleichtert schaute sie auf und sah in zwei sehr wütende blaue Augen. Buffy schloss mit ihrem Leben ab, denn diese Chance würde er sich sicher nicht entgehen lassen. Um so erstaunter war sie, als er sie zu sich zog und an seinen muskulösen Körper presste.
Er brüllte ihr etwas ins Ohr, doch der Sturm war mittlerweile so stark, dass sie ihn nicht verstehen konnte. So zog er sie einfach hinter sich her und gab ihr ein Seil in die Hand. Nun verstand sie endlich und schlang sich das Tau um die Hüfte. Das andere Ende schlang er um den Mast und verknotete es gut. So konnte sie sich zwar nicht mehr allzu frei bewegen, aber sie konnte auch nicht über Bord gehen.
Die meisten Männer der Mannschaft hatten sich unter Deck begeben, um den Sturm abzuwarten, denn viel konnten sie nun auch nicht mehr machen. Nur noch einige wenige der Piraten waren an Deck, unter ihnen Spike, Soabi, Moharim und Buffy.
Das Schiff schwankte nun nur noch unkontrolliert auf den meterhohen Wellen. Doch plötzlich legte sich der Sturm und es war mit einem Schlag absolut windstill. Buffy wollte sich gerade wieder losbinden, damit sie sich freier bewegen konnte, als sich die Hand ihres Captains auf ihre legte.
„Das würde ich nicht machen. Der Sturm ist noch lange nicht vorbei, wie sind nur im Inneren. Ich will schließlich nicht zusehen, wie meine Rache wortwörtlich davon schwimmt, ist das klar?“ Seine Worte klangen harsch, aber ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel und Buffy tat, wie ihr geheißen.
Kaum hatte sie den Knoten an ihrer Hüfte erneuert, wurde sie auch schon von den Füßen gerissen.
Das Schiff ächzte unter der nächsten Welle und über Buffy schlug das Wasser zusammen. Sie hörte ein grausiges Knacken über sich und blickte nach oben. Mit Schrecken sah sie, dass der Hauptmast unter der Wucht des hernieder fallenden Schiffes brach und begann sich zu neigen.
Sie schrie Spike eine Warnung zu und gestikulierte heftig, doch er achtete nicht auf sie und ihre Stimme konnte das Heulen des Sturmes nicht übertönen.
Buffy rannte los und warf sich mit aller Kraft gegen den blonden Mann. Sie schubste ihn zur Seite und das Letzte was sie sah, waren seine vor Grauen weit aufgerissenen Augen, als sie unter dem zersplitterten Holz des Mastes begraben wurde.
 
Spike starrte entsetzt auf die Stelle, an der er eben noch gestanden hatte und nun der Körper der jungen Frau unter dem Mast lag. Sofort war er da und versuchte verzweifelt, das schwere Holz beiseite zu schieben. Doch er hatte keine Chance. Immer wieder rief er ihren Namen, doch noch immer tobte der Sturm um ihn herum.
Plötzlich bewegte sich der Mast und Spike sah dankbar zu Soabi, der nun das schwere Stück Holz beiseite schob und die blutende Gestalt darunter freilegte. Spike starrte sekundenlang auf sie nieder, doch dann löste er sich aus der Erstarrung und hob sie vorsichtig hoch. Das nicht mehr so starke Schlingern des Schiffes ausgleichend, schaffte er es bis in seine Kajüte und legte Buffy sanft auf das Bett.
Ihr Gesicht war weiß und ihr Atem war kaum hörbar. Äußerlich fast unversehrt wusste Spike jedoch, dass sie schwere innerliche Verletzungen davon  getragen haben musste. Ängstlich begann er ihren Körper abzutasten und erschrak unter der Vielzahl der gebrochenen Knochen, die er unter seinen Fingern spürte. Er fühlte ihren Puls, doch der war kaum und nur unregelmäßig zu spüren.
Ein dünnes rotes Rinnsal floss aus ihrem Ohr und Spike verbarg für einen Augenblick voller Gram sein Gesicht in den Händen. Er wusste, sie würde das nicht überleben. Moharim trat ein und schob seinen Captain ein Stück beiseite.
„Lasst mich ihr helfen so gut es geht. Ich habe in unserem Dorf viel über die Heilung gelernt, Captain.“ Spike wich zur Seite und nickte. Er sah dabei zu, wir der schwarze Riese den Körper der Frau mit seinen großen Händen abtastete und immer wieder Knochen zusammen fügte, oder an die richtige Stelle zurückrückte. Als Buffy selbst in ihrer Bewusstlosigkeit vor Schmerzen aufschrie, hätte er den Mann beinahe aus der Kabine geworfen.
Spike kam es wie Stunden vor, bevor Moharim sich aufrichtete und tief aufseufzte.
„Mehr kann auch ich nicht tun. Ich weiß nicht, wie schwer ihre inneren Verletzungen sind, nun können wir nur noch warten und hoffen.“ Er trat zurück und legte seinem Captain mitfühlend die Hand auf die Schulter.
„Wenn ihr wollt, Captain, bleibe ich bei ihr und wache über sie.“ Doch der blonde Mann schüttelte den Kopf und setzte sich wieder auf den Stuhl vor dem Bett.
„Nein, ich bleibe hier. Sieh zu, dass oben alles wie immer läuft. Wenn etwas ist, werde ich dich rufen.“ Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des Schwarzen und er nickte zustimmend.
Spike merkte nicht einmal mehr, dass die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
Der Captain wich kaum von der Seite der jungen Frau. Zwei Wochen waren vergangen und sie war noch immer nicht aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht. Spike hatte mittlerweile alle Hoffnung aufgegeben, je wieder in diese grünen, ihn vor Zorn anfunkelnden Augen zu schauen. Er war die letzten Tage nicht von ihrem Bett gewichen, es sei denn, seine Anwesenheit war dringend von Nöten gewesen.
Selbst das Essen, das Xander ihm in seine Kajüte brachte, hatte er kaum angerührt. Soabi und auch Mohraim hatten ihm mehrer Male angeboten, ihn abzulösen. Spike hatte jedes Mal abgelehnt, aus Angst, sie könnte ihren letzten Atemzug tun, ohne dass er da wäre. Noch immer hatte sie sich nicht gerührt und um so erstaunter war er, als er von einem kurzen Schlummer in seinem Stuhl erwachte und sah, dass grüne Augen ihn intensiv musterten.
Er beugte sich zu ihr und ein sanftes Lächeln glättete seine Züge.
„Hey, sieh an, wer wieder unter den Lebenden weilt.“ Vorsichtig, um ihr nicht weh zu tun, strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Augen nahmen einen verwunderten Ausdruck an und sie versuchte zu sprechen. Es kamen jedoch nur unverständliche Laute heraus und sie brach mit vor Schmerzen verzogenem Gesicht ab.
„Nicht sprechen, nick einfach leicht, oder schüttle den Kopf. Hast du Durst?“ Sie nickte, hielt jedoch sofort inne und wiederholte die Bewegung noch einmal sehr viel vorsichtiger.
Spike stand auf und kam mit einem Glas Wasser zurück. Er hielt es ihr an den Mund und stützte ihren Kopf ein wenig, als sie trank.
Alles tat weh. Sie fühlte sich, als wäre sie zwischen zwei Schiffe geraten und von ihnen zerquetscht worden.
„Weißt du was passiert ist?“ Sie schüttelte erst vorsichtig den Kopf, hielt dann inne und nickte. Spike sah, dass sie große Schmerzen hatte und noch immer nicht ganz bei Bewusstsein war. Vorsichtig legte er sie in die Kissen zurück und strich zärtlich mit einem Finger über ihre Lippen. Ihre Augen weiteten sich verwundert bei dieser Geste. Er lächelte und sah sie an.
„Schlaf, du musst wieder zu Kräften kommen, wenn du aufwachst, schicke ich Moharim zu dir.“ Er wollte gerade vom Bett wegtreten, als ihre Hand nach seiner griff und ihn sich noch einmal umdrehen ließ. Trotz des  brennenden Schmerzes in ihrer Kehle gelang es ihr doch, die nächsten Wort deutlich und verständlich zu sagen.
„Nicht Moh...Moharim. Du!“ Dann schloss sie müde die Augen, ihre Hand entglitt seiner und sie war innerhalb von Sekunden eingeschlafen. So sah sie auch nicht das Glitzern in den Augen des Mannes, der beschwingt die Kajüte verließ, um seiner Mannschaft mitzuteilen, dass Buffy soeben erwacht war.
Wochen vergingen, bevor Buffy sich stark genug fühlte, um das erste Mal wieder aufzustehen.
Sie hatten nun fast schon die Meerenge vor Gibraltar erreicht und es ging ihr täglich besser. Noch immer tat ihr Körper weh und protestierte unter Schmerzen bei jeder überflüssigen Bewegung. Doch langsam wurde es ihr langweilig, denn Spike ließ sie nicht ein einziges Mal aufstehen. Tagsüber schlief sie noch oft, doch er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, abends mit ihr zu essen und sie dann ein wenig von ihrer Verwundung abzulenken.
Schon nach ein paar Tagen war sie kräftig genug gewesen, in den Kissen zu sitzen. Und solange sie nicht die Beine bewegen musste, war eigentlich alles in Ordnung.
Sie vertrieben sich die Zeit mit Schach oder Diskussionen über die Bücher, die sie las. Er hatte sie ihr gegeben und sie verbrachte die Hälfte des Tages damit, in ihnen zu lesen. Noch immer wunderte sie sich über das veränderte Verhalten ihres Captains ihr gegenüber, aber um nichts in der Welt hätte sie dies zur Sprache gebracht. Viel zu sehr genoss sie die Zweisamkeit am Ende eines ereignislosen Tages.
Auch die anderen besuchten sie. Xander verwöhnte sie mit den leckersten Speisen und wenn die anderen lauthals murrten, schaute er diese nur zornig an und servierte ihnen beim nächsten Mahl eine dünne Brotsuppe.
Buffy setzte sich auf. Es war mitten in der Nacht und sie war allein. Wieder fragte sie sich, wo der Captain die Nacht über schlief. Ein dringendes Bedürfnis hatte sie geweckt, doch diesmal war niemand da, der Mohraim rufen konnte. Dieser war es sonst, der ihr bei all diesen peinlichen Aufgaben half.
Also legte sie vorsichtig die Beine über den Rand und rutschte zur Kante des Bettes. Vorsichtig versuchte sie die noch immer schmerzenden Beine zu belasten und stöhnte auf.
Blitze zuckten durch ihren Körper und nur das dringende Bedürfnis, sich erleichtern zu müssen, hielt sie davon ab, wieder ins Bett zu kriechen. Buffy klammerte sich am Rand des Bettes fest und stellte sich auf ihre Beine. So weit, so gut. Sie zitterte zwar wie Espenlaub, aber sie stand. Triumphierend machte sie einen Schritt vorwärts und dann noch einen.
 
