Alex's Home
  Acception
 

Eine Adaption von "The Others" und AU
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Acception

 

Buffy schlug die Augen auf und gähnte herzhaft. So gut geschlafen hatte sie schon sehr lange nicht mehr. Sie schwang die Beine aus dem Bett und zog sich den Morgenmantel an, um in die Stube zu gehen.

Marie war schon dabei, den Tisch zu decken und Buffy sog gierig den Duft des noch warmen Brotes in sich ein. Ihr Blick fiel auf das Silbertablett und unmerklich versteifte sie sich, als sie den Absender erkannte. Seit ihr geliebter Mann William in den Krieg gezogen war, hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Es ging so weit, dass sie sich schon gar nicht mehr traute, aus dem Haus zu gehen. Jedes Mal hatte sie Angst seine Rückkehr zu verpassen und so hatte sie sich die letzten Monate kaum noch aus dem Haus begeben und wenn dann nur um ein paar Schritte im Garten zu machen.

Dieses Haus bedrückte sie. Es erinnerte sie an die glücklichen Zeiten, die sie hier mit ihrem Mann verbracht hatte. Fast alle Dienstboten waren gegangen, denn Buffy hatte nur allzu bald kein Geld mehr besessen, um sie zu bezahlen. Die meisten Zimmer des großen Hauses waren verschlossen und Buffy hatte die Möbel mit Tüchern verhängen lassen.

Marie war als einzige Angestellte noch da. Sie war ein paar Monate, nachdem William gegangen war, erschienen und trotz des fehlenden Gehaltes geblieben.

Darüber war Buffy sehr glücklich, den Marie kümmerte sich um alles Wichtige, während Buffy sich mehr und mehr in ihre eigene Welt flüchtete. In eine Welt in der sie glücklich lachend mit William durch die Stadt spazierte, oder sie große Gartenfeste feierten.

Nun war der Garten verwildert und die großen Fenster waren mit schweren, dunklen Gardinen verhängt.

Doch Buffy machte all das nichts aus. Es passte zu ihrem Gemütszustand und oft stand sie stundenlang in einem dunklen Raum und starrte tief in Gedanken versunken einfach nur vor sich hin.

Buffy bedachte Marie mit einem zaghaften Lächeln und bedankte sich, als diese ihr Kaffee eingoss.

Einige Minuten später entschloss Buffy sich ihren allmorgendlichen Rundgang durch das Haus zu machen. Doch sie kam nicht weit. Als sie die Tür zum Nebensalon öffnete, stockte ihr vor Schreck der Atem. Hektisch drehte sie sich zu Marie um, die ihr wie immer gefolgt war.

„Wo sind die Gardinen, Marie? Wieso haben Sie sie abgenommen? Und die Möbel, wieso sind sie nicht mehr zugedeckt?“

Die Haushälterin zuckte mit den Schultern und schüttelte verneinend den Kopf.

„Nein, Mrs. Summers. Ich habe nichts getan. Ich weiß nicht wo die Gardinen und Tücher sind.“

Buffy wurde panisch.

„Dann finden Sie sie. Suchen Sie die Sachen und hängen Sie die Gardinen bis heute mittag wieder auf. Nein warten Sie. Geben Sie mir die Schlüssel ich werde mich selbst darum kümmern.“

Buffy nahm den schweren Schlüsselbund entgegen und begann einen Raum nach dem anderen zu durchsuchen. Voller Schrecken musste sie feststellen, dass auch in sämtlichen anderen Räumen die Gardinen abgenommen und Möbel aufgedeckt worden waren.

Es dauerte Stunden, biss sie die Tücher in einer Kammer unter dem Dach endlich fand und erst spät in der Nacht hatte sie es mit Maries Hilfe geschafft, alles wieder so herzurichten, wie es sein sollte.

Erschöpft schlief sie schließlich ein und auch die körperlosen Stimmen in der unteren Etage konnten sie nicht aufwecken.

Buffy wurde am späten Vormittag von den Sonnenstrahlen geweckt, die das Zimmer in ein helles Licht tauchten. Erschrocken sprang sie auf und rief laut nach Marie.

