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  The artist's license
 

The artist's license

Brian wusste, dass selbst für ihn diese Ausrede absolut lächerlich war, aber auf die Schnelle war ihm keine andere eingefallen.
Und so hatte er kurzerhand Adam Lyons in New York angerufen und dieser hatte sich wirklich gefreut, ihn wiedersehen zu können. Natürlich hatte der das, schließlich war er Brian Kinney.
Brian starrte aus dem kleinen Fenster des Flugzeugs hinunter auf die Wolkendecke. Er wusste selber nicht, warum er unbedingt in den Flieger hatte steigen müssen.
Doch als Lindsey ihm erzählt hatte, das Justin seine erste Ausstellung haben würde, hatte er das dringende Bedürfniss gefühlt, bei ihm zu sein. Er lächelte zynisch vor sich hin. Das war einfach lächerlich. Er wusste, dass Justin ihn nicht brauchte. Er kam wunderbar ohne Brian zurecht. Besser als der es sich erhofft hatte. Aber hatte er wirklich geglaubt, dass Justin nach ein paar Wochen wieder zurückkommen würde?
Tagelang hatte er über eine Ausrede nachgedacht, um nach New York fliegen zu können. Und schließlich war ihm Lyons eingefallen. Als er Cynthia gesagt hatte, dass er für einen eventuellen Kunden ein paar Tage nach New York fliegen würde, hatte diese ihn nur wissend angelächelt. Doch sie hatte kein Wort verloren und ihm einen Flug für den nächsten Tag gebucht.
Während Ted und Emmet im Diner über Justins Erfolg redeten, hatte er selbst sich völlig gleichgültig gezeigt, obwohl er das alles schon längst wusste.
Debbie hatte, als Brian aufgestanden war, ihm zugezwinkert und leise ihm Vorbeigehen „Gib Sunshine einen Kuss von mir.“ geflüstert.
Emmet hatte es jedoch gehört und schnell das Thema gewechselt.
Brian warf einen Blick zu seinem Sitznachbarn und zog eine Grimasse. Warum musste er auch neben diesem schwitzenden und laut schnarchenden Typen sitzen? Und wieso mussten ihn eigentlich alle wie mit Samthandschuhen anfassen, seit Justin weg war?
Selbst Hunter unterließ seine blöden Sprüche, wenn Brian in der Nähe war.
Egal, wie oft er auch versicherte, dass es ihm gar nichts ausmachte, das Justin in New York war, die anderen schienen ihm nicht zu glauben.
Und er glaubte sich ja im Grunde selbst nicht. Er vermisste den Kleinen und verschlang jede noch so winzige Nachricht über ihn.
Aber etwas ausmachen? Nein, das tat es nicht. Schließlich waren sie sich einig gewesen, hatten sich beide dazu entschlossen, ein Leben ohne gegenseitige Zwänge zu leben. Sie waren verflucht noch mal schwul.
Brian lehnte den Kopf an die Rückenlehne seines Sitzes und schloss die Augen.
Er erinnerte sich noch gut an den Moment, als er begriffen hatte, dass Justin wirklich gegangen war.
Es war nicht der Moment gewesen, als er morgens aufgewacht war und erstaunt festgestellt hatte, dass Justin gegangen war, ohne Lebewohl zu sagen. Die Nacht zuvor war Abschied genug gewesen.
Und es war auch nicht der Augenblick gewesen, als er Nachts von dem Tanz mit Michael im zerstörten Babylon nach Hause gekommen war.
Es war einige Tage später gewesen, als er zufällig Justins Zeichenmappe im Kleiderschrank gefunden hatte. Sekundenlang hatte er einfach nur dagestanden und auf die Mappe gestarrt. Dann hatte er sich auf sein Bett gesetzt und in einem pathetischen Anfall von Romantik mit der Hand darüber gestreichelt, bevor er sie geöffnet hatte.
Sie war leer gewesen.
Und Brian hatte mit einem Schlag begriffen, dass Justin tatsächlich gegangen war und nicht vorhatte, zurück zu kommen.
Brian seufzte erneut. Warum genau flog er dann eigentlich nach New York?
‚Ich will nur sicher gehen, dass es ihm gut geht und er Erfolg hat.’ Brian zog eine Grimasse ob dieser Selbsttäuschung. Er vermisste Justin, so einfach war das. Aber um nichts in der Welt würde er das jemals zugeben.
Er schüttelte den Kopf und begegnete dem Blick des gutaussehenden Mannes, der zwei Reihen vor ihm saß und nun augenscheinlich auf dem Weg zur Bordtoilette war. Im Vorbeigehen warf er Brian einen einladenden Blick zu. Dieser sah ihm einen Moment hinterher, bevor er grinsend aufstand und ebenfalls langsam auf die Toilette zusteuerte.
 
****
Justin stand neben Caithlin und beobachtete, wie sie eines seiner Gemälde studierte. Es war eine Kopie des „davongehenden Mannes“, welches er Lindsey und Melanie zum Abschied geschenkt hatte. Nur hatte er diesmal blaue und grüne Farbtöne verwendet.
Gespannt wartete er auf Caithlins Urteil und als sie ihn anlächelte, entschlüpfte ihm eine kleiner Seufzer der Erleichterung.
„Na, was denn? Hast du wirklich daran gezweifelt, dass ich es mögen würde?“ Sie grinste ihn an und er gab ihr einen Klaps auf den Arm.
Caithlin war diejenige gewesen, die sich seiner angenommen hatte, als er in New York angekommen war. Sie hatte ihn, im Auftrag der Galerie, vom Flughafen abgeholt und er hatte sie sofort gemocht. Ein wenig erinnerte sie ihn an Lindsey, nur dass sie mit ihren wilden, dunklen Locken völlig anders aussah und ein paar Jahre älter als Lindsey war.
Da er nicht gewußt hatte, wo er hin sollte und sich das Studentenzimmer, welches er sich gemietet hatte, einfach nur grauenhaft war, hatte Caithlin sich bereit erklärt, ihn bei sich aufzunehmen.
Mittlerweile wohnte er schon sechs Monate bei ihr und ihrem Mann Jeff. Im Gegensatz zu Caithlin, welche mit Leib und Seele Galeristin war, zeigte Jeff keinerlei Interesse an Kunst. Die beiden scherzten oft darüber, dass genau dies der Erfolgsgarant für ihre dreißigjährige Ehe wäre.
Beide waren sehr um Justin bemüht und er hatte sie schon damit aufgezogen, dass er kein Kinderersatz sei und sie auf Enkel warten müssten. Soweit er wusste, hatten die beiden einen Sohn und eine Tochter, die jedoch irgendwo in anderen Staaten lebten.
Das jedoch hielt vor allem Caithlin nicht davon ab, sich auch weiterhin für Justin verantwortlich zu fühlen.
 