Spike hörte ein lautes Getöse aus der Kabine neben sich und war mit einem Schlag hellwach. Er glitt in Rekordzeit in seine Hose und stürmte zur Nachbarkabine. Als er die Tür öffnete und das leere Bett sah, stockte ihm der Atem und sein Blick irrte suchend durch die Kabine. Ein leises Stöhnen ließ ihn das Bett umrunden und erschrocken auf die am Boden liegende Gestalt starren.
Grüne Augen in einem zornigen Gesicht funkelten ihn an.
„Willst du nur so rumstehen? Oder hilfst du mir hoch?“ In Spike kam Bewegung. Er kniete sich neben sie, hob sie hoch und legte sie mit einem Grinsen zurück aufs Bett.
„Na, wenn du wieder herumstolpern und mich anfauchen kannst, dann geht es dir wohl schon besser. Aber kannst du mir sagen, was genau du da auf dem Fußboden gesucht hast?“
Sie knurrte ihn nur wütend an und schloss dann die Augen. Spike lachte laut, hatte aber doch die ohnmächtige Verzweifelung und den starken Schmerz in ihren Augen gesehen.
Er setzte sich auf die Bettkante und nahm sie vorsichtig in den Arm. Sie wurde erst steif in seinen Armen, doch dann schmiegte sie sich an ihn und ihre Stimme klang verzweifelt.
„Ich werde ein Krüppel bleiben, nicht wahr? Ich werde nie wieder richtig laufen können, geschweige denn ein Schiff befehligen?“ Tränen durchnässten sein Hemd und ihr Körper bebte unter den Schluchzern.
„Ich weiß es nicht. Ich kann es dir nicht versprechen Buffy. Doch noch besteht Hoffnung. Also gib nicht einfach auf. Wo ist die Frau, die sich mir entgegengestellt hat?“
Er streichelte beruhigend und ermutigend über den schmalen Rücken. Doch die nächsten Worte ließen ihn innerlich zusammenzucken und die Schuldgefühle der ersten Tage nach dem Unfall kamen mit aller Wucht zurück.
„Es gibt sie nicht mehr! Sie liegt unter dem Schiffsmast begraben!“
 
Spike packte sie bei den Schultern und schob sie ein Stück von sich weg. Sie versuchte seinem Blick auszuweichen, doch er gab ihr keine Chance und ergriff ihr Kinn. Spike drehte ihr Gesicht in seine Richtung und spürte wieder dieses seltsame Gefühl in sich.
„Buffy, du wirst nicht aufgeben. Hast du verstanden? Als dein Captain befehle ich dir, dich zusammenzureißen. Du wirst wieder laufen können und wir werden sofort damit anfangen.“
Buffy wurde rot und schüttelte den Kopf. Als er sie hochheben wollte, setzte sie sich zur Wehr.
„Komm schon Buffy. Nicht einfach aufgeben.“ Sie schüttelte abermals den Kopf und wandte dann verlegen den Blick ab.
„Ich will ja, aber... ich...ähm... Spike, ich muss ganz dringend...“ Ihr Kopf ruckte in Richtung der Ecke der Kajüte. Er folgte ihrem Blick und musste schmunzeln. Deshalb war sie also aufgestanden.
„Ich helfe dir. Ich würde jetzt nur ungern Moharim rufen. Er war den ganzen Tag auf den Beinen. Komm, ich helfe dir in die Ecke und dann kannst du mich wieder reinrufen, wenn du fertig bist.“ Spike hob sie auf die Arme und trug sie zum in der Ecke stehenden Pott. Dort setzte er sie ab und drehte sich um, um die Kabine zu verlassen.
Buffy erleichterte sich und wagte es dann, an der Wand entlang zum Bett zu schwanken. Doch ihre Beine zitterten nach nur wenigen Schritten so stark, dass sie einfach an der Wand herabrutschte und nach Spike rief.
Als dieser sah, wo Buffy hockte, nahm er sie auf den Arm und brachte sie zurück ins Bett.
„Warum hast du mich nicht früher gerufen? Was soll verdammt noch mal diese Sturheit?“ Obwohl sie schon wieder unter der Decke lag, klammerte sie sich noch immer an ihm fest.
„Spike?“ Sie löste sich von ihm und sah ihm in die Augen.
„Hilf mir, ja? Hilf mir, wieder laufen zu können.“ Ein humorvolles Funkeln trat in ihre Augen und sie kicherte.
„Sonst kann ich meinem Captain demnächst nicht mehr in den Hintern treten.“ Seine Antwort war ein lautes Lachen und er stand auf.
„Kein Problem, du Nervensäge. Aber es gibt eine Bedingung.“ Erwartungsvoll sah sie ihn an und er wäre am liebsten zu ihr ins Bett gekrochen und hätte sich an ihrem Duft und ihrer Weichheit berauscht.
„Egal wie hart es wird, egal wie sehr es schmerzt. Höre ich auch nur ein Wort der Klage von dir, lasse ich dich im nächsten Hafenhospital zurück.“ Spike wusste, dass diese Drohung Wirkung zeigen würde, denn nicht umsonst galten die Hafenhospitäler als lebende Leichenhallen. Er sah, wie sie hart schluckte und glaubte schon, sie würde einen Rückzieher machen, doch dann sah er das Aufblitzen in ihren Augen und die Entschlossenheit auf ihrem Gesicht.
„Ich glaube nicht, dass ich in einem Hafenhospital enden werde.“ Spike beugte sich lächelnd zu ihr hinab und presste seinen Mund auf ihren. Die Berührung war zwar nur kurz, aber sie schickte Wellen von Erregung durch ihren Körper. Er löste seine Lippen von ihren und seine Zunge spielte um ihre Ohrmuschel, als er ihr das Versprechen ins Ohr flüsterte:
„Wenn du es schaffst, zu laufen, bevor wir in Cadiz angekommen sind, dann werde ich dir etwas geben, was du noch nie in deinem bisherigen Leben erlebt hast.“ Eine innere Schwäche ergriff von ihr Besitz, als sie die deutliche Erregung in seinen Augen sah und sie schloss kurz zitternd die Augen, nur um sie im nächsten Moment wieder aufzureißen, als er abermals ihre Lippen küsste.
Mit einem eindeutigen Lächeln löste er sich schließlich von ihr und warf ihr auf dem Weg zur Tür noch einen mahnenden Blick zu.
„Und nun schlaf weiter. Morgen werden wir mit dem Unterricht anfangen, da solltest du ausgeschlafen sein.“ Die Tür fiel ins Schloss und Buffy starrte noch eine ganze Weile versonnen auf die Tür, durch die dieser wundervolle Mann verschwunden war. Schließlich seufzte sie auf und kuschelte sich in die Kissen.
 