Als diese nicht erschien, eilte Buffy nur im Morgenmantel in die große Küche und fand eine zitternde und leichenblasse Haushälterin vor.

„Marie, was ist hier los?“ Buffy wurde immer ängstlicher zu Mute, als Marie auch noch anfing zu weinen.

„Es sind die anderen. Sie sind gekommen.“ Buffy verstand nicht, was Marie damit meinte.

„Wer ist gekommen? Marie sag schon. Was meinst du. Wer ist da?“

Doch die Haushälterin schluchzte nur noch lauter.

„Sie werden uns davon jagen. Wo sollen wir denn dann hin?“

Buffy wurde es zu bunt und sie packte Marie grob an den Schultern und schüttelte sie.

„Verdammt noch mal Marie. Hör endlich auf zu heulen und sag mir wer uns aus dem Haus werfen will.“

Endlich schien sie zu der älteren Frau durchzudringen, denn sie hörte abrupt auf zu weinen und sah Buffy verschwörerisch an.

„Sie sind es, Mrs. Summers. Die anderen. Aus dem anderen Reich. Sie kommen, um ihr Recht zu fordern, dieses Haus. Sie werden uns vertreiben.“

Buffy hatte langsam genug von wirren Gerede.

„Marie, willst du mir etwa sagen, dass es in diesem Haus spukt? Ich glaube nicht an Geister und lebende Tote, lass dir das gesagt sein.“

Doch die Haushälterin war gar nicht mehr zu beruhigen.

„Verdammt noch mal Marie, hör endlich auf und beruhig dich. Das ist doch alles Unsinn.“

Die Haushälterin hörte auf zu schluchzen und sah Buffy ernst an.

„Sie verstehen nicht, Mrs. Summers. Die anderen lassen sich nicht einfach so vertreiben und wir sind nur zu zweit. Sie werden immer und immer wieder kommen und wenn nicht sie, dann andere. Und es wird immer so weiter gehen, bis wir diesen Ort freiwillig verlassen.“

Sie schniefte noch einmal kurz und stand dann auf.

„Ich werde Jack anrufen. Er wird wissen, was zu tun ist.“ Sie ging aus dem Raum und ließ eine irritierte und verwirrte Buffy zurück. Müde seufzte diese auf und ließ sich auf den Stuhl sinken, auf dem gerade noch die Haushälterin gesessen hatte. Erschöpft legte sie den Kopf auf die Hände. Wenn doch wenigsten William da wäre. Er würde schon wissen, was zu tun wäre. Er wüßte, was sie mit einer verrückt gewordenen und an Geister glaubenden Haushälterin machen sollte. Buffy hätte sie sicherlich hinausgeworfen, doch dann wäre sie allein in dem großen Haus und sie fühlte sich dazu nicht fähig.

Sie verließ die Küche und überlegte kurz, ob sie noch einmal die ganze Arbeit auf sich nehmen sollte, die Gardinen und Tücher wieder an ihren Platz zu bringen, entschied sich jedoch dagegen, weil es ohne die Hilfe Maries so gut wie unmöglich sein würde, das zu bewältigen.

Trotzdem verbrachte sie den halben Tag damit die Tücher zu suchen. Schließlich blieb nur noch ein einziger Raum im Haus übrig.

Einen Moment stand sie unschlüssig an der kleinen Treppe die hoch zum Raum unterm Dach führte. Bruchstücke von Erinnerungen blitzten vor ihren inneren Augen auf, waren jedoch nicht fassbar.

Sie schüttelte den Kopf, um die verwirrenden Gedanken abzuschütteln und stieg die schmale Stiege empor. Vorsichtig legte sie die Hand an den Türgriff und drückte sie auf.

Staub tanzte über den Fußboden, als der Luftzug durch das Zimmer wirbelte. Buffy trat ein und sah sich um. Normalerweise kam sie nicht hier hoch, denn jedesmal beschlich sie ein merkwürdiges Gefühl, wenn sie an der kleinen Holztür vorüberging.