Am nächsten Tag stand Justin in einer Ecke des Raumes und beobachtete die Menschen um sich herum. Er hatte nicht damit gerechnet, dass seine erste Ausstellung solch ein Erfolg werden würde, auch wenn Caithlin ihm das immer wieder versichert hatte.
Trotzdem blieb eine gewisse Traurigekeit vorhanden, denn bis auf Caithlin und den Direktor der Galerie kannte er keinen einzigen der Besucher.
In Pittsburgh waren sie immer alle da gewesen. Seine Mom, Lindsey, Melanie, Daphne und vor allem Brian. Obwohl er immer behauptete hatte, sich nicht dafür zu interessieren und nur wegen der anderen Männer zu kommen, war Brian doch jedes verfluchte Mal auf seinen Ausstellung erschienen. Und wenn es nur war, um kurz Justins Bilder zu betrachten und dann mit irgendeinem Kerl in einem leeren Raum zu verschwinden.
Justin lächelte bei der Erinnerung und seufzte dann wehmütig. Es war die richtige Entscheidung gewesen, hierher nach New York zu kommen. Er hätte es sich und vor allem Brian nie verziehen, wenn er es nicht getan hätte. Und doch...
Justin schnitt eine Grimasse und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Caithlin neben sich zu, die begeistert darüber sprach, wieviele Besucher erschienen waren.
Plötzlich bermerkte er die Person, die vor seinem „davongehenden Mann“ stand und völlig in dessen Betrachtung vertieft zu sein schien.
Die Bewegungen und die Kopfhaltung hätte er überall wieder erkannt.
Justin entschuldigte sich bei Caithlin und eilte auf genau den Menschen zu, den er hier am wenigsten erwartet hatte.
„Mom?“
Jennifer drehte sich um und als sie ihren Sohn auf sich zukommen sah, erhellte ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht.
„Justin. Wie schön dich zu sehen. Ich wollte mich gerade bei dem Direktor nach dir erkundigen.“
Justin lachte und schloss seine Mutter in die Arme. Wie sehr hatte er sie vermisst und wie glücklich war er, dass sie tatsächlich zu seiner ersten Austellung gekommen war.

Nicht viel später saßen Justin und Jennifer in einem kleinen Cafe unweit der Galerie und tranken genüßlich einen Kaffee, während sie Neuigkeiten aus ihrem Leben austauschten. Jennifer bemerkte sehr wohl, dass ihr Sohn jede noch so kleine Neuigkeit aus Pittsburgh wie ein Schwamm aufsog, jedoch nicht ein einziges Mal nach Brian fragte.
Sie saßen fast schon eine Stunde im Cafe als Jennifer das erste Mal seinen Namen erwähnte. Nichts Wichtiges, einfach nur so nebenbei. Und doch war Justins Anspannung sofort spürbar. Unwillkürlich lächelte er und als hätte er nur darauf gewartet, begann Justin sie auszufragen.
Schließlich seufzte er und sprach das aus, was er sonst niemanden anvertraut hätte.
„Ich wünschte, er wäre hier und könnte die Ausstellung sehen.“
Skeptisch sah Jennifer ihn an und Justin grinste, bevor er sich verbesserte.
„Ok, ich wünschte er wäre hier und könnte mich sehen.“
Beide lachten und als sie schließlich nebeneinander zurück zur Galerie gingen, war es fast so, als wären sie wieder in Pittsburg und beinahe erwartete Justin, dass jeden Moment jemand aus seiner „Familie“ um die Ecke biegen würde.
Sie verabredeten sich für den nächsten Morgen, denn Jennifer musste am Nachmittag schon wieder zu Hause sein, da Molly dann von ihrem Vater zurückkommen würde.
Einen Augenblick entstand ein etwas unangenehmes Schweigen zwischen ihnen, wie es immer war, wenn der Name von Justins Vater fiel, doch schließlich zuckte Jennifer mit den Schultern, nahm ihren Sohn in den Arm und versuchte ihn zu trösten.
„Mach dir nichts draus. Du weißt doch wie er ist. Und wenigstens kannst du von dir behaupten,dass du es aus eigener Kraft geschafft hast.“
Noch einmal drückte sie ihn fest an sich, bevor sie sich von Justin löste und ihm kurz über die Wange strich.
Justin lächelte gequält, doch dann gab er seiner Mutter einen Kuss auf die Wange und wandte sich zur Galerie um. Bevor er den Eingang erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um und sah, dass seine Mutter ihm nachschaute.
Das strahlende Lächeln kam auf sein Gesicht zurück und er hob grüßend die Hand. Auch seine Mutter lächelte und erwiderte den Gruß, bevor sie sich ebenfalls abwandte und davonging.
 