In den darauffolgenden Tagen begann für Buffy ein wahres Martyrium. Spike kannte keine Gnade. Wann immer er Zeit fand, kam er zu ihr und zwang sie zum Laufen. Die ersten Tage war Buffy noch wirklich enthusiastisch bei der Sache. Doch je stärker sie übte, desto öfter und schneller wurde sie müde und ihre Beine taten weh. Schon nach wenigen Schritten in der Kabine verweigerten ihre schwachen Muskeln den Dienst und sie fand sich nicht nur einmal am Fußboden wieder. Doch Spike ließ ihr keine Ruhe. Er gab ihr eine kurze Atempause und zog sie dann gnadenlos wieder auf die Beine.
Ein einziges Mal hatte Buffy sich geweigert und ihr waren vor Schmerzen die Tränen gekommen. Doch der Captain hatte nur hart gelacht und gesagt, dass er es ja geahnt hätte. Sie wäre eben doch nicht stark genug. So hatte sie voller Wut und Trotz die Zähne zusammen gebissen und bis zur völligen Erschöpfung geübt. Sogar dann, wenn er nicht da war. Geweint hatte sie nur noch abends, in der Stille ihrer Kajüte. Ihre Beine schmerzten zu dieser Stunde besonders stark und die Gedanken ließen ihr keine Ruhe.
Die ständige Nähe zu dem Mann mit den gebleichten Haaren zehrte an ihren Nerven. Zu deutlich war sie sich des kräftigen, männlichen Körpers bewusst, wenn er sie bei den Gehübungen stützte. Sein Lächeln und seine strahlenden, blauen Augen verfolgten sie bis in den Schlaf hinein.
Spike hörte sehr wohl die verzweifelten Schluchzer Buffys. Mehr als einmal war er kurz davor gewesen, in die Nebenkabine zu gehen und sie tröstend in die Arme zu schließen. Er wusste, dass er hart war, aber er wusste genauso, dass sie schon längst aufgegeben hätte, wäre er es nicht. Spike bewunderte sie für ihre Kraft und Entschlossenheit. Er liebte es, wenn ihr Gesicht diesen verbissenen Ausdruck annahm, sie die Kiefer zusammenpresste und mit sturer Entschlossenheit wieder aufstand, um die nächsten schmerzhaften Schritte zu machen.
Schon nach zwei Wochen schaffte Buffy es immerhin bis zur Treppe, die zum Deck führte. Es war das erste Mal, dass sie es soweit geschafft hatte und sie ließ sich, nach Atem schöpfend, auf der untersten Stufe nieder. Sie war zwar in Schweiß gebadet und ihre Beine zitterten, doch die Schmerzen hielten sich in Grenzen und sie war furchtbar stolz auf sich.
Sie wollte nur kurz Atem holen und dann die Stufen hochklettern. Voller Vorfreude malte sie sich das anerkennende Lächeln aus, das auf Spikes Gesicht erscheinen würde, sobald er sie sah.
Nach wenigen Minuten hatte sie sich soweit erholt, dass sie den „Aufstieg“ in Angriff nehmen konnte. Es dauerte bestimmt eine viertel Stunde, bis sie die Tür zum Deck aufstieß, doch dann trat sie ins Freie. Das erste Mal seit zwei Monaten sah sie wieder das Meer. Tief sog sie die salzige Luft in die Lungen. Das Schiff schwankte unter ihren Füßen und sie brauchte ihre ganze Konzentration, um nicht von den Füßen gerissen zu werden. Und so schrie sie auch erschrocken auf, als sie dicht hinter sich die samtweiche Stimme ihres Captains vernahm.
„Sieh an, wer sich endlich wieder an Deck traut.“ Sie geriet ins Straucheln und Spike konnte sie gerade noch festhalten. Doch sein fester Griff um ihre Taille machte es auch nicht gerade einfacher, ihr Gleichgewicht wieder zu finden.
Spike grinste, als er spürte, wie Buffy sich in seiner Umarmung wand .Er hatte mit angesehen, wie sie die ersten unsicheren Schritte an Deck gewagt hatte und war sehr stolz auf sie. Buffy stand wieder sicher auf zwei Beinen und drehte sich lächelnd zu Spike um. Der Anblick ließ ihren Atem stocken. Das gebleichte Haar war durch den rauen Wind durcheinander und stand in alle Richtungen von seinem Kopf ab. Stahlblaue Augen strahlten ihr aus einem braungebrannten Gesicht entgegen, die sinnlichen Lippen zu einem liebevollen Lächeln verzogen. Spike hatte wegen der spätsommerlichen Hitze sein Hemd ausgezogen und Buffy schluckte schwer, als sie das Muskelspiel unter glatter, brauner Haut beobachtete. Noch immer lagen seine kräftigen Arme wie Stahlbänder um ihre Hüften und zogen sie unerbittlich an den Körper des Mannes vor ihr.
Spike sah, wie Buffy sich mit der Zungenspitze über die Lippen fuhr und das Bedürfnis genau diese zu küssen, wurde übermächtig. Er neigte den Kopf und presste seinen Mund auf ihren. Sie wurde sofort weich und nachgiebig in seinen Armen und schmiegte sich an ihn. Er stöhnte auf und wurde augenblicklich hart.
Buffy genoss das Gefühl seiner warmen Lippen auf ihren und wie von selbst schlangen sich ihre Arme um seinen Nacken. Ihre Finger fuhren über die Nackenmuskeln  hinunter zu den starken Armen und wieder hinauf zu den Schultern. Spike hatte seinen Griff um Buffys Taille gelöst und zog sie an den Oberarmen noch näher zu sich heran. Er konnte nicht genug von ihr bekommen. Sie schmeckte süß und verführerisch und er wollte sie unter sich spüren. Dieses Bedürfnis wurde so drängend, dass er sich schließlich von ihr löste und in ihre vor Erregung verschleierten Augen schaute.
„Ich meine mich daran zu erinnern, dass ich dir etwas versprochen hatte, wenn du es schaffst, vor der Ankunft in Cadiz wieder laufen zu können.“ Ihre Augen wurden noch eine Spur dunkler und sie atmete heftig. Ihre verführerischen Brüste hoben und senkten sich und einen kurzen Moment war Spike abgelenkt. Doch dann lächelte er sie an und schob sie endgültig von sich weg.
„Rick?“ Spike drehte sich um und rief nach seinem in der Nähe stehenden Matrosen.
„Ich will ein Bad nehmen, bereite dafür alles in meiner Kabine vor und pass ja auf, dass es nicht kalt wird.“ Der Pirat nickte und verschwand unter Deck. Buffy starrte ihm erstaunt hinterher und sah dann wieder zu ihrem Captain auf.
„Das ist mein Geschenk? Ich bekomme als Geschenk, dass ihr baden dürft?“ Sie war so wütend, dass sie unbewusst wieder in die frühere Anrede zurückfiel. Spike hatte es durchaus gemerkt, hatte aber nicht vor, ihr irgendetwas zu verraten. Er packte sie fester am Arm und führte sie stützend übers Deck zum Steuer, wo Moharim und Soabi standen. Die beiden freuten sich aufrichtig, Buffy zu sehen und eine Weile wurde sie an jeweils eine mächtige schwarze Brust gedrückt, so dass sie Angst hatte, ihre Knochen würden wieder brechen.
Schließlich teilte Rick mit, dass das Bad fertig wäre und Spike beugte sich zu Buffy hinunter und sein warmer Atem an ihrer Haut schickte ein Zittern durch ihren Körper.
„So, das Bad ist fertig, wollen Mylady mir folgen?“ Er zwinkerte ihr bei der neckenden Anrede zu und sie musste unwillkürlich kichern. Doch dann begriff sie den Inhalt seiner Worte und ihre Augen wurden groß.
„Oh, das, das.. Bad ist ... für mich?“ Er nickte und sah mit Genugtuung, wie ein glückliches Leuchten in ihre Augen trat. Buffy konnte es nicht fassen. Das Bad war für sie. Sie hatte schon ewig kein heißes Bad mehr genommen, sondern sich meistens mit dem kalten Seewasser begnügt, so wie alle anderen auch.
Es dauerte zwar ein Weile, bis sie auf  wackeligen Beinen die Kajüte erreicht hatte, doch kaum sah sie die Schwaden über dem heißen Bad aufsteigen, war alle Müdigkeit und aller Schmerz vergessen. Sie wollte sich gerade bei Spike für diese Großzügigkeit bedanken, als er hinter sie trat und seine Hände unter ihr Hemd gleiten ließ. Sie war so überrascht, dass sie es zuließ, dass er ihr das Hemd über den Kopf und auszog. Doch dann drehte sie sich um und hielt schützend die Arme vor der Brust verschränkt. Spike betrachtete ihren wunderschönen Körper und zog dann langsam ihre Arme beiseite.
„Nein, versteck dich nicht. Du bist so schön.“ Ein freches Grinsen trat auf sein Gesicht.
„Und schließlich hab ich dich schon mehr als einmal so gesehen.“ Noch immer verlegen stand sie nun mit hängenden Armen vor ihm, doch das peinliche Gefühl wich einem anderen, als er sanft und fast ehrfürchtig über die zarte Haut an ihrem Brustansatz streichelte.
„So schön. So perfekt.“ Buffy hatte das Gefühl, als würde Feuer durch ihre Adern fließen. Noch immer berührte Spike sie nur mit den Fingerspitzen, doch das reichte, um sie unkontrolliert zittern zu lassen.
Die leichte Berührung ihrer weichen Haut schickte Stromstöße der Erregung von den Fingerspitzen bis zu seinen Lenden durch Spikes Körper. Er beugte sich zu Buffy hinunter und leckte sacht über ihre Lippen. Mit einem Seufzer öffnete sie diese und er drang mit seiner Zunge in ihren Mund ein. Buffy spürte ihre Knie zittern und lehnte sich nach Halt suchend an den starken Körper vor ihr. Seine Hände legten sich auf ihre Hüften und mit einem Ruck zog er sie enger an sich. Bei dem Gefühl seiner warmen Haut auf ihrer stöhnte sie tief auf und legte ihre Hände auf seine Brust. Sie löste ihre Lippen von seinen und sah ihn dann mit einem Glitzern in den Augen an.
„Ich dachte, ich dürfte baden? Oder war das nur eine Finte, um mich unbekleidet zu sehen?“ Anzüglich grinste er sie an, hob sie hoch und ließ sie noch halb bekleidet einfach in den Zuber fallen. Buffy schrie auf, teils vor Schreck aber auch teils vor Schmerzen und Spike beugte sich bestürzt zu ihr hinunter.
„Alles ok, Luv? Ich wollte dir bestimmt nicht weh tun.“ Als er sich noch näher zu ihr beugte, packte sie ihn an den Schultern und zog ihn mit einem Ruck in das warme Wasser. Prustend und fluchend kam er wieder hoch, doch als er ihr strahlendes Lächeln sah und das warme Lachen hörte, konnte er ihr einfach nicht mehr böse sein.
„So, die Piratenbraut will also zusammen mit mir baden, ja? Wie könnte ich dir so einen Wunsch abschlagen, Liebes?“ Er zog sie an den Beinen zu sich und hob sie auf seinen Schoss. Deutlich konnte Buffy durch den nassen Stoff seine Erregung spüren. Sie rieb sich an ihm und Spike packte ihren Hinterkopf und zog sie zu sich herunter, um sie zu küssen.
„Du hast zu viel an.“ Buffy nestelte an seinem Hosenbund unter Wasser. Spike packte ihre Hand und hielt sie fest.
„Liebes, wenn du noch was von mir haben willst, dann sollte ich das vielleicht selber machen.“ Doch Buffy entzog ihm ihre Finger und presste sie vorne gegen seine Hose. Sie beugte sich zu ihm und der Duft ihrer Haut brachte ihn fast um den Verstand.
„Das würde ich aber viel lieber machen.“ Mit einem sinnlichen Lächeln bedeutete sie ihm aufzustehen und öffnete seine Hose.
 