Tatsächlich fand sie die Gardinen und Tücher ordentlich zusammengelegt auf einer Truhe. Sie schob sie herunter und strich mit den Händen die dicke Staubschicht vom Deckel der antiken Truhe. Sie war unverschlossen und langsam hob Buffy den Deckel.

Sie nahm die Männerkleidung heraus und betrachtete sie einen Moment. Hin und wieder lächelte sie bei einer Erinnerung, die sie mit einem Hemd oder einer Jacke verband. Schließlich lag nur noch ein einziges Hemd darin. Ein großer Blutfleck prangte darauf und Buffy traten die Tränen in die Augen. Sie hatten es ihr zusammen mit jenem schicksalshaften Brief geschickt.

Jener steckte zusammengefaltet in der linken Brusttasche des Hemdes und sie nahm ihn vorsichtig heraus. Er war ebenso blutbefleckt wie das Hemd und sie öffnete ihn vorsichtig.

Wieder sah sie sich selbst an dem schicksalhaften Tag, als der Postbote ihr das Paket brachte. Erstaunt hatte sie ihn angesehen, als er sich bei ihr entschuldigte und ihr herzliches Beileid wünschte. Dann hatte sie den Absender auf dem Paket gesehen und ihr war kalt geworden.

Das Militär verschickte keine Pakete, es sei denn es waren die Hinterlassenschaften der Gefallenen, die an die Hinterbliebenen zurückgeschickt wurden. Es hatte sie Stunden gekostet, dass Paket zu öffnen und als sie es dann getan hatte, war sie beim Anblick des blutigen Hemdes in Tränen ausgebrochen. Den Brief musste ihr Mann geschrieben haben, als er wusste, dass er nicht mehr lange leben würde. Er hatte ihr all das gesagt, was er ihr immer hatte sagen wollen und ihr geschrieben, sie solle ihr Leben weiterleben und nicht zurückblicken. Verzweifelt hatte sie versucht Kontakt mit einem seiner Befehlshaber aufzunehmen, doch man hatte ihr nur mitgeteilt, dass man nicht wüsste, wo sich die Leiche ihres Mannes befinde und ob man ihn überhaupt gefunden hatte.

Tränen rannen über Buffys Wangen, als sie an all das zurückdachte. Doch dann raffte sie sich auf und schloss die Truhe wieder.

Plötzlich hörte sie hinter sich ein leises Flüstern und zuckte erschrocken zusammen. Hastig drehte sie sich um, in der Erwartung Marie hinter sich zu finden, doch niemand war zu sehen. Sie dachte schon, sie hätte sich die Stimme nur eingebildet, als sie sie wieder hörte, diesmal links von sich.

„Schatz, lass mich gehen. Bitte. Es kann so nicht weiter gehen.“

Ihr Herz schien einen Moment still zu stehen und nur ein einziges Wort kam über ihre Lippen.

„Spike?“ Sie benutzte seinen alten Spitznamen, den ihm seine Freunde in der Arme gegeben hatten, weil er so hervorragend mit dem Bajonett umgehen konnte.

„Liebes, wir müssen beide Ruhe finden. Was geschehen ist ist geschehen. Wir können es nicht ändern. Lass mich endlich gehen und finde deinen Weg.“

Buffy blinzelte, doch sie konnte niemanden erkennen. Noch eine Weile starrte sie vor sich hin und versuchte zu lauschen, doch sie hörte nichts als das Summen der Fliegen und das Klopfen unten an der Haustür. Genau dies war es auch, welches sie aus ihrer Trance holte.

Sie eilte die Treppen hinunter und traf unten in der Halle auf Marie, die mit einem fremden Mann sprach. Er war groß und breitschultrig, doch seine Augen hatten einen milden Ausdruck.

„Oh, Mrs. Summers. Dies ist der alte Jack O’Nelly. Ich habe ihn hierhergebeten, sie wissen schon.“ Sie machte eine theatralische Pause.

„Wegen der anderen.“ Buffy verdrehte die Augen und wollte gerade etwas darauf erwidern, als sie sich an die Stimme oben im Zimmer erinnerte. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, einen Mann im Haus zu haben. Er nickte ihr zu und drehte sich dann zur noch offenen Haustür um.