Kaum hatte Justin die Galerie betreten, stürzte Caithlin auf ihn zu.
„Wo bist du denn nur gewesen? Ich muss dringend weg. Mein Sohn ist am Flughafen und wartet darauf, dass ich ihn abhole. Du musst also hierbleiben und nachher die Galerie zuschließen. Mr. Cassov ist schon vor einer halben Stunde gegangen. Wir sehen uns dann nachher zu Hause.“ Noch bevor Justin etwas erwidern konnte, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und war verschwunden.
Grinsend sah Justin ihr einen Moment nach, bevor er sich in der nun stillen Galerie umsah. Nur noch sehr wenige Besucher betrachteten noch die ausgestellten Werke.
Langsam ging er die Bilder ab und freute sich zu sehen, dass mehr als die Hälfte seiner Werke verkauft waren. Vor dem ‚Davongehenden Mann’ blieb er eine Weile stehen und wieder fragte er sich, ob je irgendjemand bemerkt hatte, dass es sich bei diesem Mann um Brian handelte.
Er hatte damals eigentlich etwas völlig anderes malen wollen und dieses Bild während der Zeit, in der er sich von Brian getrennt hatte begonnen, als er in seiner eigenen kleinen Wohnung gelebt hatte. Doch er hatte sich entschieden, den davongehenden Mann zu malen, als er wusste, dass er nach New York gehen würde. Es war eine Art Abschied von Brian gewesen, eine Art inneren Lösens, doch er hatte dieses Bild gebraucht, um sich auch wirklich sicher zu sein, das Richtige zu tun. Nun kam es ihm vor, als läge diese Zeit schon ewig zurück, so viel war seit dem passiert. Er lachte laut auf, als er sich vor allem die Hochzeitsvorbereitungen mit Brian in Erinnerung rief. Beim lauten Klang seines etwas wehmütig Lachens tauchte er wieder aus seiner Versunkenheit auf. Er schaute sich um, doch auch die allerletzten Besucher hatten die Galerie schon vor einer ganzen Weile verlassen.
Schließlich suchte Justin seine Sachen zusammen, löschte das Licht, schloss ab und machte sich auf den Weg nach Hause.
Er bemerkte nicht die Gestalt, die ihm von der anderen Straßenseite aus sehnsüchtig hinterhersah und auch noch einige Zeit, nachdem Justin nicht mehr zu sehen war, dort stand und gedankenversunken vor sich hin starrte.
 
Brian hatte hin und her überlegt. Schließlich hatter er die Galerie betreten, doch nach nur wenigen Minuten war ihm klar gewesen, dass Justin nicht da war. Er hatte sich kurz mit der Galeristin über den Künstler unterhalten, jedoch nicht zu erkennen gegeben, dass er diesen besser als jeder andere kannte. Als Justin zurückgekommen war, waren einfach zu wenig Besucher in der Galerie gewesen und irgendwie hatte er eine Konfrontation mit Justin gescheut. Er zog eine Grimasse und verfluchte sich seiner eigenen Unsicherheit wegen. Ein Brian Kinney war nicht unsicher und schon gar nicht scheute er irgendetwas.
Vor allem nicht, wenn er dieses Etwas, oder besser diesen Jemand begehrte. Und doch stand er hier und hatte Justin nicht angesprochen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte.
Er entschloss sich, die Galerie morgen zu besuchen und wandte sich um, um in einemClub noch etwas zu trinken.
 
„Hey, ich bin wieder da und hab auch abgeschlossen. Hast du deinen Sohn vom Flughafen abgeholt, oder wartet der Arme noch immer...“ Justin verhielt mitten im Gehen und starrte den jungen Mann am Tisch einfach nur an. Caithlin drehte sich lachend zu Justin um und stand dann auf.
„Hey, da bist du ja endlich. Darf ich dir meinen Sohn vorstellen?“ Sie nickte in Richtung des Mannes.
„Sam, das ist Justin, er wohnt vorübergehend hier. Justin, das ist mein Sohn Samuel.“
Doch Justin war zu keiner Anwort fähig. Der Mann vor ihm war schön. Anders konnte Justin es einfach nicht beschreiben.
Sam stand auf und hielt Justin die Hand entgegen, die dieser automatisch ergriff und schüttelte. Das brachte ihn halbwegs wieder zu Verstand und er lächelte.
„Dann hat sie dich also nicht gleich wieder in den nächsten Flieger zurückgesetzt? Das hatte sie nämlich eigentlich vor.“ Ein freches Grinsen erschien auf Justins Gesicht, als er sah, dass Caithlin ihm eindeutige Zeichen machte, bloss nicht mehr zu verraten.
Allerdings schien das Sam nicht im Geringsten zu stören, denn er grinste nun ebenfalls.
„Habe ich mir schon fast gedacht. Immerhin hat sie mich jetzt schon fast ein halbes Jahr hingehalten.“ Er drehte sich zu seiner Mutter um.
„Oder wolltest du nur nicht, dass ich Justin kennenlerne?“
Er sah dem blonden Mann vor sich in die Augen.
„Sie hat nämlich Angst ich könnte homosexuell werden, so wie Jack.“
Als Sam den erstaunten Ausdruck in Justins Augen sah, lachte er laut.
„Jack ist meine Schwester Jackie. Hat meine Mom etwa nie erwähnt, dass sie eine Lesbe ist?“
Betreten räusperte sich Caithlin und hob gerade an, um sich zu entschuldigen, als ihr Mann hereinkam.
„Oh, du hast also unseren Sohn schon kennengelernt, ja? Ich hoffe, er hat dich mit seiner Direktheit nicht erschreckt.“
Justin war verwirrt. Caithlin hatte ihm nie viel über ihre Kinder erzählt und er wusste nicht wirklich wie er mit Sams Spott umgehen sollte. Also entschloss er sich für die Offensive.
„Nein, hat er nicht. Er hat mir nur klargemacht, dass ich keinerlei Chancen bei ihm habe. Was für eine Verschwendung.“
Hatte Justin erwartet, Sam mit seinen Worten irgendwie geschockt zu haben, dann wurde er im nächsten Moment eines Besseren belehrt.
„Tja, tut mir leid, man. Aber wer weiß, hätte mir jemand mit vierzehn gesagt, dass es auch so süße Typen wie dich gibt, dann hätte ich mir meinen ersten Kuss mit der dicken Angie vielleicht noch einmal überlegt.“
Bei dem verdutzten Gesichtsausdruck auf den Gesichtern der anderen, begann er lauthals zu lachen und schlug dann Justin spielerisch auf die Schulter.
„Kleiner Scherz. Ich bin so hetero, mehr geht gar nicht.“
Nun lachte auch Justin, doch so ganz wollte die kleine Stimme in seinem Inneren, die sich verdächtig nach Brian Kinney anhörte, nicht versstummen.
‚Es gibt nur zwei Arten von Heteros, die einen hassen dich offen und die anderen hassen dich hinter deinem Rücken.’
Allerdings konnte er in den Augen des Mannes vor sich keinerlei Falsch entdecken, sondern nur ehrliches Interesse. Also schob Justin die kleine Stimme für den Moment in den hintersten Winkel seines Gehirns und ließ sich auf einem Stuhl nieder, um mit den anderen zu essen. Schließlich waren auch Caithlin und Jeff nicht so, wie Brian immer behauptet hatte. Im Gegenteil, sie hatten ihn mit offenen Armen empfangen und ihm in dieser riesigen Stadt geholfen, zurecht zu kommen.
 