Spike zog Buffy ebenfalls auf dieBeine und knöpfte ihre Segeltuchhose auf. Er zog ihr die Hose samt Unterwäscheaus und ließ die nassen Sachen einfach neben dem Zuber fallen. Jedes Stück freigelegte Haut verwöhnte er mit Lippen und Zunge. Buffys Knie wurden weich und engumschlungen sanken sie zurück in das noch warme Wasser. Spike zog Buffyauf seinen Schoß, suchte und fand ihre Lippen. Genießerisch knabberte er an ihrer Unterlippe und Buffy öffnete mit einem Stöhnen den Mund. Ihre Zungen spielten miteinander und Spike vergrub eine Hand in ihrem vollen Haar. Seine andere Hand wanderte an ihrem nassen Rücken hinab und drückte ihre Kehrseite noch enger an ihn. Er stöhnte erstickt, als sein harter Schaft durch den Stoff seiner Hose gegen ihr Zentrum rieb. Seine Lippen glitten tiefer und er umkreiste mit der Zunge eine ihrer harten Brustspitzen. Buffy warf den Kopf zurück und bog ihr Kreuz durch, um auch keine seiner Berührungen missen zu müssen. Unruhig bewegte sie sich auf seinem Schoß und Spike packte sie kurzentschlossen an der Taille, hob sie hoch und stieg mit ihr auf dem Arm aus dem Zuber.
Buffy schlang ihre langen Beine um seine Hüfte und Spike war versucht, sie hier und jetzt im Stehen zu nehmen. Doch er brachte noch die wenigen Schritte bis zum Bett hinter sich und sank mit ihr auf die Laken.
Spike kniete sich hin und betrachtete die Frau vor sich genüsslich. Ihre Haut war in den Wochen ihrer Genesung blasser geworden und verlieh ihr ein fast zerbrechliches Aussehen.
Doch gepaart mit dem Wissen um ihre innere Stärke war es eine Mischung, die ihn unwiderstehlich anzog.
Ihre Haut glänzte und überall liefen feine Bäche des Badewassers hinunter. Spike beugte sich hinunter und leckte sacht die Tropfen auf, die sich in Buffys Bauchnabel gesammelt hatten. Ihr heiseres Aufstöhnen verleitete ihn dazu, tiefer zu wandern.
Buffys Haut glühte unter den zarten Berührungen von Spikes Lippen und Zunge. Sie wand sich unter seinen Zärtlichkeiten und als seine Zunge ihren sensibelsten Punkt berührte, schien flüssiges Feuer durch ihre Adern zu fließen. Spike sog tief den Duft ihrer Haut ein und kroch an ihrem Körper hoch. Seine Hände suchten und fanden ihr weibliches Zentrum und er spürte, wie sich ihr innerer Muskel um seinen Finger zusammen zog.
Spike atmete scharf ein und presste seinen Mund auf ihre Lippen. Sein Finger stieß tief in sie und er amte mit der Zunge den Rhythmus nach.
Noch einmal küsste er Buffy innig und stand dann auf. Buffy vermisste sofort die Wärme seiner glatten Haut und protestierte halbherzig. Doch Spike grinste sie nur lüstern an.
„Ich finde, ich habe noch ein bisschen zu viel an. Was meinst du?“ Gerade wollte er seine Hose weiter aufknöpfen, als Buffy sich aufsetzte und vor ihn hinkniete.
Sie schob seine Hände beiseite und als sie seine Hose ganz öffnete schloss Spike für einen kurzen Moment die Augen. Er riss sie jedoch sofort wieder auf, als er Buffys warme Finger spürte.
Mit einem leicht schiefen Grinsen sah sie zu ihm auf, wurde jedoch sofort ernst, als sie die Erregung auf dem Gesicht des Mannes vor sich sah. Buffy schloss die Finger um seinen harten Schaft und mit einem Funkeln in den Augen beugte sie sich vor.
Spike entließ zischend die angehaltene Luft aus seiner Lunge, als Buffy ihn tief in ihren Mund aufnahm und ihn mit der Zunge umspielte. Sie saugte an ihm und neckte ihn mit Lippen und Zunge, so dass er kaum noch an sich halten konnte.
Schließlich griff er in ihr seidiges Haar und stoppte sie.
„Wenn du nicht willst, dass das alles jetzt schon zu Ende ist, solltest du damit aufhören.“ Mit einem sehr weiblichen Lächeln auf dem zarten Gesicht, ließ Buffy ihn los und legte sich zurück in die Kissen. Spike verstand sie auch ohne Worte.
Er kniete über ihr, umfasste ihre Hüften und vergrub sich mit einem einzigen Stoss tief in ihr. Die Gefühle, die ihn in dem Moment überschwemmten, ließen ihn einen Augenblick inne halten. Allein ihre Enge brachte ihn schon fast dazu zu kommen. Spike öffnete die Augen und begegnete ihrem vor Lust verhangenem Blick. Das leichte Anheben ihres Beckens veranlasste ihn dazu, sich mit langsamen Stößen in ihr zu bewegen. Doch er war nicht auf ihre Reaktion vorbereitet gewesen.  Die meisten Frauen, mit denen er geschlafen hatte, hatten nur auf ihn reagiert. Doch die schmale Frau unter ihm überraschte ihn nun ein weiteres Mal. Mit einem kehligen Knurren, das tief aus ihrer Kehle zu kommen schien, schlang sie ihre Beine fest um seine Taille und drehte sich mit einer einzigen fließenden Bewegung, so dass er sich plötzlich unter ihr wiederfand.
Für einen kurzen Moment flackerte ein triumphierendes Lächeln über ihr Gesicht. Und dann begann sie sich zu bewegen. Fasziniert beobachtete Spike jede Regung, die sich auf ihrem Gesicht wiederspiegelte, doch dann reagierte er nur noch.
Buffy genoss es, den Rhythmus zu bestimmen und sie genoss es, Spikes kräftigen Körper unter sich zu spüren. Langsam begann sie die Hüften kreisend zu bewegen. Spike stöhnte auf und hob das Becken an, um noch tiefer in ihr zu sein. Sie hob und senkte sich auf ihn und er kam jedem ihrer Stöße entgegen. Er packte sie an den Hüften und presste sie noch fester an sich. Buffy ließ den Kopf nach hinten fallen und stützte sich auf Spikes muskulösen Oberschenkeln ab. Schauer über Schauer rannen durch ihren Körper und jeder Stoss brachte sie näher an den Rand der Ekstase.
Spike ließ seine Hände über den wunderschönen Frauenkörper wandern. Er zeichnete erregende Muster auf ihre seidenweiche Haut und setzte sich schließlich auf, um ihre Brüste mit Lippen und Zunge zu reizen. Buffy vergrub ihre Finger schon fast schmerzhaft in seinem Haar, doch er hätte sich um nichts in der Welt darüber beschweren mögen.
Noch einmal senkte sie sich auf ihn und als er spürte, wie sich ihr innerer Muskel um ihn zusammenzog, folgte er ihr augenblicklich ebenfalls über die Klippe.
Buffy hörte Spike tief aufstöhnen und ein Zittern lief durch ihren ganzen Körper. Erschöpft sank sie auf seine Brust und genoss das gedankenverlorene Streicheln von Spikes Händen auf ihrem Rücken.
 Als Buffy, noch immer auf ihm liegend, anfing zu kichern, hob er ein wenig den Kopf und sah ihr in das grinsende Gesicht.
„Okay, was genau ist nun so witzig daran? Oder tust du das etwa immer nach...“ Buffy ließ ihn nicht aussprechen, sondern schlug ihm spielerisch auf die Schulter. Doch als sie die warme Haut unter den Fingern spürte, ließ sie diese dort und begann völlig in Gedanken, kleine Kreise auf die gebräunte Haut zu zeichnen.
„Spike? Darf ich dich etwas fragen?“ Er nickte und gab ihr damit das Zeichen fortzufahren.
„Wieso hasst du meinen Vater so?“ Buffy wusste im selben Moment, als sie die Worte aussprach, dass es ein Fehler war. Sie spürte, wie Spike unter ihr stocksteif wurde und sie dann von sich herunter schubste. Buffy zog die Decke um sich und sah in das wütende Gesicht des Mannes neben ihr.
„Klasse!“ Spike bedeckte für einen kurzen Moment seine Augen mit dem Unterarm.
„Du konntest auch nicht einen Augenblick mal ruhig sein, nicht wahr? Verdammt!“ Er stand auf und zog sich mit ruckartigen Bewegungen trockene Sachen aus seiner Seemannskiste an.
Die ganze Zeit beobachtete Buffy ihn stumm und verstand nicht, was so schlimm an ihrer Frage gewesen war.
„Spike, du glaubst doch nicht wirklich, dass mein Vater Schuld am Tod deiner Schwester ist, oder?“ Dieser ließ sich in den Stuhl hinter dem Schreibtisch sinken und starrte die nackte Frau in seinem Bett zornig an.
In Spike tobten die Gefühle wie ein Herbststurm auf See, die er immer so gefürchtet hatte. Doch sie waren nichts im Gegensatz zu dem Chaos in seinem Inneren. Hin- und hergerissen beobachtete er, wie Buffys Gesicht einen ängstlichen Ausdruck annahm. Es war genau dieser Ausdruck, den er sich gewünscht hatte, zu sehen. Doch das war, bevor er die sinnliche Frau unter der Oberfläche gefunden hatte.
Warum musste sie auch alles zerstören, genau in diesem Augenblick, wo er endlich einmal nicht an seine Rache gedacht hatte, sondern nur seinen Empfindungen gefolgt war und sich völlig in der Leidenschaft dieser kleinen Person verloren hatte?
„Doch das glaube ich. Er hat sie mitgenommen und sie zu einem Leben auf See verdammt. Er hat sie ihrer Familie entrissen und sie ist qualvoll gestorben.“ Alle längst vergessen geglaubten Emotionen krochen wieder in ihm hoch. Vergifteten ihn von innen, nisteten sich wie eine Schlange in seinem Herzen ein und töteten langsam die gerade erwachte Liebe zu der Frau vor ihm.
Angespannt setzte Buffy sich auf und wickelte so gut es ging die Decke um ihren nackten Körper. Sie fühlte sich plötzlich schutzlos Spikes Beleidigungen ausgesetzt und dass er vollständig bekleidet war, machte die Sache auch nicht gerade besser.
„Das stimmt einfach nicht. Meine Mutter hat das Leben an Schiff geliebt. Da kannst du Nick und alle anderen fragen, die sie gekannt haben. Und sie hat meinen Vater geliebt. Sie wäre ihm überallhin gefolgt. Aber sie hat dich nie vergessen, und als sie krank wurde, waren wir gerade auf dem Weg zu dir, um dich zu holen.“
Spike schüttelte den Kopf und seine blauen Augen schienen Funken zu sprühen.
„Das ist eine Lüge. Du weißt es, ich weiß es. Sie wäre niemals mit deinem Vater mitgegangen, wenn er sie nicht gezwungen hätte und sie hätte mich nie allein gelassen. Er ist schuld an ihrem Tod. Er ist ihr Mörder.“ Bei seinen Worten war Buffy aufgesprungen. Sie hatte ihre Nacktheit in ihrem Zorn völlig vergessen.
„Mein Vater ist kein Mörder. Er wollte seine Frau und seine Tochter an seiner Seite haben. Und wir waren gerne an Bord.“ Buffy zögerte kurz, doch dann gab sie sich einen Ruck.
„Du würdest mich doch auch bei dir an Bord haben wollen, oder?“ Sie sah entsetzt, wie sein Gesicht hart wurde und seine Augen eisig glitzerten.
„Nein!“ Nur dieses eine Wort kam über seine Lippen, doch es traf Buffy bis ins Innerste.
Sie schluckte schwer und drehte sich um. Langsam und wie unter Schock sammelte sie ihre Sachen ein, die noch immer nass waren. Sie zog sie an und sah nicht ein einziges Mal in Spikes Richtung. Schließlich griff sie nach dem Türknauf und wandte sich noch einmal an den Mann, der die ganze Zeit starr auf seine Karten geschaut hatte.
„Zumindest hast du mich nicht belogen. Ich hoffe, deine Rache war es wirklich wert.“ Jetzt endlich hob Spike den Kopf und sah ihr erschrocken hinterher. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, bevor er die Worte zurücknehmen konnte, schloss sich die Tür und Buffy war gegangen.
Spike stützte seinen Kopf schwer in die Hände und eine einzelne Träne fiel auf die Karten. Blind starrte er vor sich hin. Er hatte sehr wohl den verletzten Ausdruck in ihren Augen gesehen, doch in seinem Zorn hatte er nicht darauf reagiert. Wütend hieb er mit der Faust auf den Schreibtisch, das Tintenfass machte einen Satz und kippte über seine Berechnungen. Voller Wut sprang er auf und packte den Schreibtisch an der Kante. Er riss ihn aus der Verankerung und kippte ihn um. Mit Genugtuung sah er, wie Schwenker, Gläser und Tintenfass auf den Boden fielen und zerbarsten.
Buffy hörte in der Nachbarkabine wie der Mann nebenan wütete. Sie kramte in Moharims Sachen und suchte nach einer trockenen Hose. Noch immer war Lärm aus Spikes Kabine zu hören, doch Buffy ignorierte die leise Stimme in ihrem Kopf, die sie dazu aufforderte, nach ihm zu schauen und ging an Deck.
Moharim beobachtete Buffy, als sie still im Kreis ihrer Mannschaft saß und vor sich hin brütete. Noch vor ein paar Stunden hatte er angenommen, dass nun zwischen seinen beiden Captains endlich alles geklärt wäre. Doch nun sah er sich einer traurigen und in sich gekehrten Buffy gegenüber. Spike hingegen ließ sich nicht blicken und langsam machte sich auch Soabi Sorgen. In den vergangenen Wochen hatte er seinen Freund entspannter und glücklicher gesehen als je zuvor. Die Gesellschaft Buffys und die Zweisamkeit, welche beide während Buffys Genesung in der engen Kajüte geteilt hatten, hatten den blonden Mann ruhiger und weniger hart werden lassen.
Soabi überlegte nicht lange und suchte Spike in seiner Kajüte auf. Doch was er vorfand, ließ dem großen,schwarzen Mann eine Gänsehaut über den Rücken laufen.
 