Auf ein Zeichen traten noch eine ältere Frau und ein jüngeres Mädchen ein, die Buffy ebenfalls nicht kannte.

„Ich hoffe Sie haben nichts dagegen, Mrs. Summers, dass ich die beiden auch mitgebracht habe. Das sind meine Schwester Sally und meine Nichte Lucy. Sie können Ihnen im Haushalt helfen.“

Buffy hatte kurz das Gefühl, als würde der Mann ihrer Haushälterin heimlich zuzwinkern, doch sie tat es schnell als Hirngespinst ab und nickte zustimmend.

„Das ist in Ordnung, ich kann Ihnen jedoch kein Gehalt zahlen, denn wir haben so gut wie keinen Penny mehr übrig.“ Fast erwartete sie, dass die drei sich umdrehen und gehen würden, doch die Frau lächelte nur freundlich.

„Das macht doch nichts, meine Liebe. Es reicht völlig wenn wir ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit am Tag haben.“ Auch die Nichte lächelte zaghaft und Buffy war froh darüber wieder etwas Leben in dem großen Haus zu haben.

Einige Tage vergingen in eintöniger Langeweile, ohne dass sich etwas Derartiges wie das mit den Gardinen wiederholte. Buffy war noch einige Male an der kleinen Tür vorbeigegangen, hatte sich jedoch nicht getraut, sie zu öffnen.

Sie war gerade dabei die Betten zu machen, als sie wieder die Stimme hörte. Sie schien nach ihr zu rufen und Buffy fühlte sich wie magisch von ihr angezogen. Plötzlich hörte sie Klaviermusik aus dem Musikzimmer und in der Erwartung einer der weiblichen Angestellten dort vorzufinden, ging sie den Klängen nach, die ihr irgendwie vertraut vorkamen.

Mit einem Ruck öffnete sie die Schiebetür, doch im selben Moment verstummte die leichte Weise und in diesem Augenblick erinnerte Buffy sich wieder, woher sie sie kannte.

„Spike?“ Ihr Mann hatte sie manchmal gespielt, wenn sie nach dem Essen zusammen in diesem Zimmer gesessen hatten. Diese Weise war nur für ihre Ohren bestimmt gewesen, und er hatte sie nie vor Gästen gespielt, sondern immer nur wenn sie ganz allein waren.

„Spike? Bist du das?“ Verzweifelt lauschte sie in die Stille hinein, doch sie konnte nur die täglichen Geräusche des Hauspersonals in den entfernten Räumen der Küche wahrnehmen. Traurig drehte sie sich um, als sie dich neben ihrem Ohr einen Luftzug wahrnahm und dann seine Stimme direkt neben sich hörte.

„Buffy, bitte. Lass mich doch endlich gehen. Ich liebe dich, werde es immer tun, aber du musst endlich loslassen und zur Ruhe kommen. Bitte, ich flehe dich an. Zwing mich nicht dazu, dich vertreiben zu müssen. Geh selbst!“ Buffy drehte sich hastig zur Stimme um, doch wieder war niemand zu sehen. Ein kalter Schauer durchfuhr sie und dann hatte sie das Gefühl als würde jemand an ihr zerren.

Genauso schnell, wie das Gefühl erschienen war, war es auch wieder verschwunden und es blieb nichts zurück, als Stille. Buffy schluchzte verzeifelt auf und lief die Treppen hoch in ihr Zimmer. Sie verschloss die Tür und warf sich auf ihr Bett. Weinend stammelte sie immer wieder seinen Namen und ihr Herz schmerzte vor Sehnsucht. Wieder und wieder hörte sie seine verzweifelten Worte und schließlich schlief sie weinend ein.

 

Ein markerschütternder Schrei weckte sie und mit einem Ruck setzte sie sich auf. Erst dachte sie, sie hätte sich das nur eingebildet, doch dann hörte sie die lauten und aufgeregten Rufe des Personals in den unteren Räumen. Schnell stand sie auf und lief die Treppe hinunter. In der Eingangshalle stand Marie und schluchzte und schrie. Buffy sah sich panisch um und was sie dann erblickte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Jack stand in der Eingangstür und zielte mit einem Gewehr auf die Haushälterin.