Es wurde ein angenehmer Abend, während dessen Sam von seinen Reisen als Reporter erzählte. Und trotz der ab und zu einfach so dahingeworfenen Sticheleien über Homosexualität, hatte Justin niemals das Gefühl, sie wären böse gemeint oder gegen ihn selbst gerichtet. Es war vielmehr ein liebevolles Aufziehen seiner Mutter, die jedesmal bei einer solchen Bemerkung knallrot anlief, unsicher zu Justin sah und ihren Sohn dann ungehalten ermahnte, doch nicht so einen Mist daher zu reden.
 
Viel später in der Nacht saß Justin an seinem Zeichentisch und sein Bleistift huschte über das Papier. Die ganze Zeit hatte es ihn schon in den Fingern gekribbelt, Sams Gesicht auf Papier zu bannen, doch wirklich zufrieden war er nicht mit dem Ergebnis. Irgendwie schaffte er es nicht die Schönheit des Mannes einzufangen. Schließlich gab er es frustriert auf und legte sich ins Bett.
Der Gedanke an Brian und die wiederkehrende, warnende Stimme in seinem Inneren waren das Letzte, was er wahrnahm, bevor er einschlief und von seiner Mutter träumte, die ihn von Sam fortzog und vor dem Traualtar an Brian übergab.
 
Nicht weit entfernt in einem Hotelzimmer komplementierte Brian genau zu dieser Zeit den Mann aus dem Zimmer, den er in einem Club in der Nähe aufgelesen hatte und mit dem er sich die letzten Stunden vergnügt hatte.
Er verstand einfach nicht, was an dem Satz „Mach die Tür zu, wenn du gehst“ so schwer zu verstehen war und stand nun ungehalten neben dieser, als der andere sich, vor sich hin murrend, anzog und mit einem letzten beleidigten und zugleich sehnsüchtigen Blick auf Brian schließlich verschwand.
Erschöpft vom ‚Workout’ ließ sich Brian auf das Bett fallen und schloß die Augen.
Wie immer beschwor er das Bild von Justins Gesicht herauf und das Letzte was er sah, war das strahlende Lächeln Justins und mit dem Vorsatz, ihn diesmal nicht einfach so davon kommen zu lassen, schlief Brian ein.

Kaum sechs Stunden später stand Justin müde in der Küche und wartete darauf, dass der Kaffee fertig wurde. Er hatte sich gerade eine Tasse aus dem Schrank genommen, als Sam in die Küche kam. Er murmelte ein guten Morgen und begann so umständlich im Kühlschrank zu rumoren, dass Justin sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
Anscheinend war der Sohn der Familie absolut kein Frühaufsteher und Justin fragte sich gerade, aus welchem Grund Sam schon auf den Beinen war, als dessen Kopf wieder auftauchte und er seinem Gegenüber einen bösen Blick zuwarf.
„Du brauchst gar nicht so selbstgefällig grinsen und freu dich nicht zu früh, noch hab ich dich nicht zur Galerie gefahren.“
Justin starrte Sam überrascht an.
„Wieso du? Wollte Caithlin heute nicht wieder mitkommen?“
Nun lächelte Sam doch leicht und schüttelte den Kopf.
„Nein, sie hat mich dazu verdonnert. Aber das macht nichts, ich wollte mir sowieso deine Werke ansehen.“
Justin sah ihn einen Moment einfach nur an und sprach dann das aus, was ihm als erstes durch den Kopf ging.
„Wieso?“
„Weil meine Mutter seit gestern von nichts anderem mehr redet, als dass du der neue Picasso am Künstlerhimmel bist. Und glaub mir, es ist besser man widerspricht ihr dann einfach nicht und lässt ihr ihren Willen.“
Justin konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
„Ja, das habe ich auch schon gemerkt. Seit ich hier wohne bekommt sie praktisch immer ihren Willen.“ Genau in diesem Moment kam Caithlin verschlafen in die Küche und sah die beiden Männer mistrauisch an.
„Ich weiß, dass ihr über mich redet. Da ich aber noch keinen Kaffee getrunken habe, rate ich euch einfach, ganz schnell zu verschwinden, bevor ich alle meine Sinne beisammen habe und euch die Leviten lese.“ Grinsend sah sie den beiden hinterher, und lachte, als sie ihren Sohn im Hausflur noch irgendetwas von „schon wieder ihren Willen“ murmeln hörte, bevor die Haustür hinter ihnen zufiel.
Das konnte ja heiter werden. Sie hoffte nur, dass Justin sich nicht irgendwelche Hoffnungen auf ihren Sohn machte, denn so nett und offen Sam auch war, er war nicht und würde auch nie homosexuell sein. Einen Augenblick runzelte sie die Stirn, doch dann schob sie diesen Gedanken weit nach hinten und machte sich daran, für sich und ihren Mann das Frühstück vorzubereiten.
 