Spike stand mitten in dem Zimmer, sein Atem ging schwer und seine Hände hatte er zu Fäusten geballt. Um ihn herum lag das ganze Zimmer in Trümmern, angefangen vom umgekippten Schreibtisch bis hin zu dem von der Wand gerissenen Bücherregal.
Soabi trat auf seinen Freund zu, doch als der sich umdrehte erschrak er zutiefst über die Trauer in dem Blick seines Captains.
„Ich habe es verdorben, mein Freund. Sie wird mich für immer hassen.“ Soabi wusste genau, von wem Spike sprach. Das war also der Grund, warum Buffy oben an Deck saß und vor sich hin grübelte.
„Ich schätze Frauen die hassen, denn sie lieben auch übermäßig.“ Mit diesen Worten begann Soabi den Schreibtisch wieder aufzurichten.
Er hatte ihn noch nicht halb hoch gewuchtet, als sich die Hand des Captains auf seinen Arm legte.
„Lass, es hat keinen Sinn.“ Spike schaute sich noch einmal in der Kabine um.
„Es gleicht dem, was ich aus meinem Leben gemacht habe. Vielleicht sollte ich es als Mahnung für mich einfach so lassen.“ Er wandte sich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck ab und verließ die Kajüte. Soabi begann weiter aufzuräumen, doch es war einfach alles zerstört worden. Schließlich gab auch er resigniert das Unterfangen auf und suchte seinen Bruder, den er schließlich am Heck des Schiffes vorfand, wo er gedankenverloren aufs Meer hinaus starrte.
„Es ist also alles wieder beim Alten, mh?“ Moharim brauchte sich nicht einmal umzudrehen. Er spürte, wer hinter ihn getreten war. Soabi legte seine schwere Pranke auf die Schulter seines Bruders.
„Ja, wie es aussieht haben sich die Sturköpfe wieder zerstritten. Wenn ich nur wüsste, was vorgefallen ist.“ Aufmerksam beobachtete er die Reaktion Moharims, doch der schüttelte nur schwermütig den Kopf.
„Ich habe keine Ahnung, sie redet einfach nicht mit mir. Es ist das erste Mal seit wir uns kennen, dass sie mir nicht vertraut.“  Soabi lehnte sich neben seinem Bruder an die Reling.
„Wann werden wir Cadiz erreichen?“ Vielleicht würde das seinen engsten Vertrauten ein bisschen von seinem Kummer ablenken.
„Ich denke so in zwei bis drei Tagen, es könnten auch vier sein. Kommt auf das Wetter an.“ Soabi stöhnte bei dem Gedanken tief auf, dass er nun Buffys Laune auf diesem Schiff noch weiter zu ertragen hatte.
 
In den nächsten Tagen gingen sich die zwei Kapitäne so gut es eben möglich war aus dem Weg. Trafen sie doch einmal auf einander, herrschte eisiges Schweigen, oder die Luft sirrte nur so von spitzen Bemerkungen. Schon bald gingen ihnen alle anderen Männer der beiden Mannschaften aus dem Weg. Nur allzu oft wurden sie die Ziele der schlechten Laune der Beiden. Spike gab nur noch kurze, harte Anweisungen und Buffy begann sich vor ihrer Mannschaft als erbarmungsloser Captain aufzuspielen.
So war es kein Wunder, dass, wenn die Mannschaft Abends zusammen an Deck saß und Seemannsgarn gesponnen wurde, Buffy am Heck und Spike am Bug des Schiffes verharrten und einfach hinaus in die Dunkelheit starrten.
Buffy konnte nicht mehr zählen, wie oft sie in den vergangenen drei Tagen die aufkommenden Tränen tapfer hinunter geschluckt hatte. Immer wieder hörte sie Spikes eisige Stimme in ihrem Kopf: Nein.
Nur dieses eine Wort hatte alle aufkeimende Hoffnung in ihr zerstört. Doch noch etwas anderes war durch dieses Wort geschehen. Sie war sich durch dieses Wort erst bewusst geworden, wie sehr sie sich genau danach gesehnt hatte. Ganz heimlich und unbemerkt hatte sich das Gefühl in ihr ausgebreitet. Sie war sich bewusst geworden, wie sehr sie sich danach sehnte, an der Seite genau des Mannes zu sein, der sie so schroff abgewiesen hatte.
Wieder einmal stand sie im Dunkeln an der Reling und starrte nun schon eine halbe Ewigkeit hinaus auf  die schwarzen Umrisse der spanischen Küste. Sie hatten diese heute morgen in den frühen Morgenstunden erreicht und glitten nun in Ufernähe am spanischen Festland entlang Richtung Cadiz.
Die Stadt an der Südspitze Spaniens war eine ihrer Lieblingsplätze. Sie liebte die hohe, weiße Mauer, die rund um den Stadtkern ging. Cadiz war wie eine Halbinsel aufgebaut und beherbergte alles, was man von einer großen, weltoffenen Hafenstadt verlangen konnte. Doch am meisten liebte Buffy den Strand der Halbinsel. Hier war es, wo das Leben stattfand. Die Spanier waren berühmt für ihre Lebensfreude. Nur bei den Menschen in Südamerika hatte Buffy eine ähnliche Lebensfreude entdeckt.
Doch hier, in diesem Land mit seinen Oliven-, Orangenbäumen und seinen mauretanischen Bauten, konnte man spüren, wie sehr diese Menschen doch das Leben liebten.
Jeden Abend nach getaner Arbeit versammelten sich die Stadtbewohner am Strand. Feuer wurden angezündet und die berühmt-berüchtigten Gitanos begannen ihre Feste. Die Frauen dieser frei umherwandernden Zigeuner tanzten um die Feuer, dass die bunten Röcke flogen und die Männer mit den dunklen Gesichtern und den schwarzen Bärten spielten auf ihren meist selbsthergestellten Instrumenten. Buffy brauchte nur an den bewegenden Rhythmus der Lieder denken und ihr Körper begann zu summen. Sie liebte es, nach der mitreißenden Musik der Zigeuner zu tanzen. Traurig neigte sie den Kopf und dachte daran, dass sie diesmal wohl kaum Gelegenheit haben würde, mit ihren Freunden zu feiern.
Spike würde es sicher nicht zulassen, dass sie oder irgendeiner seiner Mannschaft sich mit solch liederlichen und schmutzigen Menschen abgab.
 
Spike beobachtete die blonde Frau. So wie er es getan hatte, seit er diese verhängnisvollen Worte gesprochen hatte. Keine ihrer Bewegungen entging ihm, doch um ihren Gesichtsausdruck zu sehen, war er zu weit von ihr entfernt. Er wusste, er hatte falsch reagiert. Doch er hatte keine Ahnung, wie er diese Sache wieder ungeschehen machen konnte. Erneut geisterte ihr verletzter Gesichtsausdruck vor seinem inneren Auge herum. Wenn er jetzt zu ihr hinüberginge, und ihr erklären würde, wie er dieses Nein gemeint hatte?
Aber würde sie ihm glauben? Würde sie ihm überhaupt zuhören? Die Wahrscheinlichkeit war so gering, dass er es gar nicht erst versuchen wollte. Es würde eh nur wieder darin enden, dass sie sich anschrieen oder in eisigem Schweigen auseinander gingen.
Wieder suchten seine Augen sie und blieben fasziniert an ihrer Gestalt hängen. Er sah, wie sie trotzig den Kopf hob und mit wütender Geste die Haare über ihre Schultern zurückstrich. Schmunzelnd fragte er sich, an was sie wohl gerade dachte und der Drang zu ihr zu gehen wurde immer mächtiger. Er hatte gerade den ersten Schritt in ihre Richtung getan, da drehte sie sich um und verließ mit ausgreifenden Schritten das Deck. Enttäuscht wandte er sich ebenfalls ab und stieg unter Deck.
Seine Kajüte sah noch immer so verwüstet aus wie vor drei Tagen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Möbel wieder aufzustellen oder die Glasscherben des zerbrochenen Schwenkers zu beseitigen. Müde stieg er über die zerstörten Teile des Bücherregals und ließ sich angezogen aufs Bett fallen. Spike drehte sich auf den Rücken und starrte noch eine ganze Weile an die Kabinendecke.
Was würde nun werden? Morgen würden sie in Cadiz anlegen. Er liebte diese Stadt und vor allem die Lebensfreude der Gitanos. Wie oft hatte er mit ihnen ausgelassene Feste am Strand gefeiert und war nicht nur einmal dem Charme der heißblütigen Frauen dieses außergewöhnlichen Volkes erlegen. Er achtete die Fähigkeiten und Gesetze dieser Menschen hoch und nannte nicht umsonst einen der mächtigsten Männer dieser Sippe seinen Freund. Schwermütig dachte er daran, dass es dieses Mal wohl kein Willkommensfest für ihn und seine Männer geben würde. Nur zu deutlich konnte er sich den entsetzten Ausdruck auf Buffys Gesicht vorstellen, wenn sie die freizügigen Tänze der nur wenig bekleideten Mädchen sah.
 