„Wir werden jetzt gehen, ist das klar?“ Er sah zu Buffy hin und sein Gewehr richtete sich auf sie. Erschrocken wich sie ein paar Schritte zurück.

„Was, was soll das? Was ist hier los?“ Sie drehte sich um, als sie ein lautes Krachen aus dem Wohnzimmer hörte.

„Wir werden jetzt gehen. Es ist an der Zeit, ihnen das Haus zu überlassen.“ Der Mann deutete mit dem Gewehr in Richtung des Wohnzimmers.

„Jack, wir werden nicht gehen, dies ist mein Haus und ich werde es bestimmt nicht irgendwelchen Hirngespinsten überlassen.“ Sie zuckte zusammen, als der Lärm und die Stimmen im Nebenraum lauter wurden.

„Hört sich das für sie an wie Hirngespinste? Wir haben kein Recht hier zu bleiben. Entweder Sie kommen jetzt mit, oder wir gehen ohne Sie. Entscheiden Sie sich jetzt. Ich werde mich mit denen bestimmt nicht anlegen.“ Er machte ein paar Schritte in Richtung der Haustür und drehte sich ein letzes Mal um.

„Kommen Sie?“ Als Marie nur den Kopf schüttelte, sah er noch einmal traurig in Buffys Richtung und drehte sich dann endgültig um.

„Dann kan ich es auch nicht ändern.“ In genau dem Moment, als er nach draussen trat, schlugen die Fensterläden zu und das Gekreische neben an wurde noch lauter. Buffy schrie vor Schreck auf und stürmte auf die Haustür zu, die sich hinter Jack O’Nelly schloss. Verzweifelt versuchte Buffy sie zu öffnen, doch sie bewegte sich keinen Millimeter.

Panisch drehte sie sich zu Marie um.

„Was ist hier los? Marie? Was passiert hier?“ Doch diese sah nur ängstlich in die Richtung aus der der Lärm kam und flüsterte verzweifelt immer wieder die selben Worte.

„Wir sind verloren. Sie werden uns finden.“ Buffy reichte es nun endgültig und sie riß die Tür zum Wohnzimmer so schnell auf, dass sie an die Wand schlug. Entsetzt starrte sie auf die Personen, die um den großen Tisch saßen und sich an den Händen hielten.

William, ihr geliebter Mann, saß mit einer jungen blonden Frau und einer alten, wie eine Zigeunerin gekleideten Frau, am Tisch. Kerzen waren im ganzen Raum verteilt und die alte Frau murmelte immer wieder Worte in einer fremden Sprache.

„Spike, oh Gott, Spike? Bist du es wirklich? Wie, wie kann das sein? Ich dachte du wärst tot?“

Sie sah wie der Mann den Kopf hob und mit weit aufgerissenen Augen an ihr vorbei an die Wand starrte.

„Ich kann sie hören. Sie spricht zu mir. Was soll ich ihr sagen?“ Die Zigeunerin öffnete die Augen und unterbrach für einen Moment ihren Singsang.

„Sagen Sie ihr, was passiert ist. Sie kann nur gehen, wenn sie es akzeptiert, sonst wird sie ewig hier bleiben.“ Buffy sah, wie Spike einen Moment die Hand der jungen Frau drückte und sich dann wieder in ihre Richtung drehte.