Brian stand gedankenverloren unter der Dusche und überlegte, ob er gleich nach dem Kaffee zur Galerie fahren oder sich erst, wie versprochen, mit Adam treffen sollte. Er entschied sich für Letzters und während er sich anzog, verabredete er sich mit Adam zu einem Treffen in einem kleinen Cafe in Soho.
Dieser ließ ihn einen geschlagene halbe Stunde warten und Brian, der nicht mehr wirklich überzeugt von seiner Idee war, begrüßte ihn reserviert. Was dachte er sich dabei, sich ein weiteres Mal mit jemanden zu treffen, den er schon gehabt hatte?
Nur, weil er ein wenig mehr Zeit brauchte, um sich auf das Zusammentreffen mit Justin vorzubereiten, musste er sich jetzt die überschwengliche Begrüßung und das Gelaber Adams anhören, der ihn in der nächsten Stunde davon zu überzeugen versuchte, nach New York zu ziehen.
Brian hatte Mühe ihm überhaupt konzentriert zuzuhören und als Adams Andeutungen auf einen kurzen Quickie immer aufdringlicher wurden, entschuldigte Brian sich, stand auf und ging.
Gedankenversunken schlenderte er die Straße hinunter in Richtung der Galerie, die nicht weit entfernt ein paar Blocks weiter war. Er war so mit sich selbst beschäftigt, dass er die Person erst bemerkte, als er in sie hineinrannte. Gerade wollte er sich, ohne aufzublicken, entschuldigen und einfach weiter gehen, als die, ihm nur zu bekannte, Stimme ihn aufhielt.
„Brian?“ Er sah hoch und ein ehrliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht auf.
„Sieh mal einer an, Sie sind also auch hier? Haben Sie Justin schon gesehen?“
Als Brian auf ihre Frage hin nur den Kopf schüttelte, trat Jennifer einen kleinen Schritt näher und legte vertrauensvoll ihre Hand auf Brians Arm.
„Gehen Sie hin. Er wird sich freuen. Und ich freue mich, dass Sie hergekommen sind, es wird ihm so viel bedeuten.“
Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, bis Brian sich schließlich zu der Frage durchrang, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte. Er wußte, dass Jennifer die Einzige war, die sie richtig verstehen würde.
„Er hat es geschafft, oder? Er braucht uns nicht mehr, niemanden von uns, nicht wahr?“
Einen Moment sah Jennifer ihn einfach nur an und für einen kurzen Augenblick hatte er das Gefühl, Justin sähe ihn an. Ihr Blick war genauso forschend und machte ihn genauso nervös, wie es Justin immer geschafft hatte.
Egal was er gesagt oder getan hatte, Justin hatte ihn nur mit diesem Blick angesehen und ihn durchschaut.
„Er wird uns immer brauchen, wir sind seine Familie. Er hat sich gestern furchtbar gefreut, dass ich hergekommen bin und er wird sich auch freuen Sie zu sehen.“
Brian lachte zynisch auf.
„Na, dann will ich unserem kleinen Künstler mal einen Besuch abstatten.“
Doch Jennifer lächelte ihn nur an und nickte.
„Manchmal wünschte ich, er wäre noch zu Hause. Aber das hätte er uns nie verziehen, oder?“
Auf Jennifers Frage hin schüttelte Brian den Kopf und blieb vor dem Eingang der Galerie stehen.
„Nein, er hätte es sich selbst nie verziehen, wenn er nicht gegangen wäre.“ Ein wehmütiges Lächeln trat auf sein Gesicht, als er schließlich nach einer endlos scheinenden Minute gestand: „ Und ich mir auch nicht.“
Brian beugte sich hinunter und gab Jennifer einen Kuss auf die Wange. Dann drehte er sich um und ging auf die Tür der Galerie zu, nicht ohne sich noch einmal umzuwenden und grüßend eine Hand zu heben, was Justins Mutter mit der gleichen Geste erwiderte.
 
Justin stand neben Sam und zum unzähligsten Mal an diesem Tag schon, lachte er laut auf über etwas, dass Sam sagte. Dieser hatte es sich nicht nehmen lassen, sich von dem Künstler höchstpersönlich herumführen zu lassen und schließlich waren sie vor dem ‚Davongehenden Mann’ stehen geblieben. Sam schien ehrlich beeindruckt über Justins Talent zu sein und dieser genoss die Zeit mit dem Mann an seiner Seite.
Das erste Mal, seit er aus Pittsburgh weggegangen war, fühlte er sich wieder jemanden in seinem Alter verbunden. Der Mann schien Justin wirklich zu mögen und auch Justin empfand schon nach nur wenigen Stunden in der Gesellschaft Sams so etwas wie Freundschaft.
„Verdammt, wenn ich nicht dauernd unterwegs wäre - was übrigens tödlich für dein Liebesleben ist, glaub es mir ruhig - würde ich mir ja auch so einen 'Justin Taylor' in meine Wohnung hängen.“
Justin erinnerte sich genau in diesem Moment an das erste Gemälde, welches er von einer Künstlerin geschenkt bekommen hatte, und er erinnerte sich auch daran, welche Wendung dieses Bild seinem Leben damals gegeben hatte. Aus einem Impuls heraus legte er den Arm um die Schulter des Mannes neben sich und sah ihn ernst an.
„Ich schenke dir eins. Such dir aus, welches du willst. Ganz egal.“
 
Erstaunt sah Sam ihn an.
„Ist das dein Ernst? Nicht dass du denkst, ich könnte mir sowas nicht leisten, oder wolle keinen haben...“
Doch Justin unterbrach ihn und nickte bestätigend.
„Doch, ich will, dass du dir ein Bild aussuchst. Komm schon. Vielleicht das von deiner Mom? Dann kannst du dich auch in Kalifornien beobachtet fühlen.“
Beide lachten, doch dann wurde Sam wieder ernst und deutete mit dem Kopf auf das Bild vor ihnen.
„Wenn du’s wirklich ernst meinst, dann würde ich gerne das hier haben. Ich glaube das gefällt mir am besten.“
Einen winzigen Augenblick bereute Justin sein Angebot, doch dann nickte er und wurde nur einen Moment später in eine kräftige Umarmung gezogen.
 
„Leider ist dieses Bild des Künstlers nicht zu verkaufen, da es sich bereits in Privatbesitz befindet.“
Justin erstarrte in Sams Umarmung, bevor er sich langsam umdrehte und den Mann vor sich ansah. Einen Moment hatte er das Gefühl, dass sein Gehirn ihm einen Streich spielte, denn er glaubte tatsächlich Brian vor sich zu sehen.
Als Sam ihn jedoch unsicher aus der Umarmung entließ und Brian ihn erwartungsvoll ansah, wusste Justin, dass dies nicht wieder nur einer seiner vielen Tagträume war.
Brian Kinney stand vor ihm.
Brian Kinney war nach New York in die Galerie gekommen.
Um seine Bilder zu sehen. Um ihn zu sehen.
„Brian.“ Zu mehr, als zu diesem einen Wort war Justin für eine volle Minute nicht imstande, doch dann erinnerte er sich an die Bemerkung und seine Augenbrauen wanderten fragend nach oben.
„Und wieso kann ich dieses Bild nicht verschenken?“
Brians Blick glitt für den Bruchteil einer Sekunde hinüber zu dem schönen Mann an Justins Seite und er spürte Eifersucht in sich aufsteigen.
So hatte er sich das Wiedersehen nicht ausgemalt. Er wusste und hatte auch nie erwartet, dass Justin asketisch lebte, ganz im Gegenteil. Doch diese Szene, welche er vor ein paar Minuten beobachtete hatte, war etwas anderes gewesen. Er hatte die Sympathie zwischen den beiden gespürt, fast als wären sie eng befreundet.
Schnell verdrängte er seine Gefühle und der typische, sarkastische Ausdruck trat auf sein Gesicht, als er nun in leicht triumphierenden Ton fortfuhr: „Weil ich es gerade gekauft habe.“
Als er Justins erstauntes Gesicht sah, auf das sich jedoch schnell dieses spezielle, wissende Lächeln schlich, wusste Brian, dass er in ernsten Schwierigkeiten steckte.