Am späten Nachmittag des kommenden Tages erreichten sie endlich den Hafen von Cadiz. Spike begab sich sofort zum Kontor, wo er dem Assistenten von Mr. Giles die Frachtpapiere übergab. Gemeinsam gingen sie zurück an Bord und Mr. Pryce überprüfte alles gewissenhaft und auf sehr englische Art. Die Ware hatte die Reise trotz des Sturms unbeschädigt überstanden und der junge Brite war sehr zufrieden mit dem blonden Piraten. Er hatte damals sehr vehement dagegen protestiert, einen ehemaligen Piraten mit der Frachtaufgabe zu betrauen. Mr. Giles hatte ihm jedoch nur allzu deutlich klar gemacht, dass es allein die Aufgabe des Händlers war, zu bestimmen, wer seine Ware verschiffte.
Doch nun hatte auch Mr. Pryce nichts mehr gegen den stolz aufgerichteten Mann vor sich einzuwenden. Und so übergab er ihm gleich die Instruktionen für die nächste Lieferung, welcher dieser mit nach Amerika zurück nehmen sollte.
Spike grinste von einem Ohr zum anderen, als er Stunden später vom Kontor zurück kam. Er war in Feierlaune und hatte sich überlegt, mit seiner Mannschaft doch an den Strand zu gehen und seine Freunde zu besuchen.
Schon von Weitem waren die ausgelassenen Stimmen der Zigeuner zu hören und als Spike mit seiner Mannschaft dazukam, wurden sie herzlich und freundlich begrüßt.
„Seht, wer sich mal wieder bei uns blicken lässt.“ Die tiefe Stimme des schwergewichtigen Mannes, der in einem Sessel am Rand saß, drang dröhnend zu ihnen herüber.
Spike wandte sich ihm zu und bahnte sich einen Weg durch die Tanzenden. Er liebte Juan wie den Vater, den er so früh verloren hatte.
„Juanito, sieh an, hast du dich noch immer nicht tot gesoffen, du alter Zigeuner?“ Spike deutet mit einem Nicken auf die halbvolle Flasche goldgelber Flüssigkeit in der fleischigen Hand des Mannes. Der riesige, schwarze Schnurrbart zitterte empört über der Oberlippe. Nur Spike war es erlaubt, ihn Juanito zu nennen. Für alle anderen war er Juan. Er umarmte Spike wie den wiedergefundenen Sohn und dieser bekam Angst um seine Knochen. Vor allem das verdächtige Knacken seiner Wirbelsäule ließ ihn sich schnell von dem „Jeve“ der Sippe lösen.
Wachsam funkelten ihn die dunklen Augen des Zigeunerbarons, wie er sich selbst nannte, an. Nur seine Intelligenz war noch größer als sein Körper. Das Gehirn des nicht mehr ganz so jungen Mannes arbeitete wie eh und je präzise und rasiermesserscharf. Noch immer hielt er den blonden, jungen Mann auf Armeslänge von sich fern und sah ihm forschend in die Augen.
Spike musste ein-, zweimal den Kopf schütteln, um der hypnotischen Gegenwart Juans zu entgehen. Schließlich lachte dieser laut auf und ließ Spike los.
„Lasst uns feiern, denn heute ist ein wirklich wundervoller Tag. Heute sind die zwei Menschen an meiner Seite, die mir am meisten auf dieser Welt bedeuten.“ Er wich unter dem Schlag einer wütenden, zierlichen Zigeunerin zurück und grinste sie liebevoll an.
„ Natürlich liebe ich dich am meisten, meine geliebte Maria.“ Er wandte sich an Spike und sprach mit halblauter Stimme zu ihm, die jedoch noch immer weithin hörbar war.
„Ich frage mich noch heute, warum eine Xanthippe wie mein Weib einen so sanften und heiligen Namen wie Maria bekommen hat.“
Breit grinsend wich er einem weiteren Schlag der Zigeunerin aus., die jedoch liebevoll auf hinab lächelte.
Bei den ersten Tönen des Liedes, drehte Spike sich um. Er kannte den Mann der es sang gut. Lächelnd zwinkerte ihm Romeres einen flüchtigen Gruß zu und Spike hob andeutungsweise die Hand. Mit einmal war es still geworden um das Feuer und alle lauschten andächtig den ersten Phrasen des Liedes.
 
Ay payita mia, guardate la poesia Guardate la alegria pa’ti
 
Eine zweite weibliche Stimme erklang aus der Menge, rauchig und sinnlich hing sie in der Luft und Romeres drehte sich in ihre Richtung.
 
No pido que todos los días sean de sol No pido que todos los viernes sean de fiesta Tampoco te pido que vuelvas rogando perdón Si lloras con los ojos secos Y hablando de ella
 
Ihre Stimme schwoll an und sie trat mit wiegenden Hüften in den Lichtschein des Feuers.
 
Ay amor me duele tanto
 
Romeres ging mit tanzenden Schritten auf sie zu und antwortete mit dem selben Satz.
Spike glaubte zu träumen. Da stand sie, stolz aufgerichtet und ihr Körper bewegte sich geschmeidig im Takt der Musik. Spike erkannte sie kaum wieder. Sie hatte ihre langen Röcke gegen etwas getauscht, das Spike im besten Fall gerade noch als zu langes Hemd durchgehen lassen konnte. Einen Moment war er versucht sich beschützend vor sie zu stellen. Die Blicke der anderen Männer gefielen ihm gar nicht und doch wusste er, dass die Kleidung dem gängigen Stil der Zigeunerfrauen entsprach. Buffy trug einen leichten, wadenlangen Wickelrock, der bei jedem Schritt mitschwang. Ihr ebenfalls gewickeltes Top ließ die samtweiche Haut an ihrem Bauch immer wieder aufblitzen und Spike wurde es immer heißer, als er ihren erotischen Tanzbewegungen zusah.
 
Que te fueras sin decir a dónde Ay amor fue una tortura... Perderte
 
Ihre Schultern zuckten und sie drückte in einer erotischen Geste ihre Brüste nach vorne. Spike bekam nicht viel von dem Hin und Her der beiden Singenden mit. Fasziniert beobachtete er die erotischen Bewegungen Buffys und ihm wurde immer heißer.
Er bemerkte genau den Moment, als sie ihn wahrnahm. Sie ließ sich nichts anmerken, doch das unmerkliche Stocken in ihrer Bewegung entging ihm nicht.
Unmerklich änderte sich ihre Art zu tanzen. Ihre Bewegungen wurden aggressiver und lasziver. Spike starrte sie völlig selbstvergessen an. Buffy bewegte sich auf ihn zu und lächelte ihn an.
No puedo pedir que el invierno perdone a un rosal No puedo pedir a los olmos que entreguen peras No puedo pedirle lo eterno a un simple mortal Y andar arrojando a los cerdos miles de perlas
 
Ihre Hüften zuckten im Rhythmus der Musik und sie ließ ihre Schultern kreisen. Nie hatte er eine erregendere Tanzvorstellung gesehen und er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Buffy näherte sich ihm und ihre Brüste berührten ihn am Rücken, als sie ihn umkreiste. Spike spürte ihre Finger, die hauchzart über sein Gesicht strichen und sah das mutwillige Funkeln in ihren Augen.
Doch plötzlich trat ein harter Ausdruck auf ihr Gesicht.
 
Aaaaay... Aaaaay... Aaaaay... Ay Ay Ay todo lo que he hecho por tí Fue una tortura perderte Me duele tanto que sea así Sigue llorando perdón Yo ya no voy a llorar... por tí
 
Bei den letzten zwei Worten drehte sie sich noch einmal um und fixierte ihn mit einem eindeutigen Blick, der deutlich machte, dass sie diese zwei Worte nur für ihn sang. Und er hatte sie verstanden. Egal wie sehr er ihr auch wehtat, sie würde nicht eine einzige Träne wegen ihm vergießen.
 
Noch ehe er sich gefasst hatte und bewegen konnte, war Buffy bereits zwischen den anderen Tänzern verschwunden. Spike wollte gerade hinter ihr her eilen, als ihn die mächtige Hand des Zigeunerbarons aufhielt.
„Ich glaube, ihre Worte waren eindeutig, oder mein Sohn? Lass sie gehen, erzähl mir lieber, wie es dir in den letzten Jahren ergangen ist.“ Spike kämpfte gegen den Impuls an, Buffy zu folgen. Er erkannte an der Stimme Juans, dass seine Worte nicht als Bitte, sondern als Befehl gemeint waren. Und so wandte er sich um und ließ sich an der Seite seines alten Freundes nieder.
 