„Buffy. Ich bin dir nicht böse, für das was du getan hast. Ich verzeihe es dir, aber du musst nun endlich loslassen, damit wir beide Frieden finden. Dies ist nicht mehr dein Haus und auch nicht mehr deine Welt. Du musst gehen. Ich weiß, dass du es nicht ertragen hast, als sie dir sagten ich sei tot. Du konntest nicht wissen, dass es nur eine Falschmeldung war, doch du hättest das nicht tun dürfen. Wie konntest du einfach so aufgeben? Wie konntest du es mir antun, dich beerdigen zu müssen. Unser Leben hätte so schön werden können, doch du hast dich für den anderen Weg entschieden. Ein Weg, von dem es keine Rückkehr gibt. Also, geh endlich und lass wenigstens uns leben.“

Buffy keuchte auf, als sie begriff, was er versuchte ihr mitzuteilen und endlich fiel ihr alles wieder ein. Sie hatte nach tagelangem Warten aufgegeben. Sie hatte einfach nicht mehr in einer Welt leben wollen, in der ihr geliebter William nicht mehr existierte. Mit den Schlaftabletten war es ganz einfach und schmerzlos gewesen und sie hatte danach einfach alles vergessen.

„Nein!“ Ihr Schrei hallte so laut durch den Raum, dass die Gläser auf dem Tisch und die Spiegel an der Wand barsten. Die drei Lebenden am Tisch duckten sich, um dem Glasregen zu entgehen.

„Nein! Diese Haus gehört mir. Du wirst nicht glücklich mit einer anderen Frau in unserem Haus leben. Ich werde nicht gehen, hörst du? Nie!“ Sie packte das Bücherregal und warf es um, sie wütete wie eine Furie und schrie ihr ganzes Leid hinaus.

Die Zigeunerin packte panisch alle Utensilien zusammen und erklärte dem ängstlichen Pärchen, dass es nicht möglich sei einen solch bösartigen Geist zu vertreiben und sie auch auf das Honorar verzichten würde.

Lange nachdem die drei Menschen das Haus in Panik verlassen hatten, hockte Buffy noch in einer Ecke des Zimmers und schaukelte verzweifelt vor und zurück.

„Ich werde unser Haus nicht verlassen. Es ist unser Haus!“ Immer und immer wieder wiederholte sie die Worte und so fand Marie sie Stunden später vor. Vorsichtig ließ sie sich neben der Frau auf den Boden sinken und streichelte ihr liebevoll über den Kopf. Buffy ließ diesen in den Schoss der älteren Frau sinken und schluchzte hemmungslos vor sich hin.

„Es ist ja gut. Alles wird nun gut. Für jeden von uns kommt irgendwann die Zeit, das Unvermeidliche zu akzeptieren.“ Buffy beruhigte sich nach und nach und schlief schließlich völlig erschöpft ein.

 

Am nächsten Morgen stand Buffy am Fenster des Obergeschosses und sah hinunter auf den Kiesweg. Der blonde Mann und die junge Frau packten gerade die letzten Gepäckstücke ein und Buffy konnte die Worte der Frau hören, als diese noch einmal das Haus betrachtete und dann in den Wagen stieg.

„Spike ich werde nicht in einem Haus leben, in dem deine verstorbene Frau spukt. Das kannst du nicht von mir erwarten.“ Spike schüttelte den Kopf und stieg auf der Fahrerseite ein. Buffy hatte das Gefühl, als würde sein Blick noch einmal mit Bedauern über die Hausfront schweifen, doch dann setzte sich das Fahrzeug in Bewegung und verschwand hinter der ersten Kurve nach der Ausfahrt.

„Machen Sie sich nichts daraus, Mrs. Summers. Es werden noch andere kommen. Einige werden ein wenig länger bleiben, einige werden ebenso schnell verschwinden, wie diese beiden. So ist es schon immer gewesen und so wird es auch immer sein. Daran konnte ich nichts ändern, als ihre Familie vor Jahrzehnten hier einzog und sie werden auch nichts daran ändern.“ Sie tätschelte leicht die Schulter der jüngeren Frau und legte den Arm um diese, um sie vom Fenster wegzuziehen.

„Wie wäre es mit einer guten Tasse Kaffee? Lucy wird langsam immer besser.“

Ohne ein Gefühl des Bedauerns drehte Buffy sich um und folgte der Haushälterin ins Wohnzimmer. Mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht registrierte sie die schweren Gardinen vor den Fenstern und die Tücher, die die Möbel vor den Spuren der Zeit bewahren sollten.

„Sagen Sie Marie? Woran ist Lucy gestorben?“

 

The End

 
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