„Du hast es gekauft?“
Brian sah ihn nur stumm an und als die Stille langsam drohte unangenehm zu werden, machte Justin eine unbestimmt Geste in Richtung Sams.
„Brian, das ist Sam. Er ist der Sohn der Familie, bei der ich zur Zeit wohne.“ Er ließ Brian nicht eine Sekunde aus den Augen, doch dieser wusste seine Gefühle gut zu verbergen.
„Sam, das ist Brian.“ Justin hätte gerne noch mehr gesagt, so etwas wie: „Mein Freund aus Pittsburgh.“ Doch mit einmal wusste er nicht, wie er Brian wirklich vorstellen sollte.
Brian erkannte die Unsicherheit in Justins Stimme und versuchte darüber hinwegzuspielen, indem er dem anderen Mann seine Hand hinhielt.
„Brian Kinney. Tut mir so leid, dass Sie das Bild nun nicht mehr haben können. Aber ich bin mir sicher, Justin malt gerne ein anderes für Sie. Oder Sie suchen sich hier eins aus?“
Brian war die Höflichkeit in Person, doch Justin wusste schon bei den ersten Worten, dass er angepisst war.
Justin straffte sich und sah Brian herausfordernd an. Was dachte der sich eigentlich, einfach hier aufzutauchen und auf eifersüchtigen Freund zu machen?
Er wandte sich an Sam und erkannte, dass auch dieser deutlich die Spannung zwischen den beiden spürte.
„Das ist kein Problem, Sam. Ich wollte sowieso noch eine Version des Bildes malen. Die kannst du dann haben.“
Sam sah die beiden Männer vor sich an und wusste nicht wirklich, was genau da nun vorging. Also nickte er nur auf Justins Vorschlag hin und entschuldigte sich dann, um ein Telefonat zu führen.
Einen Moment herrschte zwischen Justin und Brian ein angespanntes Schweigen, bis Brian schließlich eine Kopfbewegung in die Richtung machte, in der Sam verschwunden war.
„Wie’s aussieht, hast du dich gut eingelebt?“
Verdammt, er hatte es nicht so eifersüchtig klingen lassen wollen, doch er konnte den Misston in seiner Stimme einfach nicht unterdrücken.
Justin hatte nicht wirklich gewusst, wie er mit Brians plötzlicher Anwesenheit umgehen sollte, obwohl es genau das war, was er sich am meisten gewünscht hatte. Doch als er nun den eifersüchtigen Unterton in Brians Stimme hörte, erschien ein breites Grinsen auf seinem Gesicht und er sah den Mann vor sich mit einer Mischung aus Triumph und Verehrung an.
„Bist du etwa eifersüchtig auf Sam?“ Und als er sah, wie Brian bei der Frage genervt die Augen rollte – ein sicheres Zeichen dafür, dass Justin genau ins Schwarze getroffen hatte – setzte dieser noch hinterher: „Ich finde ja auch, dass er wirklich zum Anbeißen aussieht. Was meinst du, soll ich ihn zeichnen?“
Er hatte die Frage noch nicht ganz zu Ende gestellt, als Brian ihn auch schon am Arm packte und ihn nah zu sich heranzog. Justin hatte gewusst, dass er exakt diesen Effekt hervorrufen würde und konnte ein Lachen nicht unterdrücken, welches jedoch schnell zu einem Stöhnen wurde, als Brian ihn nun endlich küsste.
Alles um Justin herum schien zu verschwinden und er konzentrierte sich nur noch auf die Lippen und die Zunge, die seinen Mund eroberten. Wie sehr er das vermisst hatte, wurde ihm jetzt erst wirklich klar. Natürlich hatte er den Sex mit Brian vermisst, aber nun wusste er erst, wie tief sein Verlangen nach dem anderen Mann eigentlich war, und einen kleinen Augenblick wunderte Justin sich, wie er weitermachen sollte, wenn Brian wieder fort war.
Genau dieser Gedanke brachte Justin schließlich dazu, sich von Brian zu lösen und ihn mit lustverhangenen Augen anzusehen.
Brian wich mit dem Kopf ein wenig zurück um Justin besser ansehen zu können und lächelte schließlich.
„Du hast es also tatsächlich geschafft, hm? Spielst jetzt in der obersten Liga. Herzlichen Glückwunsch, Sunshine.“
Und Justin wusste, dass Brian es genauso meinte, wie er es gesagt hatte. Justin wusste, dass Brian stolz auf ihn war und er war es ja auch selber.
Trotzdem schlich sich ein wenig Trauer mit in die Erkenntnis. Er wusste nicht warum, aber er hatte irgendwie gehofft – entgegen aller Erwartungen – dass Brian ihn bitten würde, mit nach Hause zu kommen. Doch ihm war klar, dass Brian so etwas niemals  tun würde, egal wie sehr er dies selber wollte.
Brian zwang niemanden zu etwas, derjenige musste es schon aus freien Stücken tun, genauso wenig, wie Brian von jemandem zu irgendetwas gezwungen werden wollte.
Justin zwang ein Lächeln auf sein Gesicht und sah Brian fragend an.
„Bleibst du noch etwas, oder musst du gleich wieder zurück?“
Er wusste die Antwort bereits, bevor Brian die Worte sprach, denn Brian packte ihn am Hemd und zerrte ihn förmlich hinter sich her zu den Männertoiletten.
Brian stieß ihn in einen der Toiletten und presste ihn gegen die Wand. Justin lehnte sich ein wenig in Brians Berührung und dieser zog ihn enger in seine Umarmung. Genau das war es, was er vermisst hatte.
Ihre Lippen trafen sich und ihre Zungen spielten miteinander, schmeckten und erkundeten einander. Das genau war es was Brian vermisst hatte, die Nähe und das Wissen, dass Justin ihm noch immer gehörte.
Justin fühlte sich, als wäre er nach Hause gekommen. Und als Brian in um die Taille fasste, glitt er zwischen dessen Beine. Seine Schenkel berührten Brians, er fühlte die Sehnsucht und das berauschende Gefühl, genau das zu bekommen, was er sich gewünscht hatte.
Justins Finger zitterten leicht, als er Brian half sich auszuziehen. Er musste über sich selbst lachen und Brian unterbrach den Kuss. Er presste für einen Moment seine Stirn gegen Justins und lächelte ihn ruhig an. Als würde alles genau so passieren, wie es vorher bestimmt wäre.
Kaum war Justins Hemd offen, begann Brian seinen Körper mit den Lippen zu erkunden.
Er presste Justin gegen die kalten Fliesen und als ihre Lippen sich wieder fanden, schob Brian Justins Hände ungeduldig beiseite. Beide kämpften darum, als erster die Hose des anderen zu öffnen.
Brian kämpfte innerlich um seine Selbstbeherrschung. Er wollte, dass dies Gefühl wenigstens ein wenig anhielt. Das Gefühl, genau dort zu sein, wo er hingehörte und vor allem genau dort, wo Justin hingehörte.
„Dreh dich um!“ Justins Augen wurden dunkel vor Erregung, als er sich umdrehte und sich an den Fliesen abstützte. Er hörte das vertraute Geräusch des zerreissenden Cellophans und versuchte gar nicht erst das Kichern zu unterdrücken.
Brian gab ihm einen kleinen Klaps auf den Po und kurz darauf verwandelte sich Justins Kichern in Seufzer und Stöhnen.
 