 „So, und nun erzähl mir, was zwischen dir und Buffy vorgefallen ist.“Juan fixierte ihn mit seinen klugenAugen. Spike hatte sich trotz allemdie vergangene Stunde gut amüsiert undhatte seinem Freund stolz vonseinem neuen Leben erzählt. Juan war zwar nichtsehr begeistert von demruhigen Leben, dass der sonst so wilde junge Mann nunzu leben gedachte,doch andererseits war er froh, ihn dadurch öfter zu Gesichtzu bekommen.
Viele Male hatte er Spike schon gebeten, sich seiner Sippe anzuschließen und es gab keinen seiner Leute, der nicht mit vollem Herzen einverstanden gewesen wären. Vor allem nicht die Frauen, dachte der dunkelhäutige Mann grinsend. Womit seine Gedanken wieder zu der schönen blonden Frau wanderten, die ihm ebensoviel bedeutete wie Spike. Buffy war ihm in anderer Hinsicht sehr ans Herz gewachsen.
Ihr Vater war einer der berüchtigsten Piraten gewesen und hatte schon zu Lebzeiten einen sagenumwogenen Ruf erreicht. Aber er war auch der fairste und gerechteste Mann gewesen, den Juan je kennen gelernt hatte. Und seine Frau war eine wirkliche Schönheit gewesen. Noch heute erinnerte er sich an den Kampf, den sich Hank und er geliefert hatten, als Juan versucht hatte, Joyce für sich zu gewinnen.
Entgegen den üblichen gesellschaftlichen Geflogenheiten war es in den Sippen der Zigeuner durchaus möglich, seinen Mann oder seine Frau zu verlassen. Es galt nicht als anstößig und niemand nahm es demjenigen Übel. Juan musste immer wieder über die geheuchelte Moral der sogenannten besseren Gesellschaft den Kopf schütteln. Man durfte seinen Partner nicht verlassen, aber wenn man ihn mit einer anderen Person hinterging und dem Ehemann Hörner aufsetzte, war das völlig in Ordnung und sogar en vogue.
Doch Joyce hatte sich nicht von ihm beeindrucken lassen. Allerdings erinnerte er sich auch noch an die Standpauke, die sie ihm und ihrem Mann gehalten hatte.
Und eines Tages waren sie mit einem kleinen wunderschönen Baby zurückgekehrt. Juan war sofort vernarrt in Buffy gewesen. Seine Leute begannen sich schon über den Zigeunerbaron lustig zu machen, der stundenlang mit dem kleinen Mädchen Kinderspiele spielte und sich von ihren funkelnden, grünen Augen um den kleinen Finger wickeln ließ. Er hatte miterlebt, wie Hank und Buffy nach dem Tod von Mutter und Frau noch fester zusammenhielten und wie aus dem kleinen quirligen Mädchen eine aufgeweckte und starke junge Frau geworden war.
Nach dem Tod seines Freundes war sie nur noch selten nach Spanien gekommen, doch sie hatte ihn nie vergessen. Auch Moharim war ihm sehr ans Herz gewachsen und er war froh, einen starken und verlässlichen Freund an der Seite seines kleinen Lieblings zu wissen. Als er nun die beiden schwarzen Riesen beobachtete, wie sie von jungen Zigeunerinnen heimlich begutachtet wurden und sich sichtlich unwohl unter den sehr viel kleineren Spaniern fühlten, musste er grinsen. Er kannte Moharim und Soabi schon seit sie auf den Schiffen ihrer jeweiligen Captains gefahren waren, aber nie war ihm die Ähnlichkeit zwischen ihnen aufgefallen. Doch jetzt, wo er sie zusammen sah, war es nicht zu übersehen, dass sie verwandt waren.
Juan wandte sich wieder Spike zu und wartete noch immer auf eine Antwort.
Spike schwieg. Er wusste nicht, wie oder wo er beginnen sollte. Ihm war klar, dass Juan sehr an Buffy hing, denn allein, dass sie hier gesessen hatte und auch Moharim geduldet war, zeigte, dass sie für den Zigeunerbaron etwas besonderes sein musste. Aber wie war es auch nicht möglich, in ihr nicht etwas besonderes zu sehen.
Er selbst konnte an nichts anderes mehr denken, seit dem Moment, als er ihr Schiff angegriffen hatte. Spike schüttelte den Kopf. Nein, eigentlich seit dem Moment, als er sie damals am Grab ihrer Mutter gesehen hatte.
Er wandte sich an den Zigeuner und begann zu erzählen. Juan unterbrach ihn nicht, obwohl es ihn einige Male in den Fingern juckte, seinem Freund die Faust ins hübsche Gesicht zu schlagen. Doch als Spike zu der Stelle kam, an der Angel Buffy ausgepeitscht hatte, krachte die fleischige Hand mit solcher Wucht auf die Armlehne des Sessels, dass diese ächzend nachgab und eine große Delle darin zurückblieb. Juans Augen funkelten und Spike konnte sich ausmalen, was Angel geschehen wäre, wäre es Juan möglich gewesen, Soabi zuvorzukommen. Spike kannte die mentalen Kräfte der Zigeuner und er hatte nicht nur einmal miterlebt, wie Menschen durch das Handlesen oder die ausgesprochenen Flüche beeinflusst worden waren. Zu was dieses tiefgläubige Volk, einmal in Rage gebracht, noch fähig war, mochte er sich gar nicht ausmalen. Spike gab sich einen Ruck und erzählte auch noch den Rest der Geschichte. Dabei achtete er genau auf jede Regung seines Freundes. Dieser saß still und lauschte aufmerksam den Worten des jungen Piraten. Ab und zu überzog ein Stirnrunzeln das Gesicht des Zuhörers, doch er ließ mit keiner Geste erkennen, ob er wütend auf Spike war.
Als dieser geendet hatte, wartete er atemlos auf eine Reaktion Juans.
„Und warum sagst du ihr nicht einfach, dass du Angst hast, sie zu verlieren, wie du deine Schwester verloren hast? Aber ich versteh noch immer nicht, was Hank mit der ganzen Sache zu tun hat?“ Spike wandte sich zu ihm und sah ihm direkt in die Augen.
„Er ist der Mörder meiner Schwester.“ Spike hatte nicht mit der Wut gerechnet, die plötzlich in den Augen des Zigeuners aufglomm. Langsam beugte der sich vor und brachte sein Gesicht nahe an Spikes.
„Wage es nie wieder meinen besten Freund einen Mörder zu nennen, ist das klar?“ Spike zuckte zurück und schluckte schwer.
„Wie kannst du es wagen, zu behaupten, Hank hätte jemals Hand an eine Frau gelegt?“ „Ich habe es nicht so gemeint.“ Spike versuchte, es zu erklären.
„Ich denke nicht, dass es Absicht war, dass er Joyce nicht geholfen hat. Aber wenn er sie nicht zu einem Leben an Bord gezwungen hätte, dann...“ Spike beobachtete erstaunt die Gefühle, die über das Gesicht Juans flackerten.
„Joyce? Joyce war deine Schwester? Hanks Frau war DEINE Schwester?“ Spike wich zwei Schritte zurück und nickte.
„Wie kannst du dann behaupten, dass Hank Schuld an ihrem Tod trug? Er hat sie mehr geliebt, als alles andere auf der Welt und ihr ging es mit ihm genauso. Nein...“ Juan schnitt Spike das Wort mit einer Handbewegung ab.
„Du brauchst nichts sagen. Es ist einfach nicht wahr. Ich habe sie gesehen Spike. Beide. Zusammen. Ich kenne niemanden der sich mehr geliebt hat , als die beiden. Hank hat sie vergöttert, ebenso wie er seine Tochter geliebt hat.“ Der Zigeunerbaron sah Spike fragend an.
„Weißt du, warum mein alter Freund seine Tochter so geliebt hat? Nein? Ich kann es dir sagen. Aus dem Grund, aus dem wir alle sie lieben. Aus dem gleichen Grund, aus dem auch du sie liebst. Weil sie ein Teil der beiden ist. Weil sie ein Teil von IHR ist.“
„Nein!“ Spike stand nun wütend vor dem Mann.
„Ich liebe Buffy nicht, weil sie ein Teil von meiner Schwester ist, oder wie diese aussieht. Sie ist nicht wie Joyce. Meine Schwester war zart und lieb. Buffy ist wild und eine Kämpferin, sie würde niemals aufgeben. Ich liebe sie, weil sie ist wie sie ist.“ Spike stockte bei dem hämischen Grinsen, dass sich auf Juans Gesicht zeigte.
„So, du liebst sie also? Und deshalb willst du sie nicht an deiner Seite haben?“ Wissend nickte er mit dem Kopf.
Spike taumelte zurück und starrte seinen Freund an, als wäre er ein Fremder. Er hatte es sich schon länger eingestanden, dass er Buffy liebte, doch es aus dem Mund eines anderen zu hören, dass war, als hätte ihm jemand einen Eimer eiskalten Seewassers über den Kopf gegossen. Ohne auf das Rufen Juans oder Soabis zu achten, drehte Spike sich um und rannte los.
Seine Füße flogen nur so über den Sand als er in Richtung Hafen und Schiff lief. Er musste es ihr erklären, musste ihr sagen, was ihn dazu bewogen hatte, sie zurückzustoßen. Schweratmend stolperte er die Gangway hoch und schlidderte über das Deck. Gerade wollte er die Treppe unter Deck hinunterstürmen, als ihre leise Stimme ihn aufhielt.
„Spike?“ Er wandte sich um und entdeckte sie nur wenige Schritte von sich entfernt an der Reling.
Buffy hatte gesehen, wie Spike im Laufen auf das Deck gestürmt war und hatte sich erschrocken gefragt, was wohl geschehen sein könnte. Nun drehte er sich zu ihr um und seine Augen funkelten im Mondlicht fast silbern. Mit zwei Schritten war er bei ihr und riss sie in seine Arme. Buffy keuchte erschrocken auf und dann nahm sie nichts mehr wahr, als das Gefühl seiner warmen, festen Lippen auf ihren und seiner Arme, die sich fest um sie schlossen und ihren Körper eng an seinen drückten.
Mit einem Seufzer schloss sie die Augen und schlang ihre Arme um seinen Nacken. Seine Lippen eroberten ihren Mund und sie erwiderte den Kuss auf die gleiche wilde Art. Ihre Zungen spielten miteinander und seine Hände strichen ihren Körper hinauf und hinunter. Sie fuhren unter ihr Hemd und streichelten die zarte Haut. Buffy wand sich unter Spikes Liebkosungen und verlangte schweigend nach mehr. Doch er löste sich schweratmend von ihr und war für einen Augenblick abgelenkt von ihren feuchten Lippen.
„Buffy, ich muss dir etwas sa...“ Er kam nicht weiter, denn Buffy legte ihm einen Finger auf die Lippen.
„Schhh, es ist nicht wichtig. Küss mich, ich will nur, dass du mich küsst.“ Ihr Blick wanderte kurz zu seinen nun vor Erregung dunklen Augen und dann wieder zurück zu seinen Lippen. Langsam beugte sie sich vor und strich mit der Zunge darüber. Wie hätte er solch einer Einladung wiederstehen können? Spike erwiderte ihre Geste und als sie bereitwillig die Lippen öffnete, drang er mit seiner Zunge in ihren Mund ein und erkundete ihn genüsslich.
Buffy drückte sich an den harten Körper vor sich und rieb ihr Becken an seiner mittlerweile harten Erregung. Sie konnte nicht genug bekommen von ihm. Der Duft seiner Haut, der Geschmack seiner Lippen, dies alles ließ sie einfach vergessen, was geschehen war. Nur noch eins war wichtig: Spike zu spüren, zu fühlen. Alles andere verschwand im dichten Nebel der Erregung.
Spikes Hände wanderten über den biegsamen und festen Körper der zierlichen Frau. Er hatte völlig vergessen, was er ihr hatte sagen wollen. Dafür war auch später noch Zeit. Das dringende Bedürfnis ihr nahe zu sein, sie zu spüren und zu schmecken, löschte alles andere in seinem Kopf aus. Sein Mund wanderte zu ihrem Ohr und von da ihren Hals hinunter bis zu ihrem Brustansatz. Er riss kurz an dem Soff und mit einem Knirschen, das beide nicht merkten, gab dieser nach. Buffy atmete scharf ein, als die kühle Nachtluft über ihren entblößten Oberkörper strich. Doch es verwandelte sich in kleine Laute der Lust, als sie kurz darauf Spikes warme Hände und Lippen auf ihren Brüsten spürte. Er drängte sich dichter an sie und knabberte zärtlich an ihrer Brustspitze, während er die andere mit der Hand verwöhnte. Buffy legte ein Bein um Spikes Hüfte und er zog sie noch enger an sich. Seine Hand glitt zu ihrer Wade und strich über die weiche Haut hinauf zu ihrem Oberschenkel. Er ließ sie zwischen ihre Beine wandern und seine Erregung nahm noch zu, als er erkannte, dass Buffy keine Unterbekleidung trug. Kurz schaute er ihr in die Augen und als er das wissende Lächeln in ihren Augen sah, verzog sich sein Mund zu einem lüsternen Grinsen.
Ohne den Blick von ihrem Gesicht zu wenden, stieß er mit dem Finger in sie und sie warf den Kopf zurück und schloss zitternd die Augen. Spike begann seine Finger rhythmisch in ihr zu bewegen und Buffy begegnete jede seiner Bewegungen mit dem Becken.
„Oh, Liebes, ich brauch dich jetzt. So heiß, so bereit. Ich will dich um mich fühlen.“ Buffy sah ihm eine kleine Ewigkeit in die Augen und ein kleines, sinnliches Lächeln spielte um ihre Mundwinkel als sie langsam nickte. Sie schlang auch das zweite Bein um seine Hüfte und stützte sich an der Reling ab. Ihre Hände wanderten seinen Oberkörper hinab und zum Bund seiner, im Moment viel zu engen Hose.
Spike schob ihre zitternden Finger beiseite und öffnete seine Hose. Buffy raffte den Rock hoch und senkte sich auf ihn. Ihr ganzer Körper prickelte vom Haaransatz bis zu den Zehenspitzen, als ihr gesamtes Blut dorthin schoss, wo sie mit Spike vereint war.
Dieser keuchte vor Erregung auf, als er Buffy heiß und eng um sich spürte. Und die endlich eingestandenen Gefühle zu der sinnlichen Frau in seinen Armen ließen ihn das alles noch intensiver fühlen.
Buffy spürte, dass es diesmal anders war. Zwar war da immer noch die körperliche Gier nach dem anderen, doch in Spikes Bewegungen war eine Mischung aus Ehrfurcht und Staunen getreten. Auch der Ausdruck in seinen Augen, welche sie nicht einen Moment losließen, war ein anderer. Neben der deutlich sichtbaren Erregung las Buffy noch etwas anderes in ihnen, hatte jedoch zuviel Angst sich zu täuschen, als dass sie ihn danach gefragt hätte.
Und als er begann sich langsam in ihr zu bewegen, wurden alle anderen Gedanken und Gefühle in ihr auf ein Minimum reduziert und es zählte nichts weiter, als das Feuer, das durch ihre Adern zu fließen schien.
Spikes Blick tanzte über ihr Gesicht, als er sich immer wieder tief in ihr versenkte. Jede Reaktion, jede noch so kleine Veränderung ihrer Gesichtszüge wollte er sich einprägen und diesen Moment auf ewig in seinem Gedächtnis festhalten.
Buffy spürte die zarte Berührung seiner Finger in der Hitze der Leidenschaft erst gar nicht.
Erst als seine Finger über ihre Lippen strichen, öffnete sie die Augen und wunderte sich über das intensive Funkeln in seinen Augen.
Spike sah sie ernst an. Zärtlich strich er über Buffys Lippen und senkte seinen Mund auf ihren. Sanft streichelte er mit der Zunge darüber, und Buffy öffnete ihre bereitwillig.
Wieder spürte sie die kaum merkliche Änderung in Spikes Verhalten. Wo er vorher wild und leidenschaftlich gewesen war, war er jetzt liebevoll und zärtlich. Wenn er ihr nicht erst vor vier Tagen durch seine Worte etwas anderes mitgeteilt hätte, wäre sie bereit zu glauben, dass er sie ebenso liebte wie sie ihn.
Ihre Bewegungen wurden schneller und heftiger. Buffys Atem stockte in ihrer Brust, als Spike sie mit einem letzten, tiefen Stoss über die Klippe schickte und sie Sterne vor ihren Augen tanzen sah. Sie zitterte am ganzen Körper und Spike folgte ihr augenblicklich.
Heftig nach Atem ringend legte er seine Stirn an ihre und ein glückseliges Lächeln erschien langsam auf seinem Gesicht. Buffy hob den Kopf und einen langen Moment schien die Zeit still zu stehen.
„Ich liebe dich.“ Verdammt. Das hatte sie nicht sagen wollen, doch bei seinem intensiven Blick war es ihr einfach heraus gerutscht. Schnell löste sie sich von ihm, als sie sah wie seine Augen sich verdunkelten. Sie zog ihren Rock und ihr Hemd wieder zurecht und wandte sich von ihm ab. Doch seine Hand auf ihrem Arm hielt sie zurück.
„Buffy. Nicht. Wende dich nicht ab, ich muss dir etwas sagen.“ Doch sie schüttelte nur den Kopf und schob sich an ihm vorbei. Mit eiligen Schritten ging sie auf die Stufen zu, die hinunter in die Kajüten führten. Sie brauchte jetzt die Sicherheit einer geschlossenen Tür zwischen ihnen, um in Ruhe über die weiteren Schritte nachdenken zu können. Auf dem Schiff konnte und wollte sie nach ihrem Ausrutscher jetzt nicht mehr bleiben.
Sie hatte die Treppe noch nicht ganz erreicht, als seine leise Stimme sie aufhielt.
„Es tut mir leid, wenn ich dir weh getan habe, Liebes. Das war niemals meine Absicht. Ich habe das nicht so gemeint, ich...“ Buffy winkte ab. Sie hatte Tränen in den Augen. Sie konnte es jetzt nicht ertragen, wenn Spike ihr nach ihren Worten auch noch erklären wollte, wie genau er die Abweisung gemeint hatte. Sie fasste nach dem Griff der Lukentür, doch die nächsten Worte ließen sie erschrocken inne halten.
„Ich würde mir nichts mehr wünschen, als dich ein ganzes Leben und darüber hinaus an meiner Seite zu haben. Ich liebe dich, Buffy. Aber ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren. Egal ob durch einen Unfall, im Kampf oder durch eine Krankheit. Und wenn du an meiner Seite an Bord bleibst, dann werde ich das nicht verhindern können, doch du hast ein solches Leben nicht verdient.“
Mit geweiteten Augen drehte sie sich um und sah Spike ungläubig an. Hatte sie richtig gehört?
„Sag das noch mal.“ Spike stutzte und dann trat ein belustigtes Funkeln in seine Augen.
„Ich will dich nicht verlieren?“ Doch Buffy schüttelte vehement den Kopf.
„Das andere.“
„Ich will dich ein Leben lang an meiner Seite haben?“ Versuchte er es noch einmal mit einem eindeutigen Lachen in seiner Stimme. Wieder schüttelte Buffy ihren Kopf, dass ihre langen Haare nur so flogen und lachte laut auf.
„Nein, das ANDERE.“ Auch Spike lachte nun erlöst auf und breitete bei seinen nächsten Worten die Arme weit aus.
„Oh, warte, jetzt erinnere ich mich, etwas von „Ich liebe dich“ gesagt zu haben?“ Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als Buffy schon in seinen Armen landete.
Stürmisch küssten sie sich und schließlich hob er den Kopf und sah der wundervollen Frau tief in die Augen.
„Ich liebe dich, Buffy. Und ich will für jeden Augenblick dankbar sein, den du an meiner Seite verbringst.“ Verschmitzt lächelte sie ihn an.
„Ihr glaubt doch nicht, dass ihr aus diesem Gelöbnis je wieder herauskommt, oder? Captain?“ „Das will ich gar nicht, obwohl jetzt nachdem...“ „Hey!“ Und mit einem entrüsteten Schnaufen, das halb beleidigt, halb lachend klang, presste sie ihre Lippen auf seine.
Und dann sprachen sie eine lange Zeit gar nicht mehr.
 