Die Stille danach war nicht unangenehm und auf Justins Gesicht lag jener selbstzufriedene Ausdruck , der Brian schon oft genug zur Verzweiflung gebracht hatte.
„Ok, spuck’s schon aus und schleich nicht um den heißen Brei herum.“
Justins Gesicht nahm einen geradezu perfekt unschuldigen Ausdruck an, doch konnte er das Grinsen nach ein paar Sekunden nicht mehr zurück halten. Als dieses sich schließlich in ein strahlendes Lachen verwandelte, stöhnte Brian gespielt auf und rollte mit den Augen.
„Ich wusste es!“ Justins Lächeln wurde, wenn das denn möglich war, noch breiter.
„Was wusstest du?“
„Ich wusste es einfach!“
„Justin, sprich nicht in kryptischen Zeichen, sondern sag’s einfach. Ich hab keine Lust das Frage- und Antwortspiel zu spielen.“ Brian wusste, dass er die Antwort nicht mögen würde, denn Justin war einfach viel zu selbstgefällig.
„Ich wusste, dass du zu meiner Ausstellung kommen würdest. Oder zumindest hab ich es gehofft. Deshalb hab ich schließlich auch den anderen davon erzählt!“
Justin war sofort klar, dass er zuviel verraten hatte, als Brian seine Stirn runzelte und seine Lippen in den Mund zog. Aber im Moment war es ihm einfach egal. Brian war gekommen und alles andere zählte einfach nicht.
Und als er das Lächeln sah, dass sich langsam auf Brians Gesicht zeigte, wusste er dass dieser ihm die kleine Manipulation verziehen hatte.
 
Gott, Justin hatte Brian wirklich vermisst. Egal wie sehr er auch mit seinem neuen Leben beschäftigt gewesen war und wie sehr er seine neu gewonnene Unabhängigkeit genoß, seine Familie fehlte ihm. Liberty Avenue, das Diner, selbst Michaels blöder Comicshop fehlten ihm. Hätte Brian ihn gebeten, wieder zurück zukommen, er hätte nicht eine Sekunde gezögert und all dem hier in New York den Rücken zugekehrt. Doch er wusste, das Brian nicht daran denken würde, ihn zu fragen und so trottete er nur stumm neben ihm her zurück in den Galerieraum.
Brian wartete nur auf die Frage, die unausweichlich kommen würde. Eigentlich war er erstaunt, wie lange Justin es aushielt, diese nicht zu stellen. Er musste grinsen, als er spürte, dass der blonde Mann neben ihm immer unruhiger wurde und einige Male zu sprechen anhob, jedoch jedes Mal nur einen leisen Seufzer hören ließ. Doch schließlich konnte Justin sich einfach nicht mehr zurückhalten.
„Wann musst du wieder zurück?“
„Morgen früh. Ich habe noch ein Meeting mit einem potentiellen Kunden und...“ Er musste grinsen, als Justin bei dem Begriff „potentieller Kunde“ mit den Augenbrauen wackelte und ihn anzüglich ansah.
„Ich glaube, du hast heute Abend auch noch ein wichtiges Meeting mit einem „potent..en“ Kunden!“ Justin zog Brian zu sich heran und presste seine Lippen auf Brains Mund.
 
Die beiden verabschiedeten sich von dem Galeriebesitzer und Justin machte sich auf die Suche nach Sam, um auch ihm Bescheid zu sagen, dass er die Nacht bei Brian im Hotel verbringen würde.
 
Sie hatten das Hotelzimmer kaum betreten, als sie auch schon anfingen sich gegenseitig auszuziehen. Keiner von ihnen wollte auch nur eine Sekunde der wertvollen Zeit ihres Zusammenseins verschwenden. Schließlich landeten sie beide in einem Wirrwarr aus Armen und Beinen auf dem Bett, bis Justin die Oberhand gewann, sich auf Brians Hüfte setzte und begann kleine, zarte Küsse entlang seines Kinns zu verteilen. Brian bog seinen Kopf zurück und ein kleiner zufriedener Seufzter entschlüpfte seinen Lippen.
Dies spornte Justin nur noch mehr an und er erkundete Brians Oberkörper mit Lippen und Fingern, sich langsam weiter nach untern vorarbeitend.
 
Brians Finger fuhren durch das blonde Haar und er bewegte sich unruhig unter Justin. Ihm kam wieder zu Bewusstsein, wieso er den Sex mit dem jungen Mann so genoß. Niemand kannte seinen Körper so wie Justin. Er wusste genau an welchen Stellen er lecken, küssen oder kleine, sanfte Küsse verteilen musste, um Brian in Ekstase zu versetzen. Und er wusste dies auch auszunutzen. Brian hob seine Hüfte an und rieb sich an Justin. Seine Hände wanderten an der Seite des schlanken Mannes empor bis zu seinem Gesicht. Er umfing Justins Kopf und zog ihn zu sich hinunter, um ihn lange und genüßlich zu küssen.
 
„Oh Gott, das hab ich vermisst.“ Justin stöhnte in Brians Mund und er ließ seine Hände langsam an Brians Körper entlang wandern, bis er das harte Glied erreichte.
„Fick mich, Brian. Jetzt!“ Der Angesprochene konnte ein zufriedenes Lachen nicht unterdrücken und mit einem mutwilligen Funkeln in den Augen rollte er Justin herum, so dass dieser nun unter ihm lag.
 
„Stets gern zu Diensten!“ Als Justin sich jedoch auf den Bauch drehen wollte, hielt Brian ihn mit einem leichten Kopfschütteln und einem Lächeln um die Lippen zurück.
„Ich will dir in die Augen sehen können, wenn du kommst.“ Justin grinste und schlang seine Beine um Brians Mitte. Dieser fischte aus seiner Jeans neben dem Bett Kondome und Gleitmittel heraus und legte sie in Reichweite auf das Nachtschränkchen. Seine Finger umspannten Justins Glied und begannen einen langsamen und stetigen Rythmus. Justins Augen wurden dunkel vor Verlangen und Lust und auch seine Hand fand ihren Weg wieder zu Brians hartem Penis. Brian öffnete die kleine Tube Gleitmittel und kurz darauf schob er vorsichtig und probend einen Finger in Justins enge Öffnung. Doch dieser versuchte sich dem zu entziehen und als Brian ihn fragend ansah, keuchte er: „Ich will dich jetzt, kein Vorspiel.“
Brian riß mit vor Erregung zitternden Fingern die Kondomverpackung auf. Einen kurzen Moment schaute er Justin tief in die Augen und dann fanden seine Lippen die Justins genau in dem Moment, als sein Schwanz Justins Öffnung fand. Er glitt in Justin in einer einzigen weichen Bewegung der Hüften und Zunge, seinen Mund und Körper in einer einzigen verlangenden Bewegung gefangen nehmend. Justin mochte gestöhnt haben, doch wurde es von Brians Küssen verschluckt. Brian wollte ihm Zeit geben, sich an das Gefühl zu gewöhnen, doch Justin war schon zu stark erregt. Mit einer heftigen Bewegung zog er Brian an sich und hob gleichzeitig seine Hüften an. Justin keuchte auf, als Brian genau den Punkt in seinem Inneren traf, der elektrische Ströme durch seinen Körper zu schicken schien und Brian knurrte und tat es noch mal. Tief stieß in dem willigen Körper unter sich und die kleinen Laute, die Justin von sich gab, brachten ihn fast an den Rand der Selbstkontrolle.
Justin ganzer Körper prickelte, als wenn Elektrizität auf seiner Haut entlanglaufen würde. Das vertraute Gefühl des Orgasmusses raste durch seinen Körper und als Brian seine Finger wieder um seinen Schwanz schloss, war es um ihn geschehen. Er erzitterte und Brian folgte ihm über die Klippe. Erschöpft ließ er sich auf Justin sinken und nahm seine Lippen in einem langen Kuss gefangen. Schließlich rollte er sich von ihm hinunter und entsorgte das Kondom in dem neben dem Bett stehenden Papierkorb.
 
„Das war definitiv ein erinnerungswürdiger Fick“, sagte Justin und schlang seine Arme um Brian, sich noch enger an ihn kuschelnd. Brian lachte leise und zog die Laken über sie beide. „Wer hat gesagt, dass es jetzt schon vorbei ist?“ Mit hochgezogener Augenbraue grinste er den neben ihm Liegenden an und begann sinnliche Muster auf dessen Bauch zu zeichnen.
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Justin streckte sich langsam und sein müder Geist versuchte die Antwort auf die Frage zu finden, warum seine Glieder so schwer waren und als er diese gefunden hatte, trat ein zufriedenes Grinsen auf sein Gesicht. Er schob sich enger an den warmen, harten Körper neben sich und genoß das Gefühl endlich wieder in Brians Armen aufwachen zu können. Seine Hand wanderte in Brians untere Regionen, wurden jedoch kurz vor ihrem Ziel festgehalten und als Justin aufsah, bemerkte er, dass Brian ihn mit einem etwas entschuldigendem Grinsen anstarrte.
„Sorry, Sunshine, aber für mehr als ein kurzes Zwischenspiel in der Dusche bleibt leider keine Zeit. Ich muss zurück nach good old Pittsburgh. Also beweg deinen kleinen Arsch aus dem Bett und in die Dusche.“
„Wolltest du dich nicht vorher noch mit einem Kunden treffen?“
Bei Justins Worten warf Brian ihm einen entsetzten Blick zu und fuhr sich mit der Hand über die Augen.
„Verdammt. Das sollte ich eigentlich gestern machen. Mist, verdammter. Das hab ich komplett vergessen.“ Justin konnte das triumphierende Grinsen nicht unterdrücken und Brian gab ihm einen festen Klapps auf den Hintern.
„Du brauchst gar nicht so zufrieden grinsen. So wichtig ist der auch nicht, sonst hättest selbst du mich den Termin nicht vergessen lassen können. Und nun raus mit dir aus dem Bett, ich brauch Kaffee.“ Justin hüpfte förmlich aus dem Bett und mit einem Kichern flitzte er ins Badezimmer.
Brian hatte es gerade geschafft, sich aufzusetzen, als die Stimme seines Sunshines aus der Dusche ertönte.
„Oh Brian? Kommst du? Ich brauche da mal deine Hilfe mit einem kleinen Problem.“ Dem folgte ein sehr unmännliches Kichern und Brian murmelte zu sich selber „von wegen klein“, bevor er die Dusche betrat.

TBC
 
 
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