Ein paar Monate später
 
Spike schaute durch sein Fernrohr und beobachtete die blonde Frau auf dem anderen Schoner.
Sie stand am Steuer des Schiffes, während die Mannschaft eifrig damit beschäftigt war, das Schiff vor den Wind zu bringen. Eine leichte Brise war aufgekommen und die beiden Schiffe glitten elegant über das Wasser. Spike nahm das Fernrohr vom Auge und grinste in sich hinein. Auch Soabi neben ihm lachte über das ganze Gesicht.
„Sie hat sich gut geschlagen, gestern, nicht wahr Captain?“ Spike klopfte seinem Freund auf die Schulter und lachte laut.
„Ja, das hat sie. Gott, was hätte ich drum gegeben, die Gesichter der Piraten zu sehen, als sie merkten, dass sie von einer Frau angegriffen wurden.“ Doch schnell wurde er wieder ernst.
„Obwohl das viel zu riskant war, was sie gemacht hat. Darüber werde ich allerdings noch ein Wörtchen mit ihr zu reden haben.“ Soabi schüttelte den schweren Kopf und stöhnte bei dem Gedanken laut auf, dass Spike und Buffy schon wieder über dieses Thema stritten.
Jedes Mal, wenn Buffy sich in irgendeine Gefahr begab, lamentierte Spike hinterher stundenlang darüber. Dies artete regelmäßig zu kleineren Streitereien aus, welche dann letztendlich in einer Versöhnung unter Deck endete.
Nach jenem wundervollen Abend in Gesellschaft der Zigeuner waren Moharim und er früh am Morgen am Schiff angekommen. Sie hatte laut singend das Schiff betreten, da sie dem spanischen Sherry doch etwas zu viel zugesprochen hatten.
Gerade als sie unter Deck in ihre Kajüten verschwinden wollten, hatten sie die beiden Gestalten an Deck bemerkt. Soabi hatte seinem Bruder bedeutet, ganz leise zu sein und war an das engumschlungene und tief schlafende Paar herangetreten.
Grinsend hatte er sie einen Moment beobachtet und dann seinen Captain mit der Fußspitze angestupst. Dieser war mit einem Satz angriffsbereit aufgesprungen und hatte sich verwirrt umgesehen. Als er erkannte, wer ihn geweckt hatte, war Spike sichtlich entspannter gewesen.
Moharim hatte mit einem Kopfnicken auf Buffy gedeutet und Spike hatte sie lächelnd auf den Arm genommen und war mit ihr unter Deck verschwunden.
Am darauffolgenden Abend hatten sie eine wundervolle und lautstarke Zigeunerhochzeit gefeiert. Diese galt sicherlich in der geordneten und „zivilisierten“ Gesellschaft nichts, doch für Buffy und Spike bedeutete es mehr als alles andere. Bis tief in den nächsten Morgen hinein hatten sie gefeiert und als Moharim und Soabi am späten Nachmittag an die Kajütentür von Spike klopften, hatten sie ein lautstark streitendes Paar vorgefunden.
Und so war es noch immer. Waren Buffy und Spike einmal nicht einer Meinung, was gelinde gesagt, recht häufig vorkam, so stritten sie lauthals und bewarfen sich gegenseitig mit den schlimmsten Schimpfwörtern. Doch diese Streitereien hielten nie lange an und meistens setzte Buffy ihren Kopf durch. So auch an jenem Nachmittag, als sie Spike dazu gebracht hatte, noch mehr Ladung mitzunehmen und dafür ein weiteres Schiff zu erwerben. Genau jenes Schiff, auf dem die junge Frau nun als Captain befehligte.
Sie waren nur noch ein paar Tage von Boston entfernt und bis auf den gestrigen Angriff des Piratenschiffs hatte sie nicht einmal ein Sturm aufgehalten.
Soabi begab sich an die Seite seines Bruders und lehnte sich in stiller Zweisamkeit neben ihn an die Reling. Entspannt beobachtete er das Treiben an Deck. Ja, so konnte das Leben von nun an immer sein. Er hatte die Menschen in seiner Nähe, die ihm am meisten bedeutete. Sein Captain war endlich glücklich und zufrieden und auch sein Bruder hatte seine immerwährende Sorge um seinen Schützling fast gänzlich abgelegt.
Es sah so aus, als würde das Leben von nun an sehr viel besser werden. Er legte Moharim seine schwere Hand auf die Schulter und beide beobachteten, wie Buffy auf dem anderen Schiff vergnügt die Hand hob und zu ihnen herüberwinkte.
Buffy lachte über das ganze Gesicht, als sie spät am Abend an Bord der ‚Vengeance’ kletterte. Ein Beiboot hatte sie herüber gebracht und nun stand sie mit funkelnden Augen und einem sinnlichen Lächeln vor Spike. Bei ihrem Anblick vergaß Spike, dass er ihr eigentlich eine Standpauke hatte halten wollen. Wortlos zog er sie in die Arme und presste seine Lippen auf ihre.
Ihre Zungen trafen sich und spielten miteinander. Schließlich lösten sie sich schwer atmend voneinander.
Spike lächelte auf Buffy hinunter und beugte seinen Kopf, um sie wieder zu küssen.
„Aber glaub ja nicht, dass du um die Strafe für dein gestriges abenteuerliches Manöver gegen die Piraten herumkommst.“
Buffys Atmen strich über seine Lippen und ihre Stimme bebte vor Erregung.
„Ich kann es kaum erwarten.“
 